Ein tierischer Wahlkampf

Ein tierischer Wahlkampf

Michaela Preiner

Foto: ( )

10.

Juni 2022

Wenn es ans Wählen geht, dann hat man die Qual der Wahl im wahrsten Sinn des Wortes. Ob rechts, links, gemäßigt, oben oder unten, ob etablierte Partei oder Newcomer – man sollte sich zumindest mit deren Wahlprogrammen vertraut machen. Das Schubert Theater, spezialisiert auf Figurentheater für Erwachsene, präsentiert seinem Publikum mit „Wahlkampf der Tiere“ ein besonderes Schmankerl.

Angelegt als „Spaziergang für die Figur“ lädt es die Zusehenden ein, mit einem Conferencier vom Hinterhof des Theaters in den gegenüberliegenden Arne-Karlsson-Park zu wechseln. Dort entdeckte es an verschiedenen Stationen eine ganze Reihe von tierischen Figuren, die sich mit flammenden Reden als Wahlkandidaten erweisen.

Der Affe Sunni, ausgezeichnet mit einer so großen Anzahl an Titeln, dass letztlich nichts anderes übrigbleibt, als ihn nur mit Sunni anzusprechen, entlässt die Zusehenden mit ihrem Begleiter Markus-Peter Gössler in die freie Wildbahn. Dort treffen sie auf eine Grinsekatze, unter deren Anleitung die Kandidaten für die Wahl aufgespürt werden können.

Eine Ratte aus dem Untergrund schwingt eine flammende Rede wider die Ungerechtigkeit, mit der die behenden Eichhörnchen ihnen gegenüber bevorzugt werden. Ein mysteriöses Kaninchen unterhält mit ebenso mysteriösen Wahlversprechen das Publikum, das nach deren Befragung ebenso wenig über es selbst weiß wie zuvor. Zwei antike Maden versuchen ihre Klientel mit poppigen Klängen auf ihre Seite zu ziehen – sehr zum Gaudium von anwesenden Kindern, die sich von ihrem Spiel losgerissen haben und sich am unerwarteten Maden-Spektakel erfreuen. Und schließlich bietet ein ehemaliger General in Ebergestalt dem anwesenden, interessierten Wahlvolk Leberkäse an, um mit dessen Stimmen seine Heimat vermehrt schützen zu können.


Für all jene, die zum Stammpublikum des Schubert-Theaters gehören, ist der kleine Trip auch eine wunderbare Gelegenheit, die einzelnen Figuren wiederzusehen. Die zwei fetten, gierigen Maden hatten ihren großen Auftritt in Wolkenkuckucksheim XX, das Rattentier ebenso in Ochkatzlschwoaf. Der Ebergeneral entstammt dem Stück Go West! Und das weiße Kaninchen war in ALICE zu sehen.

Ob man sich nun als Neuling oder als Alt-Bekannte der kleinen Rundreise anschließt, macht jedoch keinen Unterschied. Die Freude am Puppenspiel und ihr allseits bekanntes Geheimnis, dass die Menschen, welche sie bedienen, hinter ihnen verschwinden und dennoch sichtbar bleiben, ist immer gleich.

Unter der Regie von Simon Meusburger verschmelzen Soffi Povo, Angelo Konzett und Markus-Peter Gössler mit ihren Puppen und bleiben dennoch in ihrer sympathischen Schauspielperformance sichtbar.

Weitere Termine jedes Juni-Wochenende, samstags 14:30 & 17:30 Uhr, sonntags 11:00 & 15 Uhr.

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