Gemeinsam mit vier weiteren Musikerinnen und Musikern des Ärt House versetzte er sein Publikum, trotz aktueller Klänge, zurück ins 17. Jahrhundert. In jene Zeit, in welcher das Geschlecht der Eggenberger im gleichnamigen Schloss in Graz zur Hochblüte gelangte.
Anlässlich der Steiermark Schau 2025, die unter dem Motto „Ambition und Illusion“ im Schloss Eggenberg gezeigt wird, schuf er die Komposition \“emblemata sonantes„.\, die im gleichnamigen Musik-Pavillon vor dem Schloss zu hören ist. Das dortige musikalische Ergebnis wurde von den Musikerinnen und Musikern des Ensembles Ärt House 17 einzeln eingespielt, kam jedoch erst anlässlich des Musikprotokoll im Rahmen des Steirischen Herbst in der List-Halle zu seiner öffentlichen Uraufführung.
Lang beabsichtigte, die barocke Musik und die Embleme aus dem Schloss in eine zeitgenössische Klangwelt mit historischen Instrumenten einzufangen und eine neue Komposition zu schaffen. Gelungen ist dabei eine Klangwelt, die einerseits die historischen Instrumente herausragend zum Einsatz bringt. Andererseits arbeitet der Komponist mit stark emotional aufgeladenen Hörerlebnissen, bei welchen im wahrsten Sinn des Wortes weniger tatsächlich mehr ist.
© ORF musikprotokoll/Martin Gross
Es ist keine musikalische Vorlage, die Lang verwendet. Vielmehr war es die astronomisch-architektonische Gegebenheit und Finesse, die dem Schloss zugrunde liegt, welche von ihm in seiner Komposition verarbeitet wurde. So wie das Bauwerk in seiner barocken Ausformung 365 Fenster aufweist, gestaltete er seine Komposition mit ebenso vielen Takten. Insgesamt vier Sätze, die fließend ineinander übergehen, markieren die vier Jahreszeiten, welche für die vier Seitenflügel des Schlosses stehen. Peyee Chen begleitete einzelne Passagen mit ihrem unglaublich klaren und schönen Sopran. Die Textgrundlage hierzu lieferte die Beschriftung von Emblemen an den Schlosswänden. Die Sinnsprüche stammen vom spanischen Diplomaten Diego de Saavedra Fajardo und sollten zur Charakterbildung eines weisen Herrschers beitragen. Lang ließ die Sängerin diese derart deklamieren, dass sie, selbst, wenn man diese gekannt hätte, nicht verständlich waren. Vielmehr setzte er den musikalischen Ausdruck und die dadurch ausgelösten Emotionen in den Vordergrund.
In seinem Prä- sowie Postludium wich die irdische, musikalische Deskription einer übergeordneten Idee. Tatsächlich kann man diese beiden Teile gut von den vier anderen unterscheiden, waren in ihnen doch tonale Merkmale gut herauszuhören. Die starken Orgelakkorde gleich zu Beginn erweckten Reminiszenzen zu Phillipp Glass Werken, ohne diese jedoch epigonisch zu übernehmen. Lyrische Passagen erwirkten ad hoc einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen konnte. Das elegante und kunstvolle Ineinandergreifen der unterschiedlichen Stimmen bildete mit dem häufigen Auflösen von Dissonanzen in harmonischem Wohlklang weitere Charakteristika des Werkes, das auch durch seine Farbigkeit beeindruckte. Sowohl dunkle, erdgebundene Passagen als auch solche, die die Fantasie in lichte Höhen trieb, waren mit einer Präzision gesetzt, die nicht nur beeindruckte, sondern als ergreifend empfunden werden konnte. Aus der dunklen Dichte, die in seinem letzten Satz spürbar wurde, schraubte sich die Musik letztlich in einen wolkigen, undefinierbaren, aber spürbaren Schwebezustand, der mit einer Sicherheit ausgestattet war, die keine Furcht vor Kommendem aufkommen ließ.
Klaus Lang gelang das Kunststück, das historische Instrumentarium mit einem zeitgenössischen Klang so zu verschränken, dass man dies als eine völlig natürliche und legitime evolutionäre, musikalische Entwicklung empfinden konnte. Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Applaus.
Die Musikerinnen und Musiker:
Sopran & Triangel | Peyee Chen
Violine & Viola d’Amore | Barbara Konrad
Bassgambe & Diskantgambe | Georg Kroneis
Blockflöten & Cembalo | Michael Hell
Orgel | Klaus Lang
Die CD ist hier erhältlich: https://shop.arthouse.community/index.php/produkt/emblemata-sonantes/