Am Land wird`s gefährlich
Von Michaela Preiner
Neu dazu kam der Anbau einer Holztreppe und ein kleiner Catwalk mit einem Vorplatz, auf dem sich die Freunde während der Aufführung häufig treffen. (Bühne und Kostüme Johannes Weckl) Marc und Nana, ein unverheiratetes Paar, Marcs Tochter Anja und Joy, eine Freundin von Nana (Veronika Glatzner in Hochform), sowie Sebastian finden sich ein, um ein Wochenende abseits vom städtischem Trubel und Arbeitszwang zu erleben.
Zwei Paare und ein Teenager

Probleme, wohin man schaut
Bis auf den freischaffenden Künstler, der sich zwar bitter über die Kapitalisierung der Kunstproduktion beklagt und eine Lanze für das Nichtstun bricht, sonst aber durchaus seine Berufserfüllung gefunden hat, haben alle Figuren Sehnsucht nach einem anderen Leben.Der Frust, der tagsüber noch durch Hausbesichtigung, Spaziergänge und Marmeladeeinkochsessions verdeckt werden kann, bricht abends, unter zu viel Alkoholgenuss, ungehemmt aus den jungen Menschen heraus. Dabei eskaliert ein Streit zwischen Joy und Marc sosehr, dass Anja schließlich zusammenpackt und das Weite sucht.Schmidt beackert in den Gesprächen der Freunde so manches aktuelle, sozio-kulturelle Feld der middleclass. Er behandelt die vegane Welle genauso wie die persönliche, zeitliche Ausbeutung, die ein Stadtpolitiker zwangsläufig erlebt. Er zeigt das Spannungsfeld von Menschen wie Joy auf, die sich wegen ihrer dunklen Hautfarbe einem erzwungenen, erhöhten Erklärungsbedarf zur Verteidigung ihrer Lebensentwürfe ausgesetzt sehen.Schmidt lässt tief in Nanas Persönlichkeit blicken, die zwar verzweifelt einen Anker in ihrem Leben sucht, sich aber auch rasch angeödet fühlt. Auch die Gefühle von Anja, das erste Aufkeimen von Verliebtheit und ihre Rebellion gegen das Leben der Erwachsenen wird thematisiert. Sie ist es auch, die offen ausspricht, dass sie selbst mit Freiheit wenig umzugehen weiß, was prompt Joys Widerstand weckt. Nur jemand, der in Überfülle lebe, könne so etwas behaupten, ist deren Einstellung zu dem Thema.

Ein amüsantes, zeitgeistiges Kammerspiel
Das höchst intensive Spiel aller Beteiligten, zum Teil zwischen dem Publikum, überzeugt genauso wie das rasante Tempo, mit dem Schmidt seine Geschichte vorantreibt. Der Aufführungsort schmiegt sich wie eine stimmige Haut rund um die zwischenmenschliche Auseinandersetzung und spiegelt mit seiner Industriearchitektur die kühle Grundstimmung, in die sich die Freunde selbst hineinmanövrieren. Durch ein zum Teil nicht einsehbares Obergeschoß und eine eingezogene Holztür bietet der Blumenhof zugleich reichlich Rückzugsmöglichkeiten, was die Szenenwechsel erleichtert.
„Freiheit“ ist ein höchst zeitgeistiges, satirisches Kammerspiel, in dem die Beteiligten zwar verzweifelt nach einem Ausweg aus ihren Dilemmata suchen, Lösungen aber noch nicht in Sicht sind. Trotz der angesprochenen Problemfelder wartet der Text mit einer großen Portion Humor auf, der so manche bittere Pille leichter verdaulich macht.
Infos zu weiteren Aufführungsdaten auf der Homepage der new space company.