Im Himmel der Mond – auf der Welt die Musik

Im Himmel der Mond – auf der Welt die Musik

Tanztheater für die Allerkleinsten beim Tanzfestival Szene bunte Wähne

Zwei Produktionen, die unterschiedlicher nicht sein hätten können, wurden anlässlich des 18. internationalen Szene bunte Wähne Tanzfestivals für ein junges Publikum im Dschungel Wien gezeigt. Zwei Produktionen für die Allerkleinsten.

Moon Awooh

Moon Awooh nennt sich die eine des theater.nuu. 35 Minuten, in denen die Kleinen auf eine nächtliche Reise zum Mond und wieder zurück mitgenommen werden. Sarah Gaderer und Laura-Lee Röckendorfer führten dabei Regie und wurden auf der Bühne mit Laura Nöbauer zu einem einfühlsamen Trio. Das erzählt in klaren und zugleich poetischen Bildern, wie das so ist, wenn der Tag zur Nacht wird und der Mond am Himmel erscheint. Wie man beim Schäfchenzählen einschlafen kann, und vergeblich immer wieder und wieder versucht, den Mond mit den eigenen Händen zu fangen.

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Moon Awooh_theaternuu (c) Lukas Maul

 

Dabei werden sie von einer feinen Lichtregie unterstützt, die den Raum sanft verdunkelt, ohne dass jedoch Angstgefühle aufkommen müssen. „Der Mann im Mond“ sitzt, ausstaffiert mit einem Akkordeon, über lange Strecken auf seiner hölzernen Mondsichel und spielt dabei ein wunderbares Schlaflied oder betätigt einfach ein kleines Windspiel, das sanft erklingt. Nach Vanillepudding schmeckt er, und nach Zitrone – der Mond natürlich. Und vor dem Schlafengehen gibt es einen herrlich duftenden Kakao. Nachdem die Tänzerinnen mit ihren Trinkhalmen hörbar in ihren Kakao blasen, lässt es sich ein kleiner Dreikäsehoch nicht nehmen, sie lautstark darüber aufzuklären, dass man so ja nicht trinken kann! Von Mondschnecken, Mondkälbern und der Milchstraße erfahren die Zwerge genauso wie von der blauen Farbe, die nachts alles verdunkelt. Reiscracker werden zu Minimonden und ihre Brösel, die auf den Boden verstreut werden, markieren die Milchstraße. Am Ende gibt es noch ein illusionistisches Sterneballett aus kleinen, pendelnden Glühlampen.

Die winzigen Pölster, die zu Beginn an die Kinder ausgeteilt wurden, werden im Eintausch gegen einen warmen Kakao wieder zurückgegeben. Schön, dass es schon bald Abend wird! Eine sehr gelungene Produktion, die vor allem durch ihre kindgerechte Bildsprache die Jüngsten in ihren Bann zieht. Selten hat eine kleine Produktion so viel Wärme und Kuschelgefühle erweckt wie diese.

Adams Welt

Eine ganz andere Idee verfolgt das GRIPS Theater aus Deutschland in einer Koproduktion mit der Szene Bunte Wähne. In „Adams Welt“ geht es musikalisch ganz schön zur Sache. Alessa Kordeck, George Kranz, der auch für den musikalischen Part verantwortlich ist, Jens Mondalski und Regine Seidler nehmen die Kinder mit auf eine Reise in viele unterschiedliche Szenerien. Doch zuerst muss sich Adam (George Kranz) erst einmal Gehör verschaffen. Die beständig anschwellende Kakophonie wird ihm schließlich zu laut und so ruft er aus Leibeskräften: „Schluss – alles soll weg sein“. Nicht verwunderlich, dass sich dabei eines der Kinder so erschreckt, dass es zu weinen beginnt.

Unterschiedlich lange Kartonrohre, teilweise miteinander verbunden und zu richtigen Türmen aufgebaut, bilden die Szenerie. Anfangs noch offen, werden sie bald wie ein Schutzwall aufgestellt. Darin sitzt das Publikum auf kleinen Bankreihen und verfolgt das muntere Treiben der beiden Männer und der beiden Frauen. Sie brechen auf auf eine Insel, die so klein ist, dass sie sich darauf eng aneinander drängeln müssen, marschieren anschließend an einem Seil hintereinander durch unwirtliches Gelände und beleben alsbald das graue Kartonumfeld mit grünen Gräsern, die sie daraus hervorzaubern.
Musik ist ihr ständiger Begleiter, mit plum-plum lassen sie einen kleinen Walzer erklingen bis Adam plötzlich schwer Luft bekommt. Eine kleine Auszeit gönnt er sich – dann treten zwei lustig anzusehende Fabelwesen auf von denen eines schließlich ein riesiges Ei fallen lässt. Und schon wieder wird getanzt und getrommelt, der Rhythmus mit einer winzigen eiförmigen Rassel unterstützt, die sich aus dem zuvor gelegten Riesenei herausschälen ließ. Und kaum hat man sich versehen, gleiten die vier auf einem Kanu über einen Fluss inmitten einer Dschungellandschaft. Tanja Pannier sorgt für eine wunderbare musikalische Begleitung, welche die unsichtbaren Landschaften bis hin zu einem Tauchgang im tiefen, blauen Meer herrlich veranschaulichen.

Gregory Caers inszeniert mit dem Gripsensemble " Adams Welt "  Voarbfoto (c) David Baltzer

Gregory Caers inszeniert mit dem Gripsensemble “ Adams Welt “ (c) David Baltzer

Fischschwärme, Seejungfrauen und Seemonster tauchen dort auf und Regenschirme verwandeln sich unversehens in Quallen. Aber Adam scheint sich verändert zu haben. Der zuvor noch so lebenslustige, grauhaarige Mann, will nach Hause. Er will zu seinen Eltern. Und verneint, als ihm die jungen Kollegen und Kolleginnen ihm ein Ehepaar vorspielen, das ein kleines Baby in der Hand hält. Ruhig wird er erst, als „Mama und Papa“ ihn anziehen und zu einer kleinen Gitarrenmelodie aus dem Raum begleiten. Gregory Caers hat mit seiner Regie hier ganze Arbeit geleistet.

„Adams Welt“ agiert aber auch mit einem nicht nur unterschwellig transportierten Subtext, der sich allerdings nur Erwachsenen erschließen dürfte. Handelt das Stück doch von Menschen, die in die Demenz versinken, ihre Umwelt nicht mehr adäquat wahrnehmen können und schließlich in einen emotionalen Zustand zurückkehren, in dem sie sich wie Kinder benehmen. Zu erkennen ist diese zweite Interpretationsebene von Kindern freilich nicht. Viel zu weit ist ihr Erfahrungshorizont davon entfernt. Dies führt an der einen oder anderen Stelle auch dazu, dass die Dramaturgie von ihnen nicht wirklich verstanden wird, was auch aus laut hörbaren Kinderfragen zu erkennen war. „Was macht der Mann da jetzt?“ wollte ein kleines Mädchen wissen, nachdem Adam völlig desorientiert und traurig im Raum stehen blieb.

Die Inszenierung steckt voll von wunderbarer Musik, herrlichen Rhythmen und wartet mit einer Fülle von Bildern auf, die man im Kopf ganz leicht zu prächtigen Szenerien vervollständigen kann. Als einziger Wermutstropfen bleibt, dass der logische Fortgang der Geschichte dem ganz jungen Publikum nicht so leicht zu vermitteln sein wird.

Jackie Chan und die Primaballerina – ein Traumpaar mit Hindernissen

Jackie Chan und die Primaballerina – ein Traumpaar mit Hindernissen

Kennst du Jackie Chan? Eine wunderbare Parabel über Hoffnungen, Ängste und Freundschaft des Mezzanin Theaters aus Graz im Dschungel Wien

Der Dschungel Wien beherbergt noch bis zum 3. März das „18. internationale Szene Bunte Wähe Tanzfestival“. Ein einzigartiges Projekt, das weltweit keine Pendant aufzuweisen hat. Das diesjährige Motto „Der Traum vom Fliegen“ lässt Raum für insgesamt 25 Vorstellungen.

Einige davon haben wir uns angesehen und uns darüber unsere eigenen Gedanken gemacht.

„Kennst du Jackie Chan?“ – eine Inszenierung aus dem Mezzanin Theater aus Graz bezauberte durch Erwin Slepcevic und Yukie Koji in besonderer Art und Weise. Darin wird die Geschichte von zwei völlig unterschiedlichen Charakteren erzählt. Yukie – eine resolute Balletttänzerin mit einem gebrochenen Bein und der friedliche Erwin, der sich in der Rolle des Jackie Chan am wohlsten fühlt. Sie treffen in einem Krankenhaus, genauer gesagt in einem Krankenhausbett aufeinander und müssen sich erst einmal um ihren eigenen Platz darin raufen. In der Regie von Hanni Westphal und unter der Choreografie von Yukie Koji entwickelt sich eine vergnügliche, aber auch besinnliche Geschichte um die Träume und Ängste im Leben und um die Möglichkeit, auch unter widrigen Umständen eine neue Freundschaft zu finden.

Der schmächtige Erwin macht sein Handicap durch seine Kung Fu Gebärden wett und Yukie gibt ihren Traum vom Tanzen selbst mit einem Gipsbein nicht auf. Unter den Klängen des Türkischen Marsches von Wolfgang Amadeus Mozart übt sie wie besessen, auch wenn sie dabei immer wieder das Gleichgewicht verliert und hart auf dem Boden aufprallt. Erwin versucht, so gut es geht, ihr zu helfen, ist fürs Balletttanzen aber doch zu tollpatschig. Herrlich, wie er, ausgestattet mit Yukies rosa Tütü, den Tanz der vier jungen Schwäne von Tschaikowsky zum Besten gibt. Eine Nummer, die, egal in welcher Inszenierung, immer funktioniert und auch das junge Publikum laut zum Lachen brachte. Höchst ideenreich, wie er sich mit seiner Bettnachbarin während des Schlafes so auf der Liegestatt wälzt, dass am Ende, ohne dass sie selbst es merkten, die Schlafplätze vertauscht wurden.

Erwin Slepcevic und Yukie Koji in "Kennst du Jackie Chan" (c) Fabian Dankl

Erwin Slepcevic mit seinem köstlichen Schwanentanz (c) Fabian Dankl

Die Gegenüberstellung des Ballettsolos des sterbenden Schwanes und jenen Schrittkombinationen Erwins, die ganz von Jackie Chans Bewegungsrepertoire stammen, gibt den beiden Tanzenden die Gelegenheit zu wunderbaren Soli. Und die lange und schwierige gemeinsame Schlussnummer, in der Yukie Erwin mit vielen Hebefiguren wahre Flügel verleiht, zeigt, welch großes, und doch so unterschiedliches tänzerisches Können die beiden miteinander auf so beeindruckende Art und Weise vereinen können.

Ein wunderbares Stück, das nicht zuletzt auch durch die phantasievolle Ausstattung von Corinna Schuster mit dem wandelbaren Krankenhausbett rundum bezaubert.

Hierbleiber, Weggeher und Spaziergänger vertreiben sich die Zeit

Hierbleiber, Weggeher und Spaziergänger vertreiben sich die Zeit

„Bis bald“ – ein Stück über die Zeit für Kinder ab 3 von Bernhard Studlar im Dschungel Wien

Gelb von Kopf bis Fuß und blau von oben bis unten. So sehen sie aus. Der Hierbleiber und der Weggeher. Eigentlich ist es eine Hierbleiberin und eine Weggeherin. Und die machen, was Hierbleiberinnen und Weggeherinnen so machen. Hierbleiben die eine und weggehen eben die andere. Hierbleiben ist sooooo langweilig. Weggehen ist interessanter, denn da kann man an einer großen Maschine arbeiten. Stecker aus- und einschalten, mit der Maschine herumfahren, das macht viel Arbeit und die Zeit vergeht schnell. Aber beim Hierbleiben sieht es anders aus. Da muss man sich die Zeit vertreiben. Zum Glück kommt ein Spaziergänger vorbei. Mit einem grünen Hut, einem grünen T-Shirt und einer grünen Hose. Gemeinsam vertreiben sich die beiden die Zeit mit Äpfelessen und Zeitmaschinenbauen. Und damit, in die Zukunft versetzt zu werden. Gott sei Dank haben die Kinder auf ihren kleinen Fingern aufgestempelte Bärte, die sie sich unter die Nase halten können – und schon sehen sie aus, als ob sie mindestens 140 Jahre alt wären. Und der Spaziergänger glaubt nun allen Ernstes, dass die Zeitmaschine ihn in die Zukunft versetzt hat.

Anna Lisa Grebe, Mira Tscherne und Steve Schmidt schlüpfen im Stück „Bis später“ in die eben beschriebenen Figuren und erklären Kindern ab 3, wie das so ist mit der Zeit. Der Autor Bernhard Studlar hat dabei eine wunderbare Szene eingebaut, in der sich das Jetzt im schnell vergänglichen „Hick“ zeigt. Kaum da, ist es auch schon wieder weg. Zähneputzen dauert drei Minuten und ein Geburtstag geht viel zu schnell vorbei. Erfahrungen, die auch die kleinsten Besucherinnen und Besucher des Dschungel Wien nachvollziehen können. Die Zeit bleibt niemals stehen, außer, wenn alle drei musizieren. Los, aufwachen! Später, später…oder das Jahreszeitenlied in dem der Winter schon einmal zu Rinder wird, begleiten das Geschehen, sodass die Kinder im Rhythmus mitklatschen oder ein wenig verschnaufen können. Denn zu hören, dass „später bald vor gleich ist und kurz vor dann“ kann einen schon ganz schwindlig im Kopf machen.

Ein zauberhaftes Stück über die Zeit, mit einer fantastischen Zeitmaschine aus allerlei Zahnrädern, in der man sogar in einem Zeitloch stecken bleiben kann, wenn man nicht aufpasst. Was sind eigentlich 50 Minuten? Auf alle Fälle ganz, ganz schnell vorbei.

Weitere Termine hier: „Bis später“ im Dschungel Wien

Push it, push it, push it

Push it, push it, push it

„Push it: Liegestütz und Wonderbra“ in der Regie und Choreografie von Silke Grabinger im Dschungel Wien

Schöne Körper, Musik, die ins Blut fährt und akrobatische Einlagen. In der neuen Tanzproduktion „Push it: Liegestütz und Wonderbra“ des Dschungel Wien unter der Regie von Silke Grabinger ist all das zu finden. Wer eine durchgehend erzählte Geschichte erwartet, wird enttäuscht werden. Wer sich einlässt auf einzelne Szenen und Stimmungen, darf sich auf viele verschiedene Eindrücke freuen.

Rot, grün und blau – gleich nach dem Eintreten werden dem Publikum die Plätze im jeweiligen Farbsektor zugewiesen. Und dann muss erst einmal aufgewärmt werden. Wer da schon aus der Puste kommt, kann danach die tänzerische Leistung von Maartje Pasman, Matej Kubus und Jerca Roznik Novak erst richtig ermessen. Letztere übernimmt den Part für die erkrankte Steffi Jöris, die im März wieder auf der Bühne stehen wird.

Das bisschen Auf- und Niedersetzen, die wenigen Schritte nach vor und zurück, die die Zusehenden bewerkstelligen sollen, ist nichts gegenüber dem, was die Drei danach eine Stunde lang vorführen. Bewegungen, die sich oft an der Kippe der Balance befinden, Zug und Gegenzug, Druck und Gegendruck wechseln in rascher Abfolge. Akrobatische Hebefiguren am Boden mit Liegestützen, die durch einen aufliegenden Körper noch zusätzliches Gewicht erhalten, ein schier unendliches Fallenlassen und Wiederaufstehen bilden eigene bunte Szenerien. Dabei gibt es immer wieder kleine Rangeleien, Eifersüchteleien, das Buhlen um die Gunst des Publikums. Und immer sind es körperliche Spitzenleistungen, die von den jungen Tänzerinnen und ihrem Kollegen gefordert werden. Dass ihnen die Freude an der Aufführung, der Spaß mit dem Publikum ein wenig interagieren zu können, noch anzusehen ist, grenzt bei dieser körperlichen Höchstleistung an ein Wunder.

Was über weite Strecken ohne Requisiten auskommt, ändert sich in der zweiten Hälfte des Stückes. Ein nicht näher definierbares Objekt in Form eines riesigen Kreisels mit einer überlangen Stange wird zum umtanzten Mittelpunkt und bald zum Objekt der Begierde, das sich schließlich sogar als einsetzbare Waffe entpuppt. Ducke sich wer kann! Aber es gibt auch Szenen, die von jugendlicher Verliebtheit zu zweit erzählen und solche, in denen jeder gegen jeden und jede agiert. So genau sind die Verhältnisse nie zu bestimmen. Gerade noch in Freundschaft vereint, ändert sich die Stimmungslage in wenigen Augenblicken und kippt in offene Rivalität um.

Die Farbenpracht, die der Schluss bereit hält, lässt für jede Figur noch einmal ein Solo zu. Üben, üben, üben, lächeln, lächeln, lächeln heißt es da – bis zum ersehnten Applaus. Was so leicht in der gemeinsamen Interaktion aussieht, wird hier in den Einzelperformances zur nachvollziehbaren Schwerstarbeit.

Ein Stück über Inklusion und Exklusion, über Zuneigung und Hass, aber vor allem ein Stück, das die Lust am Tanzen und an der Bewegung deutlich macht. Vielleicht auch eine Motivation für die eine oder den anderen, einmal selbst auszuprobieren, wie das so ist mit einem Körper in Bewegung.

Weitere Termine: Push it: Liegestütz und Wonderbra

Don´t stop us now!

Don´t stop us now!

„Boys awakening“ von TheaterFOXFIRE & Dschungel Wien als gruppendynamische Erforschung erster Liebesgefühle

Acht „Jungs“ zwischen 12 und 33, geballte Lebenskraft mit Spaß am Performen und Tanzen bringen den großen Saal im Dschungel zum Kochen. Zwischenapplaus und Bravo-Rufe am Schluss machen klar: Das, was hier gezeigt wurde, ist angekommen.

„Boys awakening“ nennt sich die neue Koproduktion von Theater Foxfire & Dschungel Wien in der die jungen Männer erkunden, wie das so ist mit dem Erwachsenwerden – nicht nur im Kopf. Das Grobgerüst gab Frank Wedekinds „Frühlingserwachen“ vor. Allerdings ballt sich in der Tanzversion kein Lebensdrama zusammen. Vielmehr diente die Vorlage nur dazu, jene Emotionen zu hinterfragen, die mit dem Aufkommen von Sexualität einhergehen.  Was ist Sex eigentlich? Wann hast du das erste Mal mit einem Mädchen geschlafen? Warum gehe ich, wenn ich mit einem Mädchen zusammen bin, viel mehr aus mir heraus? Warum darf man ein Mädchen nicht schlagen? Bin ich anders als die anderen? Warum trägst du Mädchenkleider, wenn du doch ein Junge bist? Fragen, die sich jedem Teenager einmal stellen, werden auf offener Bühne zur Diskussion gestellt. Und unterschiedlich beantwortet.

Dass daraus keine Diskussionsrunde wurde, dafür sorgte Corinne Eckenstein, die zuvor schon „Boys don´t cry“ und „The boys are back in town“ inszenierte. Das Bühnenbild besteht aus einem ausrangierten, knallroten 2CV. Mit seinen aufmontierten Trommeln und dem integrierten Keyboard funktioniert die Autokarosse aber auch als Instrumentalbehelf sowie als Rückzugsmöglichkeit für den ein- oder anderen in kurzen Auftrittspausen. Schwarze Gummireifen – von Motorrad- bis hin zu LKW-Größe fungieren immer wieder als höchst wandelbare Requisiten und Rhythmusinstrumente.

Rhythmus  ist das bestimmende Element dieser Vorstellung. Ob initiiert durch Konservenmusik aber auch von den Boys selbst geschaffen. Wenn sie sich von „Rachel“ (Richard Schmetterer) den Takt einpeitschen lassen und mit ihren dicken Drumsticks auf ihre Reifen dreschen, kommen sogar Stomp-Gefühle auf. Wenn sie den Jüngsten, Lino Eckenstein, in einer wunderschönen Choreografie mit unendlich vielen Hebefiguren von einem zum anderen über ihre Köpfe reichen, erinnert man sich selbst an die ersten Schmetterlinge im Bauch. In dieser Bandbreite spielt sich die Erkundung der Gefühle ab. Immer wieder beeindrucken einzelne Soli, wie jenes von Joaquin Ylo, genannt Schoko, der nicht nur eine herrliche Masturbationsnummer mit seinem Regenschirm vollführt, sondern auch mit einer Tischtennisnummer brilliert – mit imaginärem Schläger und imaginärem Ball.

Die Erinnerung an die allererste Liebe und das allererste Verlassenwerden manifestiert sich poetisch in ineinander geknüpften Mädchenpullovern, aber kaum droht das Geschehen ins allzu Romantische zu kippen, kann man sicher sein, dass sich das Blatt rasch wendet. Einer für alle lautet das Motto meist – aber testosterongeschwängerte Raufhändel gehören wohl auch zum Erwachsenwerden. So lange, bis Lino schließlich wie einst Oskar Matzerath in der Blechtrommel aus vollem Hals zu schreien beginnt. „Ich will nicht erwachsen werden!“

Don´t stop me now – der Superhit der Gruppe Queen von 1978 wird schließlich zum allgemein verbindenden Bekenntnis. Und wahrlich: diese Jungs sollte man wirklich nicht stoppen!

Flavio de Pina Soares de Carvahlo, Hisham Morscher, Adil Embaby – der in seinem Rollstuhl zeigt, wie Lebensfreude und Tanz auch mit einem Handicap zum Ausdruck gebracht werden können, Ben Pascal und Futurelove Sibanda machen neben den zuvor Genannten das Powerteam aus.

Weitere Termine hier: Boys awakening im Dschungel

Komm mit nach Paris und auf einen anderen Planeten!

Komm mit nach Paris und auf einen anderen Planeten!

„Alltag“ ein Stück der Plaisiranstalt für „alle ab zwei“ im Dschungel Wien

Rot, grün und gelb, nein, stimmt nicht. Knallrot, knallgrün und knallgelb. So sind sie angezogen, die drei Männer, die zusammen wohnen und viel Spaß miteinander haben. Sie heißen Sven, Raoul und Itze und lassen die Kinder in ihrem Theaterstück teilhaben an einem ganz normalen Tag. Itze bereitet morgens für sich und seine Freunde Eier mit Speck zu. Dann macht man gemeinsam sauber, zieht sich, wieder gemeinsam und auf „hepp!“ an.  Und dann gehen alle ihrer Arbeit nach. Sven versorgt seine Blumen, Raoul hantiert mit einem großen Besen und Itze zeichnet, was das Zeug hält. Und zaubert sich und seine Freunde mir nix dir nix in die Berge. Dort fährt Raoul mit seinen Brettern zünftig den Berg hinunter, während Itze und Sven ihn musikalisch anfeuern. Schon wenige Augenblicke später sitzen zwei von ihnen im Auto und sind unterwegs nach Paris, das Itze in der Zwischenzeit mit wenigen Strichen skizziert hat. Dabei wird Musik gemacht, die den Kindern, aber auch den Erwachsenen großen Spaß macht. Aber was wäre der Eiffelturm, wenn er nicht als Rakete verwendet werden könnte? Kurz entschlossen, fliegen die Drei mit ihm auf einen anderen Planeten, um festzustellen, dass sie dort ihre Helme aus Plastikeimern und Pappschachteln gar nicht brauchen. Beflügelt von der außerirdischen Atmosphäre intoniert Itze „Major Tom to ground control“ auf seiner Gitarre. Die ätherisch schöne Begleitung stammt von mit Wasser gefüllten Gläsern, die seine Freunde dabei sanft streicheln. Die Sterne am Himmel glitzern in ihren silbernen Anzügen, die sie „hepp!“ zuvor rasch aus ihren bunten Dressen zauberten. Erschöpft fallen sie nach diesem intensiven Tag „hepp!“ in ihre Klappsessel und freuen sich auf gemeinsame, neue Abenteuer.

Die „Plaisiranstalt“ bietet mit ihrem Stück „Alltag“ Kindertheater „für alle ab zwei“ im Dschungel Wien. Ein höchst vergnügliches, kurzes Stündchen, in welchem in keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Allerdings können Raoul Biltgen, Itze Grünzweig und Sven Kaschte nicht dafür garantieren, dass zuhause Besen, Gläser, Eimer und sonstige Haushaltsutensilien nicht plötzlich einen neuen Platz im Kinderzimmer bekommen. Nach dem Auftakt im Dezember folgen weitere Termine im Jänner.

Eine wunderbare Gelegenheit, sich und seinem Nachwuchs eine kleine Auszeit vom Alltag zu gönnen und sich „hepp!“ dabei verzaubern zu lassen.

Termine im Jänner finden Sie hier.