Die neueste Produktion von DIELAEMMER im Off-Theater in der Kirchengasse aufgeführt, vereint Gestalten quer durch die Geschichte, die ihr Sein im Spannungsfeld von Gehorsam und Auflehnung, von Zwang und freiwilliger Unterjochung verspürten und bis ins Letzte auch auslebten. Faust, Antigone und Eichmann bilden jenes Dreigestirn, in welchem sich die Themen der freien Lebensentwürfe im Gegensatz zu den vorgegebenen der Gesellschaft gut verhandeln lassen.
Felicitas Lukas, als weiblicher Geist, der Großes will und dabei keine Einschränkungen akzeptiert, verkörpert auch die entfesselte Marktwirtschaft, in welcher der Profit oberstes Gebot ist. Und übermittelt dabei auch, dass es offenbar tatsächlich Geister sind, die einmal losgelassen, nicht mehr zu bändigen sind. Michèle Rohrbach in der Rolle der Antigone, aber auch mit kurzen Textausschnitten aus den Verhörprotokollen von Sophie Scholl versehen, stülpt ihr Innerstes nach außen, verbrennt selbst in ihrem Hass vor jeglicher Reglementierung und gräbt mit ihrer Prinzipientreue tiefer und tiefer ihr eigenes Grab. Karl Wenninger schließlich verkörpert den Nazi-Teufel Eichmann, der sein Tun bis zuletzt rechtfertigt und seine perfekte Tötungsmaschinerie wie ein präzises Uhrwerk aufzog.
Den Dreien zur Seite gestellt ist der Chor, der im Auftritt des Milgram-Experimentes sowohl den Widerstand als auch die Mitläuferschaft von Menschen wiedergibt, die anderen Leid zufügen sollen.
Es ist an diesem Abend nicht nur die Idee, die beschriebenen Themen als ewig menschliche darzustellen, die eine gute Basis bildet. Vielmehr ist es auch der Hinweis, dass es ganz bestimmte Situationen gibt, in denen alle Alarmglocken schrillen sollten, wenn es heißt, sich einer bewussten Manipulation entgegenzusetzen. „Du darfst nicht, das ist Ihnen nicht erlaubt, du hast keine Wahl“ wären Sätze, die nur Gehirnbesitzer nicht in Wallung bringen sollten. Gehirnbenützer hingegen sind dazu aufgerufen zu hinterfragen und gegebenenfalls Widerstand zu leisten. In welcher Form – das bleibt dem Individuum selbst überlassen.
Das Spiel in der Inszenierung von Alex. Riener, im nüchternen Raum zwischen dem an zwei Seiten platzierten Publikum und seinen offenen, laufenden Kostümwechseln, wird unterstützt durch die Musik von Wolfgang Frisch (Sofa Surfers) bleibt nicht im abstrakten Geschehen, sondern wendet sich zu Recht zum Schluss auch ans Publikum mit der Gewissensfrage, wie es um die eigene Entscheidung aussieht.
Spritzig und beklemmend zugleich – eine gelungene Gänsehautmischung.
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