da es sich um unterschiedliche Ansätze handelt, möchte ich auch noch besprechen, weil sie Burkhard als jemanden erkennen lassen, der sich mit der Kunstgeschichte an sich intensiv auseinandergesetzt hat. Diese Auseinandersetzung fließt – laut seinen Aussagen – unbewußt in diese Bilder ein. Die Serie der Tierdarstellungen – ein Elefant oder ein Bär – um zwei herauszunehmen, oder die fragementarische Darstellung eines Vogelflügels – erinnert stark an Arbeiten von Albrecht Dürer.
Zwar war es bei ihm ein Rhinozerus, welches er nach Hörensagen reproduzierte oder der Flügel eines Grauracken, den er ob seines unglaublichen Kolorits in einer Mischtechnik festhielt. Dennoch sind der Bildaufbau, die Wahl des Standpunktes und des neutralen Hintergrundes dieselben, wie auch Burkhard sie in seinen Bildern verwendet. Es ist schade, dass es von diesen Arbeiten nicht mehr gibt, und dass Burkhard sich nicht stringenter mit dieser Umsetzung von Bildikonen der Kunstgeschichte auseinandergesetzt hat. Denn gerade das Foto des Flügels zeigt überdeutlich, wie stark zwar der Bezug zum historischen Vorbild gegeben ist, wie eigenständig aber der Fotograf sein Werk dazu gestaltete. Ein wunderbarer Vergleich, der Lust auf mehr machen würde. Ähnlich liegt der Fall auch in der Aktdarstellung „L`origine du monde“, die sich an das Skandalbild von Gustave Courbet anlehnt, welches dieser als Auftragsarbeit für einen betuchten Sammler herstellte. Das Medium der Fotografie dafür einzusetzen, liegt auf der Hand und wurde millionenmal bereits gemacht. Den Bezug zu diesem wichtigen Bild jedoch herzustellen, blieb Burkhard alleine vorbehalten. Leider ist das Werk in der Ausstellung nicht zu sehen, im Katalog jedoch vertreten.
So bleibt zum Schluss noch anzumerken, dass es ein sehr guter und wohl auch bewußter Kunstgriff der Ausstellungsmacher war, die Arbeiten von Balthasar Burkhard jenen der anonymen Fotografen aus der Ausstellung „Instants anonymes“ gegenüberzustellen. Nur ein kurzer Vergleich genügt, um den Unterschied zwischen Hobbyfotografen und einem Profi zu veranschaulichen. Obwohl auch gleichzeitig wundervoll nachvollzogen werden kann, welcher Qualitätssprung entsteht, wenn scheinbar unbedeutende, kleine Alltagsfotos auf ein großes Format gezogen werden, wie es zur Verdeutlichung der einzelnen Themen in dieser Ausstellung gemacht wurde.
Die Größe allein, ist daraus zu lernen, macht aus einem Fotografen noch längst keinen Künstler. Auch nicht die Wahl eines bestimmten Ausschnittes. Vielmehr ist es das Konzept, das den Abbildungen hinterlegt ist und vom Betrachter auch nachvollzogen werden kann. Ist das vorhanden, dann kann der Sprung ins Museum gelingen.
„Instants anonymes“ und die Retrospektive des Werkes von Balthasar Burkhard stellen ziemliche Herausforderungen an den Museumsbesucher dar, wollen sie tatsächlich verstanden und verarbeitet werden. Nehmen Sie sich also Zeit und, so schönes Wetter ist, lassen Sie Ihre Gedanken bei einem Drink auf der Terrasse des Museumscafés schweifen.
Alle Bilder aus der Sammlung des Künstler
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