„Do you jodel?“ dieser Frage geht ab 28. Mai die Gruppe IYASA aus Simbabwe im Dschungel Wien nach. Ein Multi-Kulti-Event mit Tanz, Musik und gar nicht so neuen Erkenntnissen!
Gelbe Regenmäntel mit Kapuzen und Gummi-stiefel. Wohl behütet und beschuht geht´s auf die Bühne. „Jemand da?“ – immer wieder wird die Frage in den Raum gestellt bis einer der Darsteller ruft: „Ich hab` eine Frau gefunden!“ Und tatsächlich liegt sie da: The one and only Conchita Wurst. Oder zumindest ein hübsches Double von ihr. Ist ja auch schon was. Conchita repräsentiert seit einem Jahr Österreich weltweit. So wie es auch Falco heute noch tut. Beide kommen in der Produktion „Do you jodel?“ im Dschungel Wien auch zum Einsatz. Denn dabei gehen eine Gruppe von Männern und Frauen aus Afrika und ein „wandelbarer“ Österreicher den Fragen nach: „Was ist typisch österreichisch? Wer ist eigentlich ein Österreicher, wer eine Österreicherin?“ Muss man hier geboren sein, Deutsch als Muttersprache haben, um sich diesem Land zugehörig zu fühlen?
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Ganz schön knifflig! Wienerschnitzel – ja, typisch österreichisch! Spaghetti und Pizza? Logisch! Isst doch jedes Kind! „Skifoan“ von Wolfgang Ambros kennen zumindest alle Erwachsenen aber jodeln und schuhplatteln? Wer jodelt heute eigentlich noch? Und Dirndl? Ist man nur dann eine echte Österreicherin wenn man ein Dirndl trägt? Ein Bierzelt, voll mit vielen leeren, gelben Bierkisten ist wohl ein geeigneter Ort, um nachzuforschen, was denn typisch für Österreich ist
Die Gruppe IYASA aus Simbabwe stellt sich viele, viele Fragen rund um den Themenkreis „österreichische Heimat“ und hält dabei der alpenländischen Bevölkerung ganz schön den Spiegel vors Gesicht. Da wird einer jungen Frau von ihnen schon einmal der Discobesuch verwehrt. Nein, klar nicht, weil sie schwarz ist! Geschlossene Gesellschaft! Da torkeln betrunkene Festbesucher mit ihren Bierflaschen in der Hand herum und grölen, was das Zeug hält.
Aber und vor allem: Es wird viel gesungen. Afrikanische Rhythmen vermischen sich mit österreichischen Hits, und gejodelt, klar, auch gejodelt wird. Innocent Nkululeko Dube, der die musikalische Leitung inne hat, arbeitet schon seit 2001 mit dem Dschungel Wien zusammen und hat reichlich Erfahrung, wie das so ist in diesem Land. Österreichische Musik, die einen afrikanischen Touch erhält – dieses Ziel wollte der Musiker und Lehrer in einer „school of arts“ in Simbabwe erreichen. Und da Musik eine universelle Sprache ist, war das Arbeiten für das Ensemble zwar aufregend, aber nicht schwer. Gemeinsam mit dem Autor und Regisseur des Stückes Flo Staffelmayr schicken sie vier Frauen und fünf Männer auf die Bühne, um mit einem musikalischen Feuerwerk ein wenig Afrika nach Wien zu holen und ein wenig Österreich in die Gruppe selbst einsickern zu lassen. Die Außensicht der Afrikanerinnen und Afrikaner vermischt sich mit jener des österreichischen Autors und ergibt dabei eine witzige Melange. Wer hat gewusst, dass der Gambu, ein Tanz aus Simbabwe und Südafrika ganz, ganz ähnlich wie der Schuhplattler ist? Gibt es hier vielleicht sogar gemeinsame Wurzeln?
Die vermeintlich festgesetzten Grenzen verschwimmen zusehends, weichen auf. Getanzt wird in Österreich und in Simbabwe, gefeiert auch. Gibt es nun wirklich keine Unterschiede? Innocent kann im Gespräch doch mit einer Ungleichheit aufwarten: „Oft müssen Menschen aus Afrika ihren Ausweis herzeigen, wenn sie in ein Lokal oder eine Disco gehen wollen, denn sie sehen meist viel jünger aus als sie sind. Österreicherinnen und Österreicher hingegen schauen wenn sie jung sind schon älter aus!“ Das Zusammenbringen und das Verstehen unterschiedlicher Kulturen ist ihm ein Anliegen. „Wir sind in gewisser Weise alle Ausländer und ich möchte Brücken bauen, damit wir uns gegenseitig verstehen können.“ Flo Staffelmayr beginnt damit in dieser Produktion schon bei Kindern ab 6 Jahren. „Kinder in diesem Alter haben noch keine Vorstellung was typisch österreichisch ist. Sie kennen Conchita Wurst und David Alaba und sie erleben das Typische einfach ohne es wirklich zu wissen.“
„Die Welt sollte so bunt sein wie ein Regenbogen und nicht nur eine Farbe haben. Es ist egal, ob man Österreicher ist oder aus Simbabwe kommt, wichtig ist, was für ein Mensch man ist“ – O-Ton Innocent. Also alles noch einmal von vorne: Die Frage lautet eigentlich gar nicht: „Was ist typisch österreichisch“ sondern: „Was sind wir für Menschen?“ Ob schwarz oder weiß – Kinder machen keine Unterschiede in der Bewertung, wie in den Proben zu bemerken war.