Zitat Herbert Hisel
"In Rom hat mich eine Frau gefragt, ob die Sixtinische Kapelle auch auf Schallplatte spielt!"
Herbert Hisel
"In Rom hat mich eine Frau gefragt, ob die Sixtinische Kapelle auch auf Schallplatte spielt!"
Herbert Hisel
Gewiss, man vermied allzu offensive, kritische Prügeleien, die Schlagzeilen jedoch, über die hinaus nur ein Bruchteil der Menschen tatsächlich liest, gestalteten sich für den Sänger desaströs. Von „Wotan blieb die Stimme weg“ – der Standard.at vom 3.10.07, über „Walküre“ mit Widrigkeiten: Stimmloser Wotan, matter Applaus“ – Die Presse – 3. Dez. 2007 bis hin zur schreierischen Aufmache „Eklat: „Wotan” verliert seine Stimme“ in der Kölnische Rundschau – 3. Dez. 2007 reichte die Palette der Überschriften. Nun, dass auch ein internationaler Opernstar nur ein Mensch ist, war damit schlagartig beleuchtet. Dass mit dieser Berichterstattung aber nur die Sensationsgier der Leser befriedigt werden sollte, zeigt der Umstand, dass heute, einen Tag nach dem erneuten und dieses mal geglückten Auftritt Uusitalos, einzig eine Schlagzeile in den google-news über dieses Ereignis zu finden war. „Premiere für einen erholten Wotan“ – derStandard.at rezensiert, dass am Ende der Vorstellung frenetischer Jubel aufbrauste, was auch für die Qualität des während der Prämiere erkrankten Sängers spricht. Wäre ich Uusitalo, ich wäre erleichtert auf der einen Seite und gekränkt auf der anderen. Denn gegen eine Flut von negativer Berichterstattung nimmt sich die positive, nachgesetzte des Standard lächerlich aus. Aus diesem Grunde zumindest auch von diesem blog aus noch einmal: „Herzlichen Glückwunsch Herr Uusitalo! Ihre gestrige Leistung ist zigmal höher einzuschätzen als 10 geglückte Premieren!“
Heute müssen ein paar Sätze einmal ganz abseits von Museums- und Galeriebesuchen fallen. Nämlich jene über die grassierende Seuche von Bilderlampen. Das sind jene Beleuchtungskörper, die nun bereits landauf, landab in den Wohnungen und Häusern von Menschen anzutreffen sind, die Kunst besitzen. Was dann ungefähr so aussieht: Bild, gerahmt oder ungerahmt an der Wand, knapp darüber eine Stableuchte montiert, die in kurzem Abstand vom Bild auf dasselbe leuchtet.
Es dürfte wahrscheinlich keinem Bilderlampenkäufer und auch keinem Bilderlampenverkäufer (weibliche Formen mit eingeschlossen) bekannt sein, dass das Anbringen einer solchen Lampe eine sichere Maßnahme ist, das angeleuchtete Kunstwerk in relativ kurzer Zeit zu schädigen und zu zerstören. Ist doch Licht einer jener Faktoren, der Kunstwerke sicher und nachhaltig Schaden zufügt. Warum wohl wird in Museen auf Teufel komm heraus abgedunkelt, warum werden Besucher durch Beleuchtungsschleusen geführt, welche die Helligkeit Schritt für Schritt zurücknehmen, um das Auge an die geringen Lichtverhältnisse in den Ausstellungsräumen zu gewöhnen? Warum wohl verkauft der Bilderrahmenfachhandel – wenn er tatsächlich ein solcher ist – UV-Schutzglas? Warum gibt es strikte Vorgaben in Museen, welche die Ausstellungsdauer von empfindlichen Kunstwerken zeitlich begrenzt?
All dies sind natürlich Schutzmaßnahmen, empfindliche Kunstwerke vor dem vorzeitigen Zerfall durch Lichteinwirkung zu schützen. Im privaten Bereich – ehrlicherweise nicht nur dort – sondern auch in vielen kleineren Museen, die auf privater, auf Vereins- oder kommunaler Basis betrieben werden, finden sich aber meist noch abenteuerliche Beleuchtungslösungen, bis hin zu den eingangs erwähnten Bilderleuchten. Zu dieser Spezies habe ich ja meine ganz eigene, private Meinung, die da lautet: Wer unbedingt möchte, dass der Neuankauf oder das Erbstück eines Bildes auch ganz sicher von jedem Besuch wahrgenommen wird, der lege sich eine derartige Lampe zu. Denn, sind Sie einmal ehrlich: Wissen Sie immer sofort auf den ersten Blick, welche Bilder in dem Haushalt, den Sie gerade besuchen, wirklich wertvoll und teuer sind? Wahrscheinlich nicht. Und um hier ad hoc Abhilfe zu schaffen gibt es eben – Sie wissen es schon – die Bilderleuchten. Sie sind sozusagen der diskrete Hinweis, oder auch der verlängerte Zeigefinger der Hausherrin oder des Hausherren, der da bedeutet: Sieh hin, hier handelt es sich um ein wertvolles Bild! So wertvoll, dass wir es jedem durch die Anbringung dieser wunderschönen Bilderlampe verdeutlichen. Denn wer möchte schon, dass sein gebundenes Kapital völlig unerkannt an der Wand herumtrödelt? Und ein Messingtäfelchen am unteren Rahmenschenkel angebracht, ist ja auch nicht jedermanns und jederfraus Sache. Dafür also sind diese Dinger gut. Und nur dafür. Denn nicht nur dass sie, wie schon beschrieben, auf die Kunstwerke schädigend wirken, sie verstellen noch zusätzlich den Blick darauf.
Wenn Sie sich drastisch vor Augen führen möchten, welch zerstörerische Wirkung UV-Licht haben kann, dann empfehle ich Ihnen die Webseite von Christian Waller.
Der Leopardenfrosch links wurde im Dunkeln aufbewahrt, der mittlere von einem UV-Filter geschützt. Der rechte Frosch ist stark ausgeblichen, abgesehen vom Bauchbereich, der durch eine Alu-Manschette geschützt war.
Aus: https://nature.ca
Klicken Sie auf der Seite von Christian Waller auf die Rubrik „Lichtschäden und zulässige Beleuchtungsstärke“ und Ihnen wird durch das Foto der drei Kröten im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgehen. Wohlgemerkt – Herrn Waller kenne ich nicht, ich bin weder verwandt noch verschwägert mit ihm, aber seine Informationen sind Goldes wert – und hoffentlich ein Heilmittel im Kampf gegen die grassierende Seuche der Bilderlampen. Und vergessen Sie nicht, bei kommenden Besuchen Ihren Gastgebern herzlich zu gratulieren, wenn deren Bilder ohne Bilderlampen betrachtet werden können!
Ein lautes: „ Guten-Abend!“ an all jene, die noch heute, am 6. Dezember meinen blog besuchen. Denn darunter könnte sich auch die oder der befinden, welche meinen blog in das Blogverzeichnis WebVorSchlag.de eingetragen und zugleich die höchste, mögliche Punktezahl dafür vergeben hat. Nicht nur ein lautes „Guten-Abend“ sonder auch ein herzliches „Dankeschön!“
Ich gebe es zu, mir war WebVorSchlag.de bisher nicht bekannt, mein Mann hat die Seite beim Surfen vor wenigen Minuten entdeckt. Umso größer ist meine Freude, denn wenn mir völlig unbekannte Menschen aufgrund meiner Blogeinträge aktiv werden, dann kommt das, was ich da so produziere offenbar gut an.
Gleich noch eine kleine Entschuldigung nachgeschoben: aufgrund meiner beruflichen Auslastung hatte ich in den letzten Wochen wenig Gelegenheit zu bloggen. Mit der heutigen Motivation werden sich jedoch die Schreibintervalle garantiert wieder stark verkürzen.
Also noch einmal ein herzliches Dankeschön, an alle Leserinnen und Leser und – ich bleibe bei der Stange! Versprochen.
Michaela Preiner
„Ich reise so gern in China“, sagte Jensen, „weil da die Leute mit ihrer Sprache nicht stören! Ich verstehe kein Wort.“ (aus dem Aufsatz „Yousana-wo-bi-räbidäbi-dé?“ von Kurt Tucholsky)
Hinter einem Lesepult steht ein Priester in seinem farbenfrohen Messgewand und predigt, was das Zeug hält. Er liest seine Predigt ab, deklamiert laut und untermalt das Gesagte mit ausladenden Gesten. Neben ihm ein Ministrant, der einen Kandelaber mit einer großen, brennenden Kerze vor sich hält. Der Arme! Noch weiß ich nicht, dass er noch gute 40 Minuten vor sich hat, in seiner Regungslosigkeit. Allerlei Seltsames gibt es zu hören, vor allem eine Schimpftirade über das liederliche Laster des Trinkens und über die Gefahren, die vor allem vom weiblichen Geschlecht ausgehen. Abraham a Santa Clara hat die Predigt mit dem griffigen Titel „Bacchus und der Weiber Garn / machen viel zu lauter Narrn“ geschrieben. Und Stefan-B. Eirich, seines Zeichens Priester und Verantwortlicher für die Nacht der offenen Kirchen in Aschaffenburg, ist dabei, sie mit Inbrunst vorzutragen. Schade, dass ich zu spät gekommen bin. Aber eines ist bereits klar, meine zweite Station in die Kirchen von Aschaffenburg an diesem Abend ist ein Volltreffer. Jetzt aber geht es erst richtig los, mit einer zweiten Predigt eines Anonymus aus Wien-Ottakring. Wer sich in Wien auch nur ein bisschen auskennt weiß, was das sprachlich bedeutet. Hochdeutsch ist in diesem Bezirk eine nur schwer erlernbare Fremdsprache, das war offensichtlich schon im 17. Jahrhundert, in der Entstehungszeit dieser Predigt, so. Einige wenige, einleitende Worte von Pfarrer Eirich und gleich vorweg der Hinweis, dass Buhrufe nicht erlaubt seien, und schon geht`s los mit der Schimpferei. Eirich, viel mehr der Anonymus, zieht über schlimme Kinder und böse Eheleute her, was das Zeug hält und spart nicht mit kräftigen Worten. „Ihr Fratzen und nichtsnutzigen Schweinderln, ihr verderbtes und unverbesserliches Gesindel“ oder so ähnlich tönt es stimmgewaltig uns entgegen. Langsam beginnen sich die Gesichter zweier älterer Damen in der Bank vor mir zu lockern und Lächeln zieht auf ihre Mienen. Bei einigen allzu derben Ausdrücken ist eine noble Contenance nicht mehr möglich, und sie lachen laut auf. Höchst interessant aber wahrzunehmen, dass nicht alle Zuhörer den Witz verstehen oder auch verstehen können. Ihre Konditionierung, dass in der Kirche nicht gelacht werden darf, ist so stark, dass sie es einfach nicht zusammenbringen, auch wenn sie das wollten. Ein Herr in einer der hinteren Reihen muss Stoiker sein, anders ist sein regungsloser Gesichtsausdruck nicht zu erklären. Schon aber kommt die nächste Pointe, der Hieb auf die jammernden Frauen, die sich beim Pfarrer beschweren, dass ihre Männer von zu großer Lust getrieben seien. Eirich legt sich ins Zeug und „weanert“ (Erklärung: er versucht, mit wienerischem Idiom zu sprechen) nur so dahin, was den Spaß nur noch vergrößert. Noch weiß er nicht, dass ich Österreicherin unter den Zuhörern sitze und mich königlich über das Pseudowienerisch amüsiere. Ich beschließe kurzer Hand, diesen Mann zu interviewen. Zu hören, was es auf sich hat, mit diesen Predigten und warum Pfarrer Eirich dazu kommt, diese auf die Menschheit loszulassen. Jetzt schildert er in den buntesten Farben das Höllentreiben und – als hätte er dies bei der obersten Instanz bestellt – es beginnt zu blitzen und zu donnern. Wäre die Predigt nicht so mitreißend, ich würde mir jetzt Gedanken machen über den anschließenden Fußmarsch, so ganz ohne Schirm. Aber noch geht es eine zeitlang flott dahin und – hätte Eirich nicht vorweg schmunzelnd Buhrufe „verboten“, ich würde jetzt meine gute Kinderstube vergessen. Lamentiert er doch ganz kräftig darüber, dass es eine Schande sei, wegen der Weibsleut hier auf Erden ganz und gar vom Göttlichen abgeschnitten zu sein. So, wie er dort steht, hinter seinem Pult, so wie er mit Feuereifer liest, was ein Anonymus vor rund 350 Jahren geschrieben hat, so wie er es versteht, eine Dramatik in der Stimmführung aufzubauen, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie das wohl so gewesen sein mag, in jener, Gott sei Dank, lang vergangenen Zeit. Und, kaum kann ich es selber glauben, ich bin ganz plötzlich, inmitten dieser polternden Rede, zutiefst dankbar, dass ich hier und heute leben darf. Dass es mir gut geht, mit meinem Ehemann und dass mir heute nicht das Gefühl vermittelt wird eine dumme und liederliche Weibsperson zu sein.
Applaus brandet auf, der wortgewaltige Priester verneigt sich nach beendeter Lesung lächelnd und zieht sich mit seinem Ministranten in die Sakristei zurück. Ich folge ihm auf dem Fuße und überfalle ihn, als er die Kirche verlassen möchte mit der Bitte, ein kurzes Gespräch mit ihm führen zu dürfen. Mein österreichisches Idiom ist unüberhörbar und in diesem Augenblick tut mir dieser Umstand wirklich von Herzen leid, denn es löst so einen starken Schreck bei Herrn Eirich aus, dass sich dieser nun vor mir hin und her windet, ob der unerwarteten Besucherin, die in der von ihm rezitierten Mundart ja zuhause ist und beurteilen kann, was er da in seinen besten schauspielerischen Bemühungen von sich gegeben hat. Wäre ich des Hochdeutschen doch nur mächtiger! Himmel noch einmal! Der Schreck wäre bei ihm sicherlich nicht so groß. Ich gewinne den Eindruck, dass Herr Eirich es tunlichst vermieden hätte, eine österreichische Predigt auszusuchen, hätte er gewusst, dass jemand aus der Alpenrepublik in Aschaffenburg, in der sonst nie geöffneten Spitalkirche, in dieser Pfingstsamstagnacht sitzen würde. Aber er fasst sich und steht mir Rede und Antwort. Es stellt sich heraus, dass ich den Programmverantwortlichen der Nacht der offenen Kirchen in Aschaffenburg neben mir habe und dass er sich mit Sprache und Wirkung von Sprache seit vielen Jahren beschäftigt. Die beiden Predigten hat er ausgewählt, um einen kleinen Einblick in die Frömmigkeitsgeschichte der katholischen Kirche zu geben. Sein Auftritt steht als Kontrapunkt zu den sonst kontemplativen Programmpunkten in den anderen Gotteshäusern in dieser Nacht. Um 23 Uhr gibt er noch einen zweiten Teil zum Besten unter dem Titel: „Den Seinen gibt`s der Herr im Schlaf – Dös- und Schlafübungen zu extrem langweiligen Predigten“. Schade, dass ich mir für diese Zeit schon das Konzert in der Stiftskirche vorgenommen habe. Nach unserer improvisierten und vielleicht gerade deshalb so herzerfrischenden Unterhaltung geht es wieder hinaus, in die Nacht. Nun schon voll mit beglückenden Eindrücken, die ich Menschen wie Pfarrer Eirich zu verdanken habe. Menschen mit Intelligenz, Herz und Humor. Wie intelligent, das stellte sich nach meinem dritten Kirchenbesuch heraus, darüber aber im folgenden Artikel.