Ein Königreich für einen guten Pressesprecher

Ein Königreich für einen guten Pressesprecher

Gernot Plass` Hamlet-Neuinszenierung am TAG

Hamlet sein c Anna Stoecher 4730

Hamlet sein - Foto: © Anna Stoecher

Die Neuinszenierung von Hamlet im TAG (Theater an der Gumpendorfer Straße) hat es in sich. Nicht nur, dass Shakespeare zur großen Überraschung auch mit der neuen Sprache von Gernot Plass Shakespeare bleibt. Als ob darin nicht ohnehin schon Stoff genug zum Nachdenken vorhanden sei, setzt Plass mit weiteren Bedeutungsebenen dem Stück wahrlich seine eigene Krone auf – mit vielen, vielen darin funkelnden Edelsteinen. Mit dem Seziermesser scheint er über den Urtext gegangen zu sein, wobei ihm das Kunststück gelungen ist, den Duktus des Gottvaters des Dramas und der Komödie trotz neuem Sprachgewand 100prozentig getroffen zu haben. Und so jagt nicht nur ein Bonmot, eine blitzgescheite Idee, ein Spaß und eine tiefe Wahrheit die andere. Schlag auf Schlag, so dass man sicher sein kann erst bei einem zweiten oder gar dritten Theaterbesuch all seine geistreichen Finessen voll erfassen zu können, reichert der Autor und auch für die Inszenierung Verantwortliche das Geschehen mit zeitgeistigen Ideen an, ohne jedoch dabei die Grundkonstruktion des Dramas je aus dem Auge zu verlieren. Auch das Bühnenbild und die Kostüme stammen aus derselben Denke und bilden somit ein rundes Ganzes, das mit zum Erfolg der Inszenierung beiträgt. Schwarz und Weiß, Grau und Rot bestimmen sowohl die räumliche Determination als auch die Kleidung und lassen Raum genug, jede Szenerie durch unterschiedliche Ausleuchtung selbst neu zu interpretieren.

Der Autor lässt seinen Hamlet als Student der Philosophie auftreten. Ausgerechnet in Freiburg steht seine Alma Mater, weswegen er wohl sein Denken auf Husserl und Heidegger ausrichtet. Darin übt er sich auch kräftig zu Hause, wobei er zwangsläufig damit seine Familie und Freunde intellektuell ins Abseits stellt. Da bedarf es nur mehr des Griffes zu einem Buch und eine kleine exaltierte Körperpose, schon glauben alle, er sei dem Wahnsinn verfallen. Wenn sich in seinen Gedankenströmen das Licht lichtet erfreut sich jeder gebildete Mensch an der Verballhornung von Heideggers Nichts, das sich nichtet. Doch obwohl er wie nebenbei auch Nietzsche und Sartre aus dem Ärmel beutelt und offenbar auch profunde Kenntnisse des griechischen Dramas aufweist, kann er sich dem Schicksal, das auf alle wie ein Tsunami zurollt, nicht entziehen. Bildung und Intelligenz schaden nicht – aber sie helfen ihm auch nicht, das finale Gemetzel hintanzuhalten. So verwundert es schließlich nicht, dass ihm sein früher Tod selbst allzu früh und ohne Erlösung kommt. Mit dem Ausruf „Ich war so kurz davor das alles zu kapieren“ verweist er auf die Hoffnung eines Erkenntniszuwachses, den er gerne länger ausgekostet hätte. Als ewig Denkender und ewig Suchender beherrscht ihn auch noch in der letzen Minute sein Wissensdrang stärker als Gefühle zu seinen Mitsterbenden. In existenzialistisches Schwarz gekleidet, blass im Gesicht, mimt Gottfried Neuner glaubwürdig seinen verkopften Antihelden.Ganz Kopf- und wenig Bauchmensch ist seine Handlungstriebfeder eine gänzlich andere als jene seines größten Widersachers.

Claudius, sein Onkel und Stiefvater agiert hingegen als machtbesessener und potenter hinterlistiger Mörder, der im Laufe des Dramas seinen Gewissensbissen nicht entkommt. Ganz im Gegensatz zu Hamlet denkt er nicht über das Nicht-Sein nach, sondern reflektiert vielmehr über die Außenwirkung seiner Taten und würde ein Königreich für einen guten Pressesprecher geben, um sein Image halbwegs rein poliert zu bekommen. In der Doppelrolle von Hamlets Vater und Claudius brilliert der hünenhafte Horst Heiss, an seiner Seite apart Michaela Kaspar mit blutrotem Lippenstift – der von Beginn an ganz subtil vom schaurigen Ende kündet. Hin- und her gerissen zwischen Eros und Mutterliebe ist sie froh über jede Einflüsterung, die ihr Handeln bestimmt. Wie jene von Polonius – komödiantisch mehr als astrein von Georg Schubert dargestellt – in welcher sie ihren Sohn zur Rede stellen will und zur Räson bringen, an seiner Rhetorik jedoch völlig schutzlos zerbrechen muss.

Maya Henselek in der Doppelrolle der Ophelia und des Horatio, hat in beiden Fällen die Sympathien des Publikums auf ihrer Seite. Einerseits als verletze Liebende, die, wie es die Königin nach ihrem Tod ausdrückt, zumindest als Wasserleiche noch ein schönes Bild gibt. Und schon wieder darf es beim gebildeten Publikum in den Synapsen klicken und John Everett Millais mit seinem Gemälde der im Bach treibenden Toten unweigerlich durch die Gehirnwindungen sausen. Und andererseits als einziger Freund Hamlets, der ihm einzig intellektuell das Wasser reichen kann. Zwar muss er sich mit einer Assistentenstelle zufriedengeben – in welcher er sich der Phänomenologie Husserls verschrieben hat – und somit eine inferiore Denkposition gegenüber Hamlet einnimmt, betrachtet man die Entwicklung der Philosophie als linear ansteigend. Dennoch ist er es, der Hamlet bei all seinem Denken und Handeln treu bis zum Ende zur Seite steht. Henselek zeigt in den beiden Rollen ihre grandiose Wandelbarkeit nicht zuletzt durch eine clevere Kostümwahl unterstützt.

Jens Claßen und Julian Loidl, als mit wenig Geist ausgestattete Güldensterns und Rosenkranz zu sehen, dürfen auch als Mitglieder jener Theatertruppe agieren, die ganz unwissentlich Hamlet dabei unterstützt, das Verbrechen an seinem Vater aufzudecken. Aber nicht nur diese Szene stellt – wie heute so gerne in modernen Inszenierungen – das Theater selbst auf den philosophisch-soziologischen Prüfstand. Auch der Hinweis auf Max Reinhardt und Fritz Kortner – im Zusammenhang mit Hamlets Vergänglichkeitsbetrachtungen – konterkariert wie mit feinen Nadelstichen die Metahandlung und holt sie zurück auf jene Bretter, die manchmal nicht die Welt, sondern eben nur eine Kulturnation bedeuten.

Wem es in dieser Kritik zu sehr heideggerte und husserlte, shakespearlte und plasste, der oder dem sei gesagt, einfach unvoreingenommen in eine Vorstellung gehen, alles hier Gelesene vergessen und einfach nur genießen. Einen Theaterabend der Sonderklasse.

Gernot Plass` Hamlet-Neuinszenierung am TAG

Hamlet sein c Anna Stoecher 4730

Hamlet sein - Foto: © Anna Stoecher

Die Neuinszenierung von Hamlet im TAG (Theater an der Gumpendorfer Straße) in der Währingerstraße hat es in sich. Nicht nur, dass Shakespeare zur großen Überraschung auch mit der neuen Sprache von Gernot Plass Shakespeare bleibt. Als ob darin nicht ohnehin schon Stoff genug zum Nachdenken vorhanden sei, setzt Plass mit weiteren Bedeutungsebenen dem Stück wahrlich seine eigene Krone auf – mit vielen, vielen darin funkelnden Edelsteinen. Mit dem Seziermesser scheint er über den Urtext gegangen zu sein, wobei ihm das Kunststück gelungen ist, den Duktus des Gottvaters des Dramas und der Komödie trotz neuem Sprachgewand 100prozentig getroffen zu haben. Und so jagt nicht nur ein Bonmot, eine blitzgescheite Idee, ein Spaß und eine tiefe Wahrheit die andere. Schlag auf Schlag, so dass man sicher sein kann erst bei einem zweiten oder gar dritten Theaterbesuch all seine geistreichen Finessen voll erfassen zu können, reichert der Autor und auch für die Inszenierung Verantwortliche das Geschehen mit zeitgeistigen Ideen an, ohne jedoch dabei die Grundkonstruktion des Dramas je aus dem Auge zu verlieren. Auch das Bühnenbild und die Kostüme stammen aus derselben Denke und bilden somit ein rundes Ganzes, das mit zum Erfolg der Inszenierung beiträgt. Schwarz und Weiß, Grau und Rot bestimmen sowohl die räumliche Determination als auch die Kleidung und lassen Raum genug, jede Szenerie durch unterschiedliche Ausleuchtung selbst neu zu interpretieren.

Der Autor lässt seinen Hamlet als Student der Philosophie auftreten. Ausgerechnet in Freiburg steht seine Alma Mater, weswegen er wohl sein Denken auf Husserl und Heidegger ausrichtet. Darin übt er sich auch kräftig zu Hause, wobei er zwangsläufig damit seine Familie und Freunde intellektuell ins Abseits stellt. Da bedarf es nur mehr des Griffes zu einem Buch und eine kleine exaltierte Körperpose, schon glauben alle, er sei dem Wahnsinn verfallen. Wenn sich in seinen Gedankenströmen das Licht lichtet erfreut sich jeder gebildete Mensch an der Verballhornung von Heideggers Nichts, das sich nichtet. Doch obwohl er wie nebenbei auch Nietzsche und Sartre aus dem Ärmel beutelt und offenbar auch profunde Kenntnisse des griechischen Dramas aufweist, kann er sich dem Schicksal, das auf alle wie ein Tsunami zurollt, nicht entziehen. Bildung und Intelligenz schaden nicht – aber sie helfen ihm auch nicht, das finale Gemetzel hintanzuhalten. So verwundert es schließlich nicht, dass ihm sein früher Tod selbst allzu früh und ohne Erlösung kommt. Mit dem Ausruf „Ich war so kurz davor das alles zu kapieren“ verweist er auf die Hoffnung eines Erkenntniszuwachses, den er gerne länger ausgekostet hätte. Als ewig Denkender und ewig Suchender beherrscht ihn auch noch in der letzen Minute sein Wissensdrang stärker als Gefühle zu seinen Mitsterbenden. In existenzialistisches Schwarz gekleidet, blass im Gesicht, mimt Gottfried Neuner glaubwürdig seinen verkopften Antihelden.Ganz Kopf- und wenig Bauchmensch ist seine Handlungstriebfeder eine gänzlich andere als jene seines größten Widersachers.

Claudius, sein Onkel und Stiefvater agiert hingegen als machtbesessener und potenter hinterlistiger Mörder, der im Laufe des Dramas seinen Gewissensbissen nicht entkommt. Ganz im Gegensatz zu Hamlet denkt er nicht über das Nicht-Sein nach, sondern reflektiert vielmehr über die Außenwirkung seiner Taten und würde ein Königreich für einen guten Pressesprecher geben, um sein Image halbwegs rein poliert zu bekommen. In der Doppelrolle von Hamlets Vater und Claudius brilliert der hünenhafte Horst Heiss, an seiner Seite apart Michaela Kaspar mit blutrotem Lippenstift – der von Beginn an ganz subtil vom schaurigen Ende kündet. Hin- und her gerissen zwischen Eros und Mutterliebe ist sie froh über jede Einflüsterung, die ihr Handeln bestimmt. Wie jene von Polonius – komödiantisch mehr als astrein von Georg Schubert dargestellt – in welcher sie ihren Sohn zur Rede stellen will und zur Räson bringen, an seiner Rhetorik jedoch völlig schutzlos zerbrechen muss.

Maya Henselek in der Doppelrolle der Ophelia und des Horatio, hat in beiden Fällen die Sympathien des Publikums auf ihrer Seite. Einerseits als verletze Liebende, die, wie es die Königin nach ihrem Tod ausdrückt, zumindest als Wasserleiche noch ein schönes Bild gibt. Und schon wieder darf es beim gebildeten Publikum in den Synapsen klicken und John Everett Millais mit seinem Gemälde der im Bach treibenden Toten unweigerlich durch die Gehirnwindungen sausen. Und andererseits als einziger Freund Hamlets, der ihm einzig intellektuell das Wasser reichen kann. Zwar muss er sich mit einer Assistentenstelle zufriedengeben – in welcher er sich der Phänomenologie Husserls verschrieben hat – und somit eine inferiore Denkposition gegenüber Hamlet einnimmt, betrachtet man die Entwicklung der Philosophie als linear ansteigend. Dennoch ist er es, der Hamlet bei all seinem Denken und Handeln treu bis zum Ende zur Seite steht. Henselek zeigt in den beiden Rollen ihre grandiose Wandelbarkeit nicht zuletzt durch eine clevere Kostümwahl unterstützt.

Jens Claßen und Julian Loidl, als mit wenig Geist ausgestattete Güldensterns und Rosenkranz zu sehen, dürfen auch als Mitglieder jener Theatertruppe agieren, die ganz unwissentlich Hamlet dabei unterstützt, das Verbrechen an seinem Vater aufzudecken. Aber nicht nur diese Szene stellt – wie heute so gerne in modernen Inszenierungen – das Theater selbst auf den philosophisch-soziologischen Prüfstand. Auch der Hinweis auf Max Reinhard und Fritz Kortner – im Zusammenhang mit Hamlets Vergänglichkeitsbetrachtungen – konterkariert wie mit feinen Nadelstichen die Metahandlung und holt sie zurück auf jene Bretter, die manchmal nicht die Welt, sondern eben nur eine Kulturnation bedeuten.

Wem es in dieser Kritik zu sehr heideggerte und husserlte, shakespearlte und plasste, der oder dem sei gesagt, einfach unvoreingenommen in eine Vorstellung gehen, alles hier Gelesene vergessen und einfach nur genießen. Einen Theaterabend der Sonderklasse.

Alles nur Theater! Come and see!Que du théâtre – Come and see !

Alles nur Theater! Come and see!Que du théâtre – Come and see !

Shakespeares Sommernachtstraum als rauschendes Theaterfest

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

Es war ein fulminanter Theaterabend. Voll von Sprache, Musik, voll von lebendigen Schauspielern aber auch einem Publikum, das mehr als einmal plötzlich auch zum Akteur wurde. „La nuit surprise par le jour“ – was übersetzt so viel heißt wie, „Die Nacht, die vom Tag überrascht wurde“, das ist der Name einer Pariser Theatergruppe, die man sich merken sollte. Unter der Direktion von Yann-Joel Collin gelang ihren Mitgliedern beim derzeitigen Gastspiel im Straßburger TNS ein Balanceakt am Theaterhochseil, der da hieß: Lasst uns 4 Stunden Shakespeare spielen, Spaß daran haben und das Publikum mitreißen.

Das meistgespielte Stück des Theatertitanen Shakespeare verkommt heute, trotz vordergründig oft modernem Gewande, gerne zum wundersamen Feenstück, dem man sein Alter, das es auf dem Buckel trägt, meist leidlich ansieht. Nicht so bei dieser Aufführung. Sie war frisch, spritzig, witzig, aufregend, überraschend, lyrisch, fantastisch und modern. Sie holte das Publikum – alt und jung zu gleichen Teilen gemischt – gleich zu Beginn dort ab, wo es heute zuhause ist – beim abendlichen Fernsehen. Noch während sich die Besucherinnen und Besucher ihre Plätze suchten, filmte ein Kameramann die Menschen bei diesen Vorbereitungen auf den Theaterabend. Diese Eindrücke wurden auf die große Leinwand übertragen, die zu Beginn noch die vierte Wand im Theater darstellte – also jene, vor der das Stück üblicherweise gespielt wird. So kam Schwung ins Geschehen, ohne dass ein Geschehen noch begonnen hatte.

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

Furios ging´s dann gleich weiter mit dem ersten Auftritt der Shakespear´schen Figur des Theseus, dem Herzog von Athen – ganz im Stile eines Fernsehentertainers, der sich im Laufschritt hinter die letzte Publikumsreihe begab , sich dort an ein Mikrophon stellte und – wiederum live gefilmt und auf die Leinwand projiziert – seine ersten Sätze ins Publikum rief. Ab diesem Moment war klar: das ist Shakespeare – ultramodern. Und was auch klar war, und bis zum Schluss der Aufführung die Stimmung trug, das war eine Leichtigkeit der Interpretation, die mit einer großen Portion Humor gespickt war. Nichts, aber auch gar nichts wird in dieser Inszenierung ernst genommen, und die ohnehin schon von Shakespeare komödiantisch angelegten Szenen, in welchen Handwerker versuchen, für die geplante Hochzeit von Theseus und Hippolyta ein kleines Theaterstück aufzuführen, diese kleinen Szenen erwiesen sich als fulminantes Spiel, in welchem sich das Theater selbst feiern konnte. Die Auftritte darin waren mit viel Slapstick und Klamauk gewürzt, mit wenigen Figuren nur besetzt, aber diese dafür mit einer komödiantischen Spielfreude ausgestattet, wie sie nur an ganz großen Theaterbühnen zu finden ist.

Cyril Bothorel, dessen erster Auftritt völlig unerwartet mitten aus den Zuschauerrängen heraus geschah, gelang mit seiner Schauspielkunst, das Publikum von der ersten Sekunde an zu fesseln und unbändig zu unterhalten. Wie er hundertmale sich entschuldigend zu Wort meldete, wie er im Laufe des Abends immer wieder mit dem Publikum improvisierte und sogar einen jungen Mann dazu brachte, in der Pause das Weite zu suchen, wie er am Ende des Stückes einen Bühnentod starb, der sich über 10 Minuten zog und das Publikum zum Tränenlachen brachte, das alles war, bzw. ist Schauspielkunst vom Feinsten. Die Idee, die unterschiedlichen Rollen im Stück auf weniger Akteure zu verteilen, sodass Doppel- und Dreifachbesetzungen, wie im Falle von Bothorel ,zustande kommen, ist zwar nicht neu, in dieser speziellen Konstellation jedoch sehr gelungen. Mehrfache, sich überlagernde Bedeutungsebenen sind schon in Shakespeares Originalstück mehr als ausreichend vorhanden, durch den Kunstgriff jedoch, das Stück zweizuteilen, in Akteure mit Theaterkostümen und solchen, die in heutiger Straßenkleidung agierten, gelang eine glaubwürdige Transferierung des Themas um Liebe und Verblendung ins Hier und Jetzt. Vor allem das Agieren mit der Filmkamera, die teilweise von den Schauspielern selbst in die Hand genommen wurde, sowie das Rekrutieren von Mitspielern aus den Reihen des Publikums – wie den „Mond“, der mit einer Laterne das tragikkomische Geschehen der Handwerkeraufführung beleuchten musste, importierte das Bühnengeschehen inmitten der Zuseherinnen und Zuseher. Der kurzerhand auf die Bühne gezerrte Monddarsteller fand im Laufe seines Einsatzes sichtbar Gefallen an seiner Rolle. Er wurde ausgiebig vom Rest des Publikums beklatscht, wohl auch aus Erleichterung, selbst nicht ausgewählt worden zu sein. Niemand war gefeit, sich plötzlich im Rampenlicht wiederzufinden, auch wenn man in der letzten Reihe saß, in welcher sich unvermutet der Troll Puck, auf der Flucht vor Oberon, beherzt über drei Damen warf, um von seinem Verfolger nicht gesehen zu werden.

Die modernen, musikalischen Einschübe, erinnerten an Rockauftritte aber auch an die allseits in ganz Europa so beliebten Fernsehtanzshows, was ein guter Weg war, der flatternden und verzauberten, historischen Atmosphäre des Stückes zu entkommen, die heute meist gar nicht mehr nachvollziehbar erscheint und Längen aufbaut, die hier vermieden wurden. Zwar waren nicht alle Gesangseinlagen opernreif, aber Oper wurde an diesem Abend ohnehin keine gespielt. Kleine Unpässlichkeiten, wie z.B. das Fehlen von Volumen in tiefen oder hohen Lagen, verstärkten den Charakter des improvisierten Theaters, aber auch die Sympathien beim Publikum. Zuzuschreiben sind sie sicherlich der extremen Belastung, der die Schauspielerinnen und Schauspieler bei diesem Gastspiel ausgesetzt sind, in welchem sie eine große Halle ohne Guckkastenbühne und ohne Mikrofon vier Stunden lang stimmlich füllen müssen.

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

Das Verschwinden der Bühnenleinwand, das den Blick schließlich in die ganze Halle freigab und Bühne und Zuschauerraum verschmelzen ließ, war nur die logische Konsequenz des Spieles, welches sich mit der Frage „Wo fängt Bühne und Theater an und wo vermischt sich Spiel mit Realität?“ beschäftigt. Die Übersetzung des Textes von Pascal Collin trägt ebenfalls zum Gelingen der Inszenierung bei. Er wusste, wie Shakespears Sprache auf ein heutiges, verständliches Level zu heben ist, wobei weder die Zartheit, noch die darin im Original vorhandene Derbheit abhanden kamen. Die mitreißenden Klagen von Hermia und Helena, das schalkhafte Ränkespiel von Oberon und seinem Puck, die Verblendungen von Lysander, Demetrius und Titania -optisch wunderbar dargestellt durch die rot aufgemalten Streifen unter ihren Augen, die Lachnummern der Auftritte des Löwen und der Wand – interpretiert von den beiden Musikern, die ihre musikalische Untermalung des Abends teils inmitten des Bühnengeschehens betrieben – all das kann, um nicht Seiten und Seiten des Lobes auszusprechen, nur kurz mit dem Superlativ zusammengefasst werden, der da heißt: ganz, ganz großes, zeitgenössisches, endlich einmal entkrampftes Theater, das noch lange im Kopf bleibt.

Applaus für Cyril Bothorel, Paul Breslin, Xavier Brossard, Marie Cariès, John Carroll, Yannick Choirat, Pascal Collin, Issa Dakuyo, Chrstian Esnay, Delphine Léonard, Éric Louis, Elios Noel, Alexandra Scicluna und allen anderen Beteiligten.

Empfehlung: Hingehen und Ansehen!

Die Termine für die Vorstellungen finden sie hier

«Le songe d’une nuit d’été » de Shakespeare – une fête de théâtre enivrante !

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

Quelle folle soirée de théâtre! Emplie de langage, de  musique, pleine d’acteurs vivants mais aussi d’un public qui plus d’une fois endossait le rôle d’acteur
« La nuit surprise par le jour » c’est le nom d’une troupe de théâtre parisienne dont on devrait se souvenir. Dirigés par Yann-Joël Collin, leur membres ont réussi de garder l’équilibre dans leur numéro de funambules : Jouer Shakespeare pendant quatre heures, s’amuser et emmener le public dans ce voyage improbable !

De toutes les pièces du titan Shakespeare « Le songe d’une nuit d’été » est certainement la plus jouée. Et la plupart du temps, malgré une apparence parfois moderne, elle est volontiers minimisée à une sorte d’histoire de fées d’un âge certain !
Pas cette fois-ci : La représentation était emprunte de fraîcheur et de modernité. Elle était drôle, fantastique, et lyrique,  pleine de suspens, de surprises et de peps.
Elle est allée chercher le public, jeune et moins jeune, là où il se trouve en général : Devant la télévision le soir. Pendant que les spectateurs étaient encore en train de chercher leurs places respectives, un caméraman les filmait pendant ces préparatifs pour une soirée au théâtre. Ces images étaient projetées sur une immense toile, qui représentait au début encore le quatrième mur du théâtre, celui devant lequel se joue une pièce d’habitude. De cette façon on mettait un coup d’accélérateur dans l’action – sans qu’il y ait eu action.

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

Ein Sommernachtstraum im TNS © Pierre Grosbois

C’était parti : Le premier personnage « shakespearien », Theseus, le comte d’Athènes faisait son apparition. Tout à fait dans le style d’un animateur d’une émission télé il trottait derrière la dernière rangée de sièges du public et lançait  ses premières phrases destinées à l’auditoire dans le micro. Lui aussi était filmé en direct et l’image projetée immédiatement. A partir de ce moment là, les choses étaient claires : Ҫa c’était du Shakespeare façon ultramoderne. Et c’était le cas jusqu’à la fin. Une interprétation légère agrémentée d’une bonne dose d’humour portait la pièce jusqu’au bout. Rien, mais alors rien dans cette mise en scène était prise au sérieux. Les scènes conçues par l’auteur pour être comiques, comme par exemple celle où des artisans essaient d’organiser la représentation d’une petite pièce à l’occasion du futur mariage de Theseus et Hyppolyta deviennnent un jeu grandiose dans lequel le théâtre se fête soi-même. Les prestations étaient  « assaisonnées » avec du burlesque et des pitreries, jouées par des personnages peu nombreux, mais littéralement habités par la joie du jeu. Comme ceux que l’on peut trouver  sur les plus grandes scènes de théâtre.

Cyril Bothorel, dont la prestation commençait sans crier gare, car il se trouvait au milieu du public, à réussi à captiver les spectateurs dès la première seconde, tant son jeu était excellent :
Bien cent fois, il prenait la parole, tout en s’excusant, il improvisait avec le public tout au long de la soirée et a même réussi à faire fuir un jeune spectateur à l’entre-acte. Sa « mort de scène » à la fin de la pièce qui durait bien 10 minutes faisait pleurer de rire toute la salle – ça, c’’était la quintessence du jeu d’acteur ! L’idée de faire jouer très peu d’acteurs, de sorte que certains jouent deux, voir trois rôles dans la pièce n’est pas nouvelle en soi, mais dans cette configuration particulière, elle était très réussie. Déjà dans la pièce originale de Shakespeare, plusieurs niveaux de compréhension se superposent. Le tour de force ici c’était d’avoir coupé la pièce en deux et de faire jouer en parallèle des acteurs en costumes de théâtre et d’autres en tenue de ville. De cette façon la transposition du thème de l’amour et de l’aveuglement  dans le présent, ici et maintenant, était une réussite totale. Surtout les agissements avec la caméra, qui était parfois tenue par les acteurs eux-mêmes transportait la scène au milieu des spectateurs. Sans oublier les « recrues » trouvées directement dans le public comme celle qui en tant que « lune » était censée éclairer la scène des artisans. « La lune », malgré un début sur scène un peu «difficile », a fini par trouver son rôle à son goût et récoltait des applaudissements généreux – sans doute dus aussi au soulagement de ne pas avoir été choisi. Personne pourtant n’était à l’abri d’être sous les feux de la rampe: Même au dernier rang, là où se trouvait contre toute attente le troll Puck, qui cherchait son salut en se jetant courageusement sur les genoux de trois spectatrices dans le but d’échapper à Oberon.
Les parties musicales faisaient penser aux prestations des danseurs de rock, mais aussi aux divers shows télévisés que l’on apprécie à travers toute l’Europe. Et c’était un excellent moyen d’échapper à l’ambiance historique, magique et voletante, qui de nos jours n’est plus vraiment comprise et qui occasionne des longueurs dont on peut se passer. Chose que l’on a évité ici. Toutes les parties chantées n’étaient pas dignes d’un opéra – mais de toutes les façons, on ne donnait pas d’opéra ce soir-là. De petits « couacs » comme l’absence de volume dans les aigües et dans les basses accentuaient encore le caractère du théâtre improvisé et avaient toutes les sympathies du public. Ils sont certainement imputables aux extrêmes exigences de cette pièce : Les acteurs doivent « remplir » de leurs voix un hall énorme sans l’aide de microphones pendant quatre heures !

Foto: ©Pierre Grosbois

Foto: ©Pierre Grosbois

La disparition de la toile de scène, ce qui pour finir permettait d’embrasser la totalité du hall du regard et réunissait la scène et le  public, n’était que la conséquence logique du jeu qui posait la question : Où commencent le théâtre et la scène, où se mélangent fiction et réalité ? La traduction du texte par Pascal Collin contribue aussi au succès de la mise en scène. Il a su transposer la langue de Shakespeare à un niveau compréhensible, tout en gardant la tendresse et la brusquerie contenues dans le texte original.

Les plaintes déchirantes d’Hermia et Hélène, le chahut plein de malice entre Oberon et son Puck, l’aveuglement de Lysander, Demetrius et Titania, merveilleusement symbolisé par les traits rouges sous leurs yeux, les numéros désopilants du lion et du mur, interprétés par les deux musiciens, qui accompagnait par moment l’action avec leurs instruments en plein milieu de la scène : Tout cela mériterait encore des pages et des pages de louanges. Mais pour faire court : Du très, très grand théâtre contemporain et enfin décontracté qui restera pour très longtemps dans les mémoires.

Applaudissements pour : Cyril Bothorel, Paus Breslin, Xavier Brossard, Marie Carièe, John Carroll, Yannik Choirat, Pascal Collin, Issa Dakuyo, Christian Esnay, Delphine Léonard, Éric Louis, Elios Noel, Alexandra Scicluna et tous les autres participants !

Recommandation : Allez-y

„Bloody you are and bloody will be your end! “

„Bloody you are and bloody will be your end! “

Richard III – Macht und Gewalt auf der Opernbühne

Scott Hendirks als Richard III - photo (c) Alain Kaiser

Scott Hendriks als Richard III - photo (c) Alain Kaiser

Anlässlich des Festivals Musica in Strasbourg wurde die zeitgenössiche Oper Richard III am 19. 9. 2009 in Frankreich uraufgeführt.

Der italienische Komponist Georgio Battistelli schuf gemeinsam mit Ian Burton, welcher das Libretto verfasste und Robert Carsen, der für die Regie verantwortlich zeichnet, ein Werk, das sich mit dem zeitlosen Thema Macht und Machtmissbrauch auseinandersetzt. Anhand von Originaltexten des gleichnamigen Schauspiels von William Shakespeare – von Ian Burton gekonnt gekürzt und neu arrangiert, jedoch immer auf dem originalen Wortlaut basierend – wird der Aufstieg und Fall Richards III zum König von England gezeigt. Das Werk wurde vor 6 Jahren vom jetzigen Straßburger Operndirektor Marc Clémeur angeregt, und 2005 an seinem damaligen Schaffensort, der flämischen Oper in Antwerpen, uraufgeführt. Clémeur sorgte mit der Übernahme der Oper nach Straßburg, dass das Werk, zuvor auch 2007 in Deutschland gezeigt, weiter in den Opernhäusern zirkuliert – und das nicht ganz zu unrecht.

Handelt es sich doch hier um ein Unterfangen, welches zeigt, dass Oper auch heute noch lebendig geschrieben und wiedergegeben werden kann, allen Abgesängen zum Trotz. Battistellis Musik kann mehr als vorantreibendes und unterstützendes Element der Handlung bezeichnet werden, denn als tragender Körper. Vielmehr zeichnet sich die Aufführung gerade dadurch aus, dass sich die gezeigten Bilder, der Text und die Musik völlig ausgleichend die Waage halten. Bis auf wenige Ausnahmen, wie der Introduktion, dem Terzett der adeligen Frauen, der rhythmisch wider Erwarten exakten und mehr getragenen als wilden Schlachtmusik, oder dem Schlussgesang des Chores, gibt es nur wenige erinnerbare Hörereignisse. Dies trägt jedoch dazu bei, dass hier Oper im wahrsten Sinne des Wortes als Gesamtkunstwerk exerziert wird.

Der Boden des Bühnenraums, welcher Shakespeares Globe Theater Einblick rekonstruiert, wird von rotem Sand ausgefüllt, auf welchem das Drama seinen Lauf nimmt. Robert Carsen wählte dieses Material, um einerseits auf die Vergänglichkeit und Ewigkeit der Lebensläufe in unserer Welt hinzuweisen, andererseits imitiert er damit eine Arena, die sich über die Jahrhunderte hinweg als Ort nicht nur der gespielten, sondern auch der lebendigen Dramen präsentierte. Jeder, der sich auf diesem roten Sand tummelt – tut dies aufgrund einer belasteten Vergangenheit. Eine schönes und intelligentes Bild, das lange nachwirkt. Die weiß geschminkten Gesichter und die schwarzen Kostüme aller Sängerinnen und Sänger – mit Ausnahme der gedungenen Schlächter, die in blutbefleckten Gummimänteln auftreten – reduzieren die optischen Informationen der Personen auf ein Minimum. Dies stellt jedoch auch eine absolute Verdichtung der Aussagen der jeweils agierenden Personen dar.

Streckenweise fühlt man sich stärker an eine Kinovorstellung erinnert, denn an eine Opernaufführung, was vor allem auch damit zu tun hat, dass Scott Hendricks, der einen schauspielerisch extrem ausdrucksstarken Richard III gibt, sowohl in seiner Mimik als auch in seiner Gestik stark an Heath Ledgers Oscar gekrönten Auftritt als Joker in Batman erinnert. Obwohl die Masken und das Bühnenbild der Oper bereits 2004/2005 entstanden sind, zeigt sich in der sofortigen, gedanklichen Verbindung zum Kinobösewicht, wie stark die Bilder der Leinwand und des Fernsehens unsere Assoziationen und Sehgewohnheiten beeinflussen. Neben Batman und Richard III war auch Mephisto eine jener großen literarischen Gestalten, denen das Böse weiß in ihr Gesicht geschrieben war. Als unvergesslich ist hier Gustav Gründgens zu nennen, der 1960 als menschenverachtender Dämon Filmgeschichte schrieb. Einen Hinweis, dass es aber nicht nur einzelne Menschen sind, welche dem Bösen verfallen, sondern das Böse in jedem Humanum wohnt, geben die weiteren, allesamt weiß geschminkten Gesichter der Solisten und des Chores. Sie treten dadurch entpersonifiziert auf, was wiederum der Inszenierung eine über den historischen Bezug hinaus zeitlose Gültigkeit verleiht. Diese Transferierung in eine nicht an eine Historie gebundene Dimension ist der ganzen Inszenierung von Carsen eigen und bezeichnet zugleich die Stärke der Aufführung.

Richard agiert von Beginn an als sich zu seinem Bösen bekennendes Ungetüm, dessen Gewissensbisse nur in seinen Alpträumen und Ängsten am Abend vor der Schlacht sichtbar werden. Er schont weder Familie noch Freunde, um an die Macht zu kommen und diese zu erhalten und kann, solange er sich innerhalb seines eigenen Ränkespiels befindet, sich sicher sein, auf keine Gegenwehr zu stoßen. Die musikalische Idee Battistellis, Richards blutrünstige Ideen jeweils mit einem ansteigenden Pfeifton zu unterstützen, wird nur sehr subtil wahrgenommen und kann als satirischer, augenzwinkernder Verweis auf Wagners Leitmotivthematik verstanden werden. Dem machtbesessenen König bietet einzig seine Mutter, die Herzogin von York, interpretiert von Sara Fulgoni, die Stirn. Sie klagt ihn in einem der musikalisch ausdrucksstärksten Momente der Oper an und spricht jenen Fluch aus, der sich auf dem Schlachtfeld erfüllen soll. Obwohl sich der Librettist getreu an Shakespeares Vorgabe hält, schafft es Caron, die Rolle der Frauen aus einem Blickwinkel zu beleuchten, der in der literarischen Vorlage nicht so stark zum Ausdruck kommt: Als Lady Anne, die Frau Richards III, gesungen von Lisa Houben, Queen Elisabeth, seine Schwägerin, interpretiert von Lisa Griffith und die Herzogin von York gemeinsam in einem berührenden lyrischen Terzett die jungen Thronfolger beweinen, die Richard in den Tower sperren ließ, wird klar, dass es sich um ein Lamento handelt, das vor und nach ihnen auch Millionen anderer Frauen betraf.

Richard III - photo (c) Alan Kaiser

Richard III - photo (c) Alan Kaiser

Sie weinen stellvertretend für all jene, deren Männer, Väter und Söhne durch Gewalt ums Leben gekommen sind. Sie sind es auch, die das von Männern verursachte Leid tragen müssen, wenngleich sie auch nicht immer jede Schuld von sich weisen können. Lady Anne steht für jene lustvolle Verbindung zur Macht, die sich sehr wohl ihrer Schuld bewusst ist und schließlich auch daran zerbricht.

Nach der Traumszene, in welcher die von Richard Ermordeten diesem seinen Tod voraussagen, und der anschließenden Schlachtszene, in der viel Blut geschaufelt wird, endet die Oper mit einem tonalen Chor aus dem Off. Battistelli hat das Sprichwort, dass man mit Speck Mäuse fängt, wörtlich genommen und hebt mit dem Schlusschor, der einer Sphärenmusik gleicht, das Publikum auf Wolken. Man mag dies als geschmäcklerisch abtun, der Erfolg, der auf den zufriedenen Gesichtern der aus dem Saal Strömenden zu sehen war, gibt ihm jedenfalls recht.

Scott Hendricks stellte nicht nur mit seinem ausdrucksstarken Spiel sondern auch mit seiner stimmlichen Kapazität den Mittelpunkt des Ensembles dar und nicht nur wie im Text, war sein stärkster Gegenpart Sara Fulgoni. Buckingham, gesungen von Urban Malmberg, ließ seinen hellen Baß-Bariton klar ertönen, was in den vielen Konversationen mit Richard ein ausgleichendes Element zu dessen ungestümer Schärfe darstellte. Daniel Klajner leitete das Philharmonische Orchester Moulhouse einfühlsam und wahrte die vorgegebene Ausgewogenheit zwischen Singstimmen und Orchesterpart bis zum Schluss.

Dass sich diese Oper in einem neuen Gebäude noch wohler fühlen würde als im historischen, nicht allzu großen Haus in Strasbourg, ist leicht vorstellbar. Hierzu bedarf es aber wahrscheinlich ganz abseits des Bühnengeschehens noch einiger Kämpfe.

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