Juha Uusitalo der neue Wotanstar
10. Dezember 2007
Only bad news are good news Heute mache ich einmal einen Schwenk weg von der bildenden Kunst hin zur Musik. Aber ich bleibe meinem Generalthema treu. Ich will wieder einmal tacheles reden. Und zwar darüber, dass die alte journalistische Regel „only bad news are good news“ sich leider nach wie vor fest und hartnäckig hält. […]
Michaela Preiner
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Only bad news are good news

Heute mache ich einmal einen Schwenk weg von der bildenden Kunst hin zur Musik. Aber ich bleibe meinem Generalthema treu. Ich will wieder einmal tacheles reden. Und zwar darüber, dass die alte journalistische Regel „only bad news are good news“ sich leider nach wie vor fest und hartnäckig hält. Auch in den österreichischen Medien. Hier das aktuellste Beispiel aus der Opernszene. Mit Spannung erwartet wurde in Wien die Neuinszenierung des ersten Teiles von Richard Wagners Ring der Nibelungen. Die Walküre in der Neuinszenierung von Sven-Eric Bechtolf wurde vergangenen Samstag zur Premiere freigegeben. Schon im Vorfeld groß durch die Medien gebraust, geriet die Premiere dann zu einem wahren Mediensturm. Nicht ob der allgemeinen Qualität, nicht ob der Für- und Widerstimmen der Inszenierung oder der dirigentischen Leistung. Nein, es war die Unpäßlichkeit Juha Uusitalos, des finnischen Bassbaritons, dem als Wotan während der Aufführung die Stimme versagte und der man in den Gazetten breiten Raum einräumte. Gewiss, man vermied allzu offensive, kritische Prügeleien, die Schlagzeilen jedoch, über die hinaus nur ein Bruchteil der Menschen tatsächlich liest, gestalteten sich für den Sänger desaströs. Von „Wotan blieb die Stimme weg“ – der Standard.at vom 3.10.07, über „Walküre“ mit Widrigkeiten: Stimmloser Wotan, matter Applaus“ – Die Presse – 3. Dez. 2007 bis hin zur schreierischen Aufmache „Eklat: „Wotan” verliert seine Stimme“ in der Kölnische Rundschau – 3. Dez. 2007 reichte die Palette der Überschriften. Nun, dass auch ein internationaler Opernstar nur ein Mensch ist, war damit schlagartig beleuchtet. Dass mit dieser Berichterstattung aber nur die Sensationsgier der Leser befriedigt werden sollte, zeigt der Umstand, dass heute, einen Tag nach dem erneuten und dieses mal geglückten Auftritt Uusitalos, einzig eine Schlagzeile in den google-news über dieses Ereignis zu finden war. „Premiere für einen erholten Wotan“ – derStandard.at rezensiert, dass am Ende der Vorstellung frenetischer Jubel aufbrauste, was auch für die Qualität des während der Prämiere erkrankten Sängers spricht. Wäre ich Uusitalo, ich wäre erleichtert auf der einen Seite und gekränkt auf der anderen. Denn gegen eine Flut von negativer Berichterstattung nimmt sich die positive, nachgesetzte des Standard lächerlich aus. Aus diesem Grunde zumindest auch von diesem blog aus noch einmal: „Herzlichen Glückwunsch Herr Uusitalo! Ihre gestrige Leistung ist zigmal höher einzuschätzen als 10 geglückte Premieren!“

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