Ein apathischer Mensch versus eine empathische KI

Ein apathischer Mensch versus eine empathische KI

Michaela Preiner

6. Oktober 2025

Lesezeit: [lesezeit]

Ein apathischer Mensch versus eine empathische KI

Michaela Preiner

6. Oktober 2025

Lesezeit: [lesezeit]

Foto: (Johanna Lamprecht )

Foto:

Fritz versus KI. Franz von Strolchen schuf ein kleines Kammerspiel im Rahmen des Steirischen Herbst, aufgeführt in einer Garage.

Die schicke, weiße E-Limousine parkt in einer großen Garage in einer Straße in Graz, in der man sie nicht vermuten würde. Das neue Theaterstück von Franz von Strolchen „The Great Resignation“, produziert im Rahmen des Steirischen Herbst, findet in einer Privatgarage statt, die sich gegenüber dem ‚Bau‘ befindet. Jenem Ausstellungsareal des Festivals, welches dafür in der ehemaligen Destillerie Bauer für seine große Ausstellung adaptiert wurde.

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Foto: steirischer herbst / Johanna Lamprecht

Den Text steuerte der Regisseur sowie Erich Prem bei. Der Hauptdarsteller, Fritz Fenne (der unter seinem richtigen Namen auftritt) agiert als ehemaliger Schauspieler, der seinen Beruf an den Nagel gehängt hat. Er, der seinen Traumberuf aufgegeben hat, erwartet von Leben nichts mehr, fordert aber auch nichts mehr und scheint sich seinem Schicksal in der absoluten Bedeutungslosigkeit ergeben zu haben.

Womit er nicht gerechnet hat ist, dass ausgerechnet das KI-unterstütze Auto, das er auf Hochglanz bringen soll, ihn aus seiner Reserve lockt und seine Emotionen hochkochen lässt. Für das Publikum unsichtbar befindet sich in dem Wagen die Sängerin und Schauspielerin Anna Anderluh, die sowohl mit Fritz spricht als auch ihre schöne Singstimme zum Einsatz bringen darf. Ihre Konversation dreht sich um die Vergangenheit von Fritz genauso wie um das Gefangensein in einem System, aus dem nur der Mensch ausbrechen kann, nicht aber die technologiegefangene KI.

Der Titel der Produktion „The Great Resignation“, angelehnt an die gleichnamige Bewegung in Amerika, bei der die Mitarbeiter in großer Zahl nach der Covid-Pandemie in den USA ihren Job gekündigt haben, gilt ad hoc als Verweis auf eine krisenhafte Zeit. Fritz ist einer von jenen, die keinen Sinn in ihrem beruflichen Tun mehr fanden und der – für seine Umwelt unverständlich – seine radikalen Konsequenzen daraus zog. Viele kleine Regieeinfälle, die das Auto als lebendiges Gegenüber erscheinen lassen und eine Leuchtschrift, auf welcher das Innenleben des wortkargen Schauspielers verdeutlicht wird, machen die Vorstellung interessant.

Die von Fritz auf die Spitze getriebene Karriereverweigerung konterkariert mit dem Ansinnen der KI, die sich über eine lange Strecke als Motivationscoach gebärdet. Dass dieser Umstand dann auch bei ihr gehörig ins Wanken gerät und in einer menschlich-emotionalen Reaktion endet, wird in einem unerwarteten Twist gezeigt.

Ein kleines Kammerspiel, das sich trotz suizidaler KI-Gedanken jedoch leider einer künstlerischen Radikalität verweigert. Das Herbst-Publikum hätte sicher Provokanteres ausgehalten.