Das Leben ist schwarz und weißLa vie c’est tout blanc ou tout noir

Das Leben ist schwarz und weißLa vie c’est tout blanc ou tout noir

Romanze

Romanze von Cie Blicke (c) Raoul Gilibert

Unter dem Begriff „Romanze“ stellt man sich gemeinhin etwas Romantisches vor. Etwas, das sich gefühlsmäßig zwischen zwei Menschen auf dem Weg zur Liebe hin entwickelt. Etwas, das nach rosa Zuckerwattewölkchen schmeckt und ein wenig nach Veilchenlikör riecht.

„Romanze“, so heißt das neue 2-Personen-Tanz-Stück von Virginia Heinen, das sie im Januar im Pôle-Sud in Straßburg zur Aufführung brachte. Tatsächlich ist es ein Stück über zwei Menschen und tatsächlich scheinen die beiden anfänglich von soviel Romantik umgeben, dass sie die Welt um sich nicht mehr wahrnehmen. Die Tänzerin und Choreografin und ihr Tanzpartner Martin Grandperret rollen zu Beginn des Stückes in einer nicht endlos wollenden Choreografie minutenlang eng umschlungen quer über den Bühnenboden, heben sich gegenseitig ab und zu ein wenig hoch, gerade soviel, dass sie nie ihren engen Körperkontakt verlieren, verändern permanent ihre Positionen, so als wollten sie jeden einzelnen Zentimeter des anderen genießen, um schließlich wie benommen auf zwei Fauteuils zu landen und langsam aus ihrer Verliebtheitstrance aufzuwachen. „Verweile doch, du bist so schön“ wäre das passende Faust´sche Zitat zu diesem Geschehen, das auf eindringliche und zugleich höchst kunstvolle Art die innige Liebe zweier Menschen visualisiert. Doch, wie schon bei Goethe festgestellt werden musste, ist nichts von ewiger Dauer. Auch nicht die schönste Romanze. Was so kuschelweich begann, ändert sich in wenigen Minuten und artet zum konfliktreichen Paargeschehen aus.

Der Plot der tänzerischen Erzählung ist mit wenigen Worten rasch beschrieben. Mann und Frau lieben sich inniglich, Mann verlässt Frau, Frau trauert, Mann kehrt zurück, Frau will sich rächen, frei sein, Mann möchte jedoch wieder eine funktionierende Beziehung. Mann und Frau beginnen, um ihre Vormacht in der Beziehung zu kämpfen,  Mann und Frau geht es schlecht dabei, Mann und Frau besinnen sich, finden einen Konsens und gehen ihren weiteren Lebensweg wieder gemeinsam. So richtig schwarz und weiß eben, wie auch das Leben – zumindest von einem gewissen Blickwinkel aus  –  schwarz und weiß ist. Zwar findet das Paar wieder zusammen, agiert aber nun nicht mehr innig umschlungen. Was von der körperlichen Nähe bleibt, sind gerade mal zwei aufeinander ruhende Unterarme, die auf den Armlehnen der nebeneinander geschobenen Lehnsesseln in amikalem Einverständnis plakativ zueinandergefunden haben.

Was auf der Bühne tänzerisch so locker erzählt wird, ist nichts anderes, als die tatsächlich gelebte Geschichte von Millionen und Abermillionen Liebespaaren nur: Das Ende sieht in der Realität außerhalb des Theaters oft anders aus. Virginia Heinen verpasst ihrem Stück bewusst ein Happy End. Die Zerwürfnisse, die des Langen und Breiten bei ihr körperlich dekliniert werden, reichen ihr scheinbar vollkommen. Kein Happy End zu zeigen wäre zu viel des Guten, bzw. des Schlechten. Und in gewisser Weise ist das auch verständlich, denn wer lässt sich schon gerne so zusammenbrüllen, dass jedes einzelne Wort wie ein Peitschenschlag wirkt, ohne dass danach eine Versöhnung in Aussicht stünde? In ihrem Stück erlebt sie das Ausrasten ihres Tanzpartners auf diese Art und Weise. Während er, auf einer Wand sitzend, von oben auf sie einbrüllt, treffen seine Worte ihren zarten Körper, der von jedem einzelnen aufs Neue wie durchgepeitscht wirkt. Er verlässt sie, bedroht und demütigt sie und missbraucht sie zugleich als Halt in seiner eigenen Not. Sie verlässt ihn, demütigt ihn und klammert sich an ihn, dass ihm die Luft zum Atmen fehlt. Es scheint so, als ginge es weder mit ihm noch ohne ihn. Nec tecum, nec sine te, wie es schon im alten Rom trefflich erkannt wurde. Aber – und hier trifft sich Heinens Idee wieder mit jener von Abermillionen – alles scheint besser zu sein als die Einsamkeit und die endlose Trauer um eine vergangene Liebe.

Diese wohl ewige Geschichte von Liebe und Zerwürfnis wird unter dem Label von Cie Blicke, unter welchem die Tänzer agieren, nicht über- aber auch nicht unterinterpretiert. Und gerade darin liegt die Stärke, aber zugleich auch die Irritation dieser Aufführung. Da glättet auch das schönste Happy End nichts mehr. Aber ist es überhaupt ein schönes Happy End, wenn das Paar zwar nebeneinander sitzt, aber jeder von ihnen in die entgegengesetzte Richtung des anderen blickt? Die Wahrheit scheint bei Heinen hinter dem zu liegen, was offenkundig erscheint. So wie man in der Kommunikation zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur unterscheidet, so unterscheidet die Künstlerin zwischen dem Sichtbaren, dem Getanzten und dem Unsichtbaren, dem Nicht-Getanzten, dem Unausgesprochenen. Allein die Reaktionen der beiden Liebenden machen deutlich, dass sich das Unausgesprochene immer Bahn bricht. Was gesagt werden müsste, aber nicht gesagt werden kann, muss sich letztendlich körperlich ausdrücken, um zu seinem Recht zu gelangen. Nur in jenen Passagen, in welchen die beiden verlassen und alleine auf sich gestellt sind und jeder für sich seiner eigenen Trauer und Wut nachgehen kann, gibt es diese Unausgesprochenheit nicht. Hier liegt alles offen, scheint alles klar.

Spannend, wie sich Heinen und Grandperret gerade in diesen Passagen in ihrem ganz persönlichen Stil ausdrücken, der ihre eigene tänzerische Handschrift offenlegt. Meisterlich, wie das Paar in seinem Kampf um die Vormachtstellung in der Beziehung wie zwei wild gewordene Stiere Stirn an Stirn gegenseitig versucht, sich wegzudrücken. Berührend, wie es sich gegenseitig bespringt, um sich am anderen mit aller Macht festzuhalten, festzuklammern, um dennoch brutal abgeschüttelt und weggestoßen zu werden. Mit hohem Identifikationspotential führen sie einen Stellvertreterkrieg um häusliche Objekte, der dermaßen eskaliert, dass körperliche Gewalt  nicht mehr zu umgehen ist. Lange hält die Frau dagegen, irgendwann jedoch kommt der Punkt, an dem sie physisch aber sichtbar auch psychisch am Ende ihrer Kräfte angelangt ist. Doch erst dieser scheinbar alles zerstörende Kampf bildet den Ausgangspunkt, um ein neues Kapitel in der Beziehung aufschlagen zu können.

Das sparsame Bühnenbild, das mit zwei verschiebbaren Zimmerwänden, einer Leiter und zwei altmodischen, grün bezogenen Armlehnstühlen auskommt, lenkt niemals vom Geschehen ab, wird aber geschickt in die Choreografie eingebaut. Als Martin Grandperret seine Geliebte verlässt, benutzt er die beiden von ihm parallel gestellten Wände um zwischen ihnen, hoch in der Luft, auf einem imaginären Rad in die vermeintliche Freiheit zu fahren. Als sie beide des Kämpfens überdrüssig sind, geschieht das Wunder. In einem banalen Gesellschaftstanz, der beiden die Regeln ihrer Schritte vorgibt, finden sie wieder zueinander. Regeln – das scheint es zu sein, was es braucht, um im richtigen Leben glücklich zu werden – scheint uns das Stück unterschwellig mitteilen zu wollen. Langsam schieben die zur Besinnung Gekommenen danach ihre gepolsterten Sessel, die links und rechts auf der Bühne standen, wieder Zug um Zug zueinander – um sie – wie bereits beschrieben, schließlich nebeneinander zu platzieren.

Für die Musik zeichnet Filippo Zapponi verantwortlich, der nicht zum ersten Mal mit Cie Blicke zusammenarbeitet. Quer durch die Jahrhunderte sampelt er Barockes, aber auch Zeitgenössisches bis hin zu elektronischen Sounds. Zumindest am Ende lässt er das Paar, durch seine musikalischen Erinnerungen unterstützt, an die schöneren Anfangszeiten wieder anknüpfen. Wie aus ferner Zeit ertönen Klangfetzen jener Barockarie, die die beiden am Beginn des Stückes im siebenten Himmel schweben ließ.

Als „Romanze“ kann diese Beziehung am Ende nicht mehr bezeichnet werden. Die rosa Wölkchen sind dahin und Angst- und Kampfschweiß hat den Veilchenduft ersetzt. Was bleibt, ist eine vordergründige Versöhnung, bei welcher der Arm der Frau über jenem des Mannes zu liegen kommt. Gewiss keine unbedachte Geste, sondern voll von Unausgesprochenem.

Ein tänzerisch extrem fordernder und gelungener Abend, an welchem die beiden Protagonisten kaum mehrere Minuten Zeit zum Atem holen haben. Ein nur auf den ersten Blick flacher Inhalt, der seine schwarz-weiße Maserung erst dann verliert, wenn man sich gerade auf diese intensiv einlässt. Das Leben ist doch nicht schwarz und weiß?

Romanze

Romanze de Cie Blicke (c) Raoul Gilibert

La définition «romance» suggère en général quelque chose de romantique. Et ce quelque chose, s’il s’agit de sentiments qu’éprouvent deux êtres l’un envers l’autre, évolue généralement vers l’amour. Ce quelque chose qui sent la violette et a le goût d’une barbe à papa…..en général !

« Romanze », ainsi s’intitule la nouvelle chorégraphie de Virginia Heinen pour deux danseurs. Au mois de janvier on a pu assister à la représentation de cette œuvre au Pôle-Sud à Strasbourg.

Effectivement, il s’agit d’une création qui raconte la relation entre deux personnes et effectivement, le nuage romantique qui les enveloppe semble les empêcher d’apercevoir le monde qui les entoure.

Au début, pendant de longues minutes qui paraissent interminables, même la danseuse et chorégraphe et son partenaire Martin Grandperret roulent étroitement enlacés sur la scène. Ils se soulèvent mutuellement très légèrement, mais jamais leur corps ne perd totalement le contact. Ils changent en permanence de position, comme s’ils cherchaient à profiter de chaque centimètre carré de l’autre et finissent par atterrir dans un état second sur deux fauteuils où ils émergent doucement de leur état amoureux. „Verweile doch, du bist so schön“ (arrête-toi, tu es si beau) serait la citation de Faust qui s’impose en observant cette action qui exprime artistiquement l’amour fou entre deux êtres. Mais déjà Goethe avait fait le constat que rien ne dure éternellement, pas même la plus jolie romance.

Et ce qui a commencé de façon si douce se transforme en quelques minutes en une relation de couple pour le moins conflictuelle.

L’histoire est simple : une femme et un homme s’aiment tendrement. L’homme quitte la femme qui est inconsolable. L’homme revient vers la femme. Elle cherche à se venger et veut rester libre. L’homme en revanche veut vivre à nouveau une relation qui fonctionne, comme avant. Commence une lutte impitoyable entre l’homme et la femme qui essaient tous deux d’obtenir la position dominante. Cette lutte fait souffrir les deux, ils réfléchissent et finissent par trouver un consensus qui leur permet de continuer leur chemin de vie ensemble.

Noir ou blanc. C’est comme cela que la vie se présente quelques fois, du moins, si on la regarde d’un certain angle de vue. Le couple se retrouve, mais il ne s’enlace plus. Plus rien ne reste de leur proximité physique. Rien, à l’exception de leurs avant-bras qui se touchent : ils sont posés gentiment sur les accoudoirs des deux fauteuils.

L’histoire que racontent les deux danseurs sur la scène correspond à une réalité que vivent des millions de couples amoureux au quotidien. Seulement, en dehors du théâtre, la fin est souvent différente. L’issue de la création de Virginia Heinen est consciemment heureuse. Les conflits, longuement déclinés à travers le langage des corps des danseurs, se suffisent à eux-mêmes. Une fin malheureuse aurait été de trop. D’une certaine façon, c’est compréhensible : qui aime se faire torturer par des paroles qui sont de véritables coups de fouet sans qu’il n’y ait ne serait-ce que la perspective d’une réconciliation à l’horizon ? Voici exactement comment Heinen ressent la scène que lui fait vivre son partenaire: assis tout en haut d’un mur, il hurle des mots à son adresse, qui font l’effet de coups de fouets sur son corps fragile qui les encaisse un à un. Il la quitte, la menace, l’humilie et abuse d’elle pour trouver un soutien dans sa propre souffrance. Elle le quitte, l’humilie et s’accroche tellement à lui qu’il manque d’étouffer. Rien ne semble être possible, ni sans lui, ni avec lui, «nec tecum, nec sine te» un constat que l’on faisait déjà dans le Rome antique. Mais dans la version de Heinen, comme dans la vie de millions de gens, tout semble plus acceptable que la solitude et le deuil infini d’un amour perdu.

La troupe nommée «Cie Blicke» n’exagère rien mais ne laisse rien de coté non plus. Et c’est précisément le point fort du spectacle, le point qui dérange. Le plus joli de tous les «happy-ends» n’y change rien. Mais est-ce une belle fin que celle où l’on voit ce couple assis côte à côte, le regard porté au loin dans des directions opposé ? Chez Heinen la vérité se trouve derrière ce qui semble si évident. Un peu comme la distinction que l’on fait dans le domaine de la communication entre la structure « superficielle » et la structure « profonde », l’artiste fait la différence entre ce qui est visible, ce qui est exprimé par la danse et ce qui est invisible, ce qui n’est pas dansé et le non-dit. Les réactions du couple mettent une chose en évidence: ce qui n’est pas dit, ce qui devrait l’être, finit toujours par revenir à la surface et c’est finalement le corps qui se charge de l’exprimer. Seulement pendant les passages où les deux amoureux sont seuls, et que chacun peut s’adonner à son chagrin et sa colère, ces non-dits n’existent pas. Tout semble clair, tout est dit. Justement pendant ces passages il est passionnant d’observer la façon de laquelle les danseurs s’expriment, chacun dans son style propre et très personnel.

Un des passages est particulièrement beau : celui où les deux danseurs luttent pour le pouvoir dans le couple. Front contre front, tels deux taureaux enragés ils cherchent à se repousser mutuellement. Celui où ils sautent l’un sur l’autre pour essayer par tous les moyens de se retenir est très émouvant. Pourtant ils finissent par être rejetés brutalement. Leur dispute au sujet des objets du ménage a pour beaucoup un air de «déjà vu». Elle s’intensifie à un point tel que la violence physique semble incontournable. La femme résiste pendant longtemps, jusqu’à ce qu’elle atteigne ses limites physiques et psychiques. Et malgré tout cette lutte qui semble tout détruire permet de commencer un nouveau chapitre dans cette relation.

Le décor minimaliste consistant en deux murs lambrissés mobiles, un escabeau et deux fauteuils vieillots tapissés de vert, n’attire jamais l’attention. Il est plutôt astucieusement intégré dans l’action qui se déroule sur la scène : quand Martin Grandperret quitte son amoureuse, il grimpe tout en haut des deux murs parallèles, pour atteindre sa prétendue liberté. Quand les deux n’en peuvent plus de leur lutte incessante, un miracle se produit. Au cours d’une danse de salon dont les règles dictent les pas que les danseurs doivent exécuter, le couple se retrouve. Des règles, c’est ce qu’il faut pour être heureux dans la vraie vie semble vouloir nous dire la chorégraphie. Doucement, les deux danseurs rapprochent les fauteuils se trouvant de chaque coté de la scène pour les ramener côte à côte comme décrit ci-dessus.

La musique est signée Filippo Zapponi, qui a déjà travaillé avec «Cie Blicke» à plusieurs reprises. Il rassemble les échantillons sonores en traversant les siècles, en commençant par le baroque, puis en passant par la musique contemporaine et pour finir avec des sons électroniques. A la fin, il permet au couple de se retrouver : la musique leur permet de se rappeler les meilleurs moments. Comme émanant d’un passé lointain, on entend les baroqueries qui ont permis au début de la pièce au couple d’atteindre le septième ciel.

A la fin, il ne peut plus être question de romance dans cette relation. Les nuages roses se sont évaporés, la sueur de la peur et de la lutte a remplacé le parfum de violettes. Ce qui reste est une réconciliation superficielle, l’avant bras de la femme qui vient se poser sur celui de l’homme. Ce n’est certainement pas un geste innocent, au contraire, il veut tout dire.

Une soirée de danse exigeante et réussie, au cours de laquelle les deux protagonistes peuvent à peine reprendre leur souffle. Au premier regard, le contenu peut paraître plat et convenu. Il ne perd son coté noir et blanc qu’à partir du moment où on est disposé à se pencher intensément sur le problème. La vie, ce n’est ni tout blanc ni tout noir, n’est-ce pas ?

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

Ein Buch ist eine Idee ist ein BuchUn livre est une idée – est un livre!

Ein Buch ist eine Idee ist ein BuchUn livre est une idée – est un livre!

Georges Appaix CIE La Liseuse mit dem „Bewegten Sextett im Lesesaal“

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Cie la liseues - (photo: Georges Appaix)

Anlässlich des „festival nouvelles“ in Straßburg organisierte das Veranstaltungszentrum Pôle-Sud in der Mediathek André Malraux eine Performance von und mit Georges Appaix und seiner Truppe. Eigens für den Lesesaal – der in diesem Gebäude elsässisch  als „Stammtisch“ ausgeschrieben ist, kreierte er ein Stück rund um, mittendrin, über und unter Büchern. Und das kann man ruhig wörtlich nehmen. Das Publikum saß an den langen Bibliothekstischen und wurde umspült von Worten und Gesten, von geklatschtem und gesprochenem Rhythmus, von Tanz und Akrobatik. Momente der Komik – wie zum Beispiel jene, in denen die Akteure in einem anscheinend wirren Austausch, dem doch ein genauer Plan zugrunde liegt, sich ein Buch nach dem anderen in die Hand drücken, um kurz zu kommentieren, dass sie das nicht gesucht hätten, oder dem Suchen nach Büchern, die zwar alphabetisch eingeordnet scheinen, dann aber doch einer anderen alphabetischen Logik als der Herkömmlichen in einer Bibliothek folgen, kommen am laufenden Band vor.

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copyright : Georges Appaix

Unterbrochen werden diese – von allen wahrnehmbaren Aktionen – dann aber doch auch von ganz intimen. Dazu nahm sich jeder der Akteure ein Buch und stellte sich ganz nah an zwei, drei Menschen aus dem Publikum, sodass er ihnen mit leiser Stimme vorlesen konnte. Eine schöne Lektion, wie sehr das Wort fesseln kann, wie sehr es alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und wie magisch diese Anziehungskraft wirkt. Die rhythmisch geprägten Einlagen, die durch das Verwenden von Büchern als Schlaginstrumente erzeugt wurden, begleiteten jene tänzerischen Partien, in welchen Partnerschaftskämpfe genauso ihren Ausdruck fanden, wie gruppendynamische Prozesse oder auch gymnastische Übungen, in denen anstelle von Bällen eben Bücher verwendet wurden. Große Bücherständer, auf denen Bücher zu skulpturalen Gebilden vereinigt waren, aber auch ein überdimensionales Buch, in welchem die einzige Frau der Companie anfangs stehend Platz fand, um, selbst in einem Buch lesend, manches Mal belehrend durch ihre überdimensionale Brille in das Publikum zu blicken, ergänzten das Geschehen und gaben dem Raum eine zusätzliche theatralisch-museale Aussage. Sprachspiele mit hoch komplexen und philosophischen Aussagen standen jenen gegenüber, die kleine Kinder in der Grundschule üben, wenn es zum Beispiel darum geht, eine Satzkette zu bilden. Kurzum, kein Wort blieb auf dem anderen. George Appaix ist ein Künstler, dem es zugleich gelingt, dem Buch als eines der höchsten Kulturgüter gleichzeitig seinen intellektuellen Nimbus zu rauben, um ihn an anderer Stelle ganz unerwartet wieder hoch aufzubauen.Georges Appaix et la compagnie «La Liseuse»  avec le «sextet mouvementé pour salle de lecture».

Appaix 888bis

Cie la liseues - (photo: Georges Appaix)

Dans le cadre du «Festival nouvelles» à Strasbourg, le centre de manifestations culturelles «Pôle Sud» a organisé une performance de Georges Appaix et de sa troupe dans la médiathèque André Malraux.

Tout spécialement pour la salle de lecture, appelé «Stammtisch» en alsacien,  Appaix a conçu une pièce autour, dans, sur et sous les livres. Et tout cela est à prendre à la lettre : Le public, placé autour des longues tables de bibliothèque, était entouré par des paroles et par des gestes, par des rythmes tapés et parlés ainsi que par de la danse et de l’acrobatie. Les situations comiques se succédèrent: Dans une confusion totale, qui n’en était pas une, bien au contraire, les acteurs se mettaient mutuellement un livre après l’autre entre les mains juste pour commenter brièvement que ce n’était pas celui-là qu’ils avaient cherché. Ou alors, ils cherchaient des livres qui semblaient être classés par ordre alphabétique. Faux! Pour finir, leur classement suivait une toute autre logique alphabétique que celle dont on a l’habitude.

Ces moments étaient interrompus par des actions diverses, parfois très intimes: Chaque acteur, muni d’un livre s’est approché de très près de deux ou trois personnes dans le public, suffisamment près pour pouvoir faire la lecture à voix basse. Une très belle leçon qui montre combien la parole peut être captivante, à quel point elle attire toutes les attentions et que son pouvoir d’attraction est magique! Les passages rythmiques, crées par l’utilisation des livres comme instruments de percussion, ont accompagné les parts dansés. De cette façon des conflits à l’intérieur du couple, des processus de dynamique de groupe ou alors de la gymnastique, pour laquelle on a utilisé des livres, plutôt que des balles, ont trouvé leur moyen d’expression.

L’action était complétée par des éléments qui ont donné à ce lieu une dimension théâtrale et muséale complémentaire: comme par exemple d’énormes présentoirs, sur lesquels les livres formaient des constructions sculpturales ou alors un livre surdimensionné, sur lequel la seule femme de la troupe, une immense paire de lunettes sur le bout du nez, lisait debout. De temps en temps elle jetait un regard instructif par-dessus le bord de ses grosses lunettes  sur le public. Des jeux linguistiques à la signification très complexe et hautement philosophique ont fait face à une sorte d’exercice pratiquée par de jeunes enfants à l’école élémentaire pour  former des chaînes de phrases.

Bref, pas un mot n’est resté sur un autre. Georges Appaix est un artiste qui réussit deux choses à la fois : il enlève le nimbus intellectuel au livre, qui est l’un nos biens culturels les plus précieux, pour, sans que l’on s’y attende, le recréer à un autre endroit.

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

Tanz den sinnlosen Tod! – Danse une mort absurde!

Tanz den sinnlosen Tod! – Danse une mort absurde!

Robin Orlyn Yann Le Herisse 2

Bühne für das Stück “Call it... kissed by the sun... better still the revenge of geography...” von Robyn Orlin (c) Yann Le Herisse

Ibrahim Sissoko in einer Choreographie von Robyn Orlin

Ein Boxer, ein athletischer Tänzer des zeitgenössischen Tanztheaters, „l´après-midi d´un faune“ mit choreographischen Reminiszenzen an das berühmte Ballett von Nijinsky, ein junger Mann, der von der Polizei verfolgt wird, ein Hip-hopper und ein Saalanimateur. All diese Bestandteile enthält der von der Südamerikanerin Robyn Orlin choreografierte und nur von einer Person – Ibrahim Sissoko – getanzte Abend: .

Und was vielleicht in der Beschreibung als krude Mischung verstanden werden könnte, entwickelt sich auf der Bühne nach und nach in einer Logik und Natürlichkeit, die keine Zweifel an der Stringenz aufkommen lässt, mit der Orlin hier ihre Schau auf gewisse zeitgenössische Problematiken fokussiert. Ibrahim Sissoko, der groß gewachsene athletische Schwarze, für den es keine Berührungsängste zwischen verschiedenen Tanzdisziplinen zu geben scheint, überzeugt nicht nur mit seiner extrem präsenten Körperperformance. Seine im Lauf des Abends zunehmende Interaktion mit dem Publikum besticht auch durch seinen Witz und seine Schlagfertigkeit.

Doch nicht genug, dass hier ein genialer Tänzer, dessen Tanzheimat sich im „Centre National de la Dance“ in Paris befindet, mit einer Choreografin zusammengetan hat, welche auf der Klaviatur des kurzweiligen Bühnengeschehens höchste Meisterschaft errungen hat. Hinzu kommen noch zwei weitere Künstler, die maßgeblich für den Erfolg verantwortlich sind. In dem Stück “Call it… kissed by the sun… better still the revenge of geography…” das anlässlich des “festival nouvelles” im Pôle-Sud” in Straßburg über die Bühne ging, zeigte Maxime Rebière, was es heißt, Meister der Beherrschung des elektronischen Pinsels zu sein. Er legte aufgrund der Konzeption von Philippe Lainé nicht nur die Fahne der Freiheit von Delacroix´s Revolutionsbild „Die Freiheit führt die Bürger über die Barrikaden“ in die Hände eines jungen Schwarzen, sondern gestaltete ein Einkaufszentrum mit davor geparktem Auto und einem überdimensionalen Einkaufswagen, eine Ballerina in zartem Röckchen oder das verspielte Bühnenbild zum „l´apres midi d´un faun“ auf die große Schachtelwand auf der Bühne, die ihm dafür eine wunderbare Projektionsfläche bot.

Besonders die ständige optische Veränderung, welche das Publikum live mitverfolgen konnte, bot Augenfutter noch und nöcher. Das Eincremen Sissokos mit weißer Farbe, um so zu einem Weißen zu mutieren, der grazil auf der Bühne eine historische Choreografie zur Musik von Claude Debussy in Anlehnung an die weltberühmte Formensprache Nijinsky tanzen kann, aber auch das abermalige Einschwärzen durch die Kunst Rebières mithilfe des computergesteuerten Farbtopfes waren nicht die einzigen Hinweise auf die Rassenproblematik, die Orlin ja besonders in ihrem Heimatland hautnah miterlebte. Ihr Motto „die Kunst dient zu nichts, wenn sie nicht mit der Realität zu tun hat“ wird besonders in jenem Part deutlich, in welchem sie direkten Bezug auf das tragische Ereignis des Todes zweier junger Menschen in Clichy-sous-Bois Bezug nimmt. Zyed Benna und Bouna Traoré fanden 2005 nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei in einem Hochspannungsschrank den Tod. „Morts pour rien“ – sinnloser Tod – ist neben ihren Namen in großen Lettern auf der Schachtelwand zu lesen. Hundegebell und Polizeisirenen unterstützen in diesem Moment die Assoziationen und Sissoko mutiert zum Gehetzten, weit ab vom künstlerischen Spagat zwischen Schwarz und Weiß.

Doch nicht nur tragische oder künstlerisch anspruchsvolle Momente reihen sich aneinander. Als Sarkozy und einige seiner Minister als Mr. Proper auf einer Putzmittelflasche erscheinen, oder Sissoko das verblüffte Publikum auffordert, doch endlich seine handys einzuschalten und gleichzeitig in drei Minuten auch noch den Alarmton derselben zu aktivieren, oder als er aus den Zuschauerreihen fünf Freiwillige rekrutiert , um ihn in das große Finale zu begleiten, gelingt der Choreografin Orlyn etwas ganz, ganz Seltenes. Durch die persönliche Teilnahme und vor allem durch das erlösende Lachen des Publikums gewinnt sie nicht nur alle Sympathien, sondern identifiziert die Zuseherinnen und Zuseher gleichzeitig extrem stark mit dem Bühnengeschehen.

Eine Identifikation, die heute mehr als je zuvor gebraucht wird. Nicht nur, um als Künstler zu überleben, sondern als Gesellschaft, die ihre sozialen Trennlinien dringend auch im „real-life“ so verwischen müsste, wie im Stück von Robyn Orlin.

Robin Orlyn Yann Le Herisse 2

Bühne für das Stück “Call it... kissed by the sun... better still the revenge of geography...” von Robyn Oriyn (c) Yann Le Herisse


Ibrahim Sissoko dans une chorégraphie de Robin Orlyn.
Un boxeur, un danseur athlétique du théâtre de danse contemporain «L’après-midi d’un faune» avec des réminiscences chorégraphiques du ballet célèbre de Nijinsky, un jeune homme poursuivi par la police, un Hip-Hopper et un animateur de salle : tous ces éléments dansés par un seul et même danseur, Ibrahim Sissoko, sont réunis dans la soirée chorégraphiée par Robin Orlyn, originaire d’Amérique du Sud.

Au cours de la soirée, ce mélange qui, au premier abord, pourrait paraître incohérent, s’avère être sur scène une suite logique et naturelle. C’est l’évidence même qu’à travers son show, Orlyn porte un regard focalisé sur certains problèmes contemporains. Ibrahim Sissoko, le grand danseur noir, très athlétique, n’a pas peur de naviguer entre les différentes disciplines de danse. Il n’est pas seulement très convaincant en ce qui concerne sa performance corporelle d’une grande présence, mais au cours de la soirée, dans une interaction grandissante avec le public, il prouve aussi qu’il a le sens de l’humour et de la repartie.

Qu’un danseur génial, dont la «patrie» est le «Centre National de la Dance» à Paris et une chorégraphe passée maître dans le domaine de la distraction scénique se réunissent, n’est pas encore tout. Deux autres artistes à qui revient une autre grande partie du succès, se sont joints à eux. Dans la création «Call it…..kissed by the sun….better still the revenge of geography… », représenté à Strasbourg dans le cadre du «festival nouvelles» au Pôle-Sud, Maxime Rebière a montré qu’il était le maître du pinceau électronique : Selon un concept de Philippe Lainé, il a mis le drapeau de la liberté qui figure sur la peinture de Delacroix « La liberté guidant le peuple» entre les mains d’un jeune noir, il a fait surgir un centre commercial avec une voiture garée devant et un caddie surdimensionné, ainsi qu’une danseuse classique vêtue d’une petite jupe légère et un décor ludique pour «l’après-midi d’un faune». Tout ceci a pris forme et vie sur une surface de projection idéale : Un mur de boîtes installé sur la scène. Les transformations optiques sans fin, auxquelles le public a pu assister en direct, étaient un ravissement pour les yeux.

Peindre Sissoko pour le transformer en homme blanc, dansant avec grâce une chorégraphie historique faisant allusion au langage de forme célébrissime de Nijinsky d’après une musique de Claude Débussy et intensifier la noirceur à l’aide d’un pot de peinture virtuel, animé par l’art de Ribière, n’étaient pas les seuls indications concernant la problématique du racisme, qu’Orlyn a vécu de tout près dans son pays d’origine. La chorégraphe est reste fidèle à sa devise selon laquelle l’art ne sert à rien, s’il n’a pas en rapport avec la réalité. Ceci est particulièrement évident dans le passage où elle se réfère à la mort tragique de deux jeunes gens à Clichy-sous-Bois. En 2005, après une course poursuite avec la police, Zyed Benna et Bouna Traoré sont morts dans une armoire à haute tension. «Morts pour rien» est écrit en grand sur le mur de boîtes. Des aboiements et des sirènes de voitures de police renforcent les associations et Sissoko mute en homme persécuté, loin du grand écart artistique entre noir et blanc.

Mais dans ce spectacle il n y a pas que des moments artistiquement exigeants qui se jouxtent les uns aux autres. Quand Sarkozy et quelques uns de ses ministres apparaissent comme Mr. Propre sur un flacon de détergent, ou alors quand Sissoko invite le public, très surpris, de rallumer «enfin» leurs portables et de faire sonner une alarme trois minutes plus tard, ou quand il recrute 5 volontaires dans les rangs des spectateurs pour l’accompagner dans le grand finale, la chorégraphe réussit quelque chose de très rare : En faisant participer le public et en le faisant rire, elle n’arrive pas seulement à gagner toutes les sympathies, mais elle fait aussi en sorte que les spectatrices et spectateurs s’identifient en même temps très fort avec l’action sur la scène.

Cette identification est aujourd’hui plus importante que jamais. Non seulement pour survivre aux artistes mais aussi pour une société qui serait bien conseillée d’effacer les lignes de séparation dans la vraie vie, tout comme dans la pièce d’Orlin.

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

Jazz vom Feinsten – Marc Ducret QuintettJazz – et du meilleur – Marc Ducret Quintet

Jazz vom Feinsten – Marc Ducret QuintettJazz – et du meilleur – Marc Ducret Quintet

Marc Ducret PoriJazz2006

Marc Ducret im Pôle-Sud in Straßburg (c) Maarit Kytöharju


Hinter dem schlichten Namen „Marc Ducret Quintet“ verbirgt sich dichter, kräftiger, homogen gesetzter, aber auch leiser, subtiler und intelligenter Jazz. Alles, was verwöhnte Jazzohren beglückt, finden sie in dieser Formation. Der Gitarrist Marc Ducret war am 11. Mai mit einer neuen Crew im Pôle-Sud in Straßburg, einem Veranstaltungszentrum, das nicht nur für zeitgenössischen Tanz, sondern auch für qualitätvollen Jazz bekannt ist.

Marc Ducret ist regelmäßiger Mitstreiter von Tim Berne, einem der herausragendsten Avantgarde-Saxofonisten New Yorks, bevorzugter Partner von Louis Sclavis im Acoustic Quartet sowie Leader des Trio „culte“, das er zusammen mit Bruno Chevillon und Eric Echampard bildet. Gemeinsam mit Peter Bruun und Kasper Tranberg am Schlagzeug und der Trompete, Fred Gastard von der „ Compagnie des Musiques à Ouïr“ am Saxofon, sowie dem Posaunisten Matthias Mahler zeigte Ducret, was es heißt, exzellente Musiker unter seiner subtilen Führung zu vereinen. Von experimentellen Sounds, die Ducret aus seiner E-Gitarre noch und nöcher zaubern kann, über Partien, in denen sich die Musik walzend und dampfend im Saal verbreitete, bis hin zu fugenähnlichen Gebilden, die sich leicht verschämt im jazzigen Gewand präsentierten und noch viel mehr wurde an diesem Abend dem begeisterten Publikum geboten. Zu einem Großteil des Erfolges trug Peter Bruun mit seinem subtilen Schlagzeug bei, der in seiner Vielfalt immer unterstützend und tragend und nie vordrängend und rechthaberisch agierte. Eine unglaublich exzellente Leistung, die sich wunderbar in das Gesamtgeschehen einfügte. Alle drei Bläser performten nicht nur Ducrets Kompositionen passgenau, sondern interpretierten sichtlich mit soviel Herzblut, dass die Musik eine Brillanz und einen Farbenreichtum erhielt, der beeindruckte.

Ducrets Spielweise, in der sein Instrument ihn stimmlich zu vertreten scheint, so verschmolzen ist er mit seiner Gitarre, ist nicht nur durch den häufigen Wechsel zwischen Plektron und Fingereinsatz gekennzeichnet, der optisch gut wahrnehmbar ist. Vielmehr scheint es absolut keine noch so diffizile und ausgefallene Ausdrucksmöglichkeit zu geben, die er nicht mit Leichtigkeit seinem Instrument entlocken kann. Auch bei noch so zischenden, brüllenden und dampfenden Klangwalzen verzichtet er in seinen Kompositionen nie auf stringente Beats, was eine hörbare Schönheit hervorruft, von der man nicht genug bekommen kann. Sein Gefühl für die Bläsermöglichkeiten erzeugt in seinen Werken ein buntes Spektrum zwischen einem Einsatz aller Stimmen, die teilweise fast schon orchestral wirken, bis hin zum Verklingen eines einzelnen, leisen Wimmerns. Der Abend war zu kurz. Einfach genial.

Marc Ducret PoriJazz2006

Marc Ducret (c) Maarit Kytöharju


Derrière le nom modeste « Marc Ducret Quintet » se cache un jazz dense, fort, et homogène, mais aussi doux, subtile et intelligent. Dans cette formation, on trouve tout ce qui rend l’oreille exigeante de l’amateur de jazz heureuse. Le 11 mai dernier, le guitariste Marc Ducret et son nouvel ensemble étaient invités au Pôle Sud, un centre de manifestations culturelles connu non seulement pour ses spectacles de danse contemporaine, mais aussi justement pour du jazz de grande qualité.

Marc Ducret travaille régulièrement avec Tim Berne, l’un des plus grands saxophonistes new yorkais d’avant-garde. Il est le partenaire préféré de Louis Sclavis de l’« Acoustic Quartet » et en même temps il est le leader du trio « Culte » qu’il forme avec Bruno Chevillon et Eric Echampard.
Avec Peter Bruun et Kasper Tranberg à la batterie et à la trompette, Fred Gastard de la « Compagnie des Musiques à Ouïr » au saxophone et le joueur de trombone, Matthias Mahler, Ducret a montré comment on réunit d’excellents musiciens sous une direction subtile et ce qui en résulte.

Partant de sons expérimentaux, que Ducret savait faire jaillir sans fin de sa guitare électrique, en passant par des passages, où la musique, fumante, se propageait à travers la salle, tel un rouleau, jusqu’aux constructions ressemblant à des fugues, qui se présentaient, un peu honteuses, dans leur habit « jazzy ». Tout ceci et encore plus était offert au public ce soir-là.

Une partie du succès revient à Peter Bruun et sa batterie subtile. Il agissait toujours en supportant, ou alors en portant tout court, jamais en exigeant ses droits ou alors en évinçant les autres, et ceci toujours tout en finesse. Une performance incroyablement brillante qui faisait merveilleusement partie d’un tout. Les trois instruments à vent ont non seulement joué les compositions de Ducret avec beaucoup d’exactitude, mais leurs interprétations étaient tellement engagées, que la musique était comme enrichie d’une palette de couleurs et d’une brillance impressionnantes. Le jeu de Ducret est en quelque sorte comme sa propre voix, car lui et sa guitare ne font qu’un. Ce qui caractérise ce jeu, et c’est bien visible, c’est le changement fréquent entre l’utilisation de ses doigts et d’un médiator. Ducret arrive à faire sortir absolument toutes les variantes d’expression de son instrument, si incroyable soient-elles. Même quand il s’agit de rouleaux sonores, qui hurlent, qui sifflent ou qui fument, jamais il ne renonce aux battements permanents, à l’origine de cette beauté auditive dont on ne se lasse pas.

Sa sensibilité de Ducret en ce qui concerne les possibilités des instruments à vent fait naître dans ses œuvres un spectre multicolore qui va de l’utilisation presque orchestral de l’ensemble des voix, jusqu’au son qui finit par disparaître doucement, tel un petit gémissement esseulé.

La soirée fut trop courte – et tout bonnement géniale !

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

Vom Mann, dem die Decke auf den Kopf fiel

Vom Mann, dem die Decke auf den Kopf fiel

Pierre Rigal 0195 2

Pierre Rigal in "press" (c) Frédéric Stoll

„Press“ von ´Cie Derniere Minute mit Pierre Rigal im Pôle-Sud

Es gibt Theater, Tanz, Tanztheater und Pierre Rigal. Für ihn muss erst ein passender Begriff gefunden werden, denn was und wie er eine Stunde lang auf „seiner“ Bühne performt, lässt sich nicht mit den gängigen Schubladisierungen abstempeln.

„Seine“ Bühne ist ein Guckkasten, eine Bühne, auf der Bühne. Ein schlichter, grauer Raum, von der eigentlichen Bühne abgehoben, zum Publikum hin geöffnet, mit einem Klappstuhl aus Plexiglas und im linken Bühneneck, einer modernen Gelenklampe, wie man sie zu Hunderttausenden in den Baumärkten dieser Erde kaufen kann, ausgestattet. Allerdings mit einem winzigen Unterschied. Rigals Lampe besitzt zusätzlich zu ihrem Strahler ein kleines rotes Lämpchen, das sich im Lauf der Vorstellung noch als fatale, treibende und destruktive Kraft herausstellen wird. Davon aber später. In schwarzem Businessanzug mit schwarzer Krawatte vermisst der französische Tänzer und Choreograf  leichten Schrittes sein kleines Reich. Er dreht sich um seine eigene Achse, nimmt artifizielle Posen ein und – so hat es den Anschein – beginnt sich in seiner Welt zu langweilen. Bis zu jenem Augenblick, in dem er sich der Bestrahlung des roten Lämpchens aussetzt. Wie ein künstliches, intelligentes Wesen beeinflusst es den jungen Mann, der sich nach einer kurzen Dosis Rotlicht nun verändert durch seine kleine Welt bewegt. Nichts läuft mehr „rund“ wie zuvor. Jede Bewegung scheint manipuliert. Die Arme gehorchen ihm nicht mehr, seine Beine geraten außer Rand und Band und was unten war,  ist plötzlich oben und umgekehrt. Rigal schlägt der Schwerkraft ein Schnippchen, wandert quer über die Wände, steht auf dem Kopf und tut so, als sei dies seine ganz normale Haltung. Durch elektronische Musik unterstützt, die seine Bewegungen wie aus Computerspielen bekannt, verstärken, vermittelt er den Eindruck, als seien die Wände magnetisch, teilweise sogar elektrisch und würden seine Gliedmaßen anziehen und abstoßen, ohne dass er sich dagegen aktiv zur Wehr setzen könnte. Wer meint, dass es für einen Menschen in einer kleinen, rechteckigen Box nur ein eingeschränktes Bewegungsrepertoire gibt, der irrt gewaltig. Jede neue Minute wird von einem neuen Körperbild geprägt. Absurdität, das Gefangensein in einem alles beherrschenden System, der Wille sich dagegen zur Wehr zu setzen und die Ohnmacht, doch nichts dagegen unternehmen zu können – all dies drückt der „Tänzer“ in seinem Formenrepertoire klar und deutlich aus.  Verschärft wird die Ausgangslage schließlich durch das Absenken der Decke, die dazu führt, dass sein Kopf plötzlich nicht mehr sichtbar ist. Im wahrsten Sinne des Wortes läuft er ab nun „kopflos“ zwischen den Wänden herum und lauscht der Stimme vom Band, die davon singt, was in ihrem Kopf denn so alles vorgehe. Eine starke, bildliche Metapher, wie überhaupt das ganze Stück als Metapher des unter dem  zivilisatorischen Druck stehenden Menschen,  steht. Wieder als ganzes Wesen sichtbar, wird nun von Minute zu Minute deutlicher, was der Titel „Press“ bedeutet. Press – der Druck oder drücken – erstens tatsächlich im physischen Sinne – den die Decke hört nicht auf,  sich zu senken. Bis nur mehr so ein kleiner Raum übrig bleibt, dass Rigal darin sich nur mehr liegend fortbewegen kann. Press aber auch im psychischen Sinne, denn die Umgebung und die Ausstrahlung lassen seinem Bild des Menschen bis zur letzten, bitteren Konsequenz hin keinen Raum – nicht zum Bewegen, nicht zum Atmen und nicht zum Leben. Pierre Rigals Bewegungen grenzen an Akrobatik und vermitteln streckenweise den Eindruck, dass er sich im schwerelosen Raum oder im Wasser befände. Wie er sich von einer Zimmerwand zur nächsten am Boden liegend abstößt um sich sofort zu wenden und wieder mit Wucht in seine Ausgangsposition zurückzugleiten –  das sind bisher noch nie gesehene Bewegungsmomente voll Poesie und Kraft zugleich. Sein „Haltung-bewahren“ in auch noch so aussichtslosen Situationen – und das wiederum im wahrsten Sinne des Wortes – geht zu Herzen und transportiert überdeutlich, dass die Konformität einerseits eines unserer gesellschaftlichen Grundübel darstellt, der Mensch aber andererseits auch in schlimmen Momenten bestrebt ist, seine Würde nicht zu verlieren.

Die Leistung Pierre Rigals besteht nicht nur aus einer Körperarbeit, die sich aus einem enorm analytischen Zugang zu dieser Performance speist. Jede Bewegung ist darauf ausgerichtet, beim Publikum den Eindruck zu erwecken, als wäre sie, so absurd und unmöglich sie auch ist, völlig selbstverständlich. Die Bilder, die er damit evoziert, sind scharf konturiert und mit Langzeitwirkung ausgestattet. Seine Leistung besteht aber auch darin, neben dieser Performance eine Ebene in das Stück einzuziehen, die weit über das Körperliche hinausgeht. Mit der Warnung und Mahnung, die er dem Publikum präsentiert, muss es schließlich selbst umgehen. Rigal bietet keine Lösung, hinterlässt aber durch seine Destruktion eine konstruktive Verstörung, der man nur entkommen kann, wenn man sich seinen eigenen „press-ures“ offensiv stellt.

Mélanie Chartreux stand Pierre Rigal bei der Ausarbeitung seines Stückes künstlerisch beratend zur Seite und mit Nihil Bordures, der für die Musik verantwortlich zeichnet und Frédéric Stoll, der die verrückte, lebende Box gestaltete, war ein Team am Werk, das sich in seiner Arbeit meisterhaft ergänzte. ´Cie dernier minute, wie der genaue Name der Compagnie lautet, adelte das Pôle-Sud in Straßburg mit seinem Halt und steuerte in dieser Saison einen weiteren Höhepunkt für dieses lebendige Veranstaltungszentrum bei.

Pierre Rigal 0195 2

Pierre Rigal avec "press" (c) Frédéric Stoll

« Press »
Cie ‚Dernière Minute‘ avec Pierre Rigal au Pôle Sud

Il y a le théâtre, il y a la danse, le théâtre de danse et il y a Pierre Rigal. Pour lui, il faudra encore inventer une définition qui convienne, car ce qu’il montre sur sa scène et comment il s’y prend ne peut être mis dans l’une des catégories artistiques connues par le commun des mortels.

Sa scène, c’est une boite. C’est une scène sur la scène. Il s’agit d’un espace simple, gris, qui se trouve un peu au dessus de la scène proprement dite. La partie de la boite tournée vers le public est ouverte. On peut y voir une chaise pliante en plexi. Dans le coin gauche est posée une lampe contemporaine orientable, semblable à toutes celles que l’on peut acheter un peu n’importe où dans le monde – à une toute petite différence près : la lampe de Rigal est équipée en plus d’une petite loupiote rouge, qui, au cours du spectacle, s’avérera être une force fatale, déterminante et destructive. Mais on verra plus tard !

En tenue noir de businessman, une cravate nouée autour du cou, le danseur et chorégraphe Pierre Rigal prend la mesure de son petit royaume, le pas léger. Il tourne autour de son propre axe, prend des poses artificielles et commence, du moins il en donne l’impression, à s’ennuyer dans son petit monde. Jusqu’au moment où il s’expose aux rayons de la petite lampe rouge. Telle une intelligence artificielle, cette petite lumière exerce une forte influence sur le jeune homme, qui, après une courte exposition aux rayons, bouge différemment dans son monde si particulier. Plus rien ne tourne rond comme avant. Chaque mouvement semble être manipulé : Ses bras ne lui obéissent plus, ses jambes échappent à tout contrôle, ce qui était en bas se trouve subitement en haut – et vice-versa !

Rigal fait un pied de nez à la force d’attraction terrestre et marche sur les murs. Il fait le poireau, comme si c’était une posture naturellement adoptée par tout le monde. Sa prestation est accompagnée par une musique électronique comme celle des jeux d’ordinateur. Cette musique accentue encore les mouvements du danseur et l’impression qu’il donne : que les murs de sa boite sont magnétiques, voir électriques pour ainsi attirer ou repousser ses membres, sans qu’il puisse s’en défendre.
Penser, qu’enfermé dans un petit box, le répertoire des mouvements possibles est forcément restreint, serait une grosse erreur. Chaque minute montre une image corporelle différente : L’absurdité, l’emprisonnement dans un système omnipuissant, l’envie de s’y opposer et finalement l’impuissance, l’impossibilité d’y arriver. Tout ceci, le « danseur » l’exprime clairement à travers son langage corporel.

Le fait que le plafond s’abaisse et que par la même occasion, la tête du danseur est invisible pour le public, renforce considérablement la situation de départ : Ayant perdu la tête, au sens propre du terme, Rigal erre à partir de là entre les murs, il écoute une voix enregistrée sur une bande énumérer en chantant tout ce qui se passe dans sa tête à elle. Une métaphore très marquante, comme toute la pièce d’ailleurs qui est une métaphore pour l’être humain exposé à l’énorme pression de la civilisation.
Quand Rigal est de nouveau entièrement visible pour le public, la signification du titre « press » prend – chaque minute davantage – toute son ampleur. Press – la pression ou presser, ces termes peuvent être compris au sens propre comme au sens figuré : Physiquement, le plafond s’abaisse de plus en plus, jusqu’à ce qu’il ne reste plus qu’un minuscule espace dans lequel Rigal bouge étant allongé. Au figuré, le titre fait allusion à l’environnement et au rayonnement qui, en dernière conséquence, prive l’être humain de tout espace pour bouger, pour respirer et finalement pour vivre !

Les mouvements de Pierre Rigal sont proches de l’acrobatie et parfois il donne l’impression d’être en apesanteur ou alors dans l’eau. La façon dont il se propulse – tout en étant allongé au sol – d’un mur à l’autre, se retournant immédiatement pour retrouver avec intensité sa position initiale, ce sont des enchaînements de mouvements pleins de poésie et de force, jamais vus jusqu’ici. Sa façon de maintenir sa position, dans toutes les situations, même désespérées, va droit au cœur et montre que le conformisme est d’un coté l’un des maux fondamentaux de notre société, mais que de l’autre coté, l’homme essaie toujours, même dans les pires moments, de garder sa dignité.

Le mérite de Pierre Rigal ne consiste pas seulement en ce formidable travail physique nourri par une approche très analytique. Chaque mouvement a pour but de donner l’impression d’être totalement anodin et naturel – même s’il est totalement absurde ou carrément impossible. L’effet aux contours incisifs qu’il obtient est de longue durée.
L’autre dimension de ce mérite est celle qui ajoute un deuxième niveau à cette performance physique qui dépasse celle-ci de très loin. En définitive, le danseur est obligé de gérer cet avertissement et cette interpellation qu’il adresse à son public, lui-même aussi !
Rigal ne propose pas de solution. Avec sa déconstruction il laisse derrière lui plutôt une confusion constructive à laquelle on ne peut échapper qu’en prenant le taureau par les cornes pour faire face à ses propres «press-ions ».

Mélanie Chartreux a épaulé Pierre Rigal par son conseil artistique. Nihil Bordures a composé la musique et Frédéric Stoll est le génial inventeur du box « vivant ». Une équipe au travail merveilleusement complémentaire.

Avec son arrèt à Strasbourg la ‘Compagnie Dernière Minute’a donné des lettres de noblesse au « Pôle Sud ». Ce spectacle fut un autre point culminant au programme de ce centre culturel vivant.

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

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