Ein menschliches Planetensystem
Ein menschliches Planetensystem
Michaela Preiner
Dieser, beeindruckend gesungen von Feride Buyukdenktas, erweckte unschwer Assoziationen zu Johannes Kepler, der auch in Graz lehrte. In dieser Inszenierung erhält Johannes durch die Konstellation von Herodes, seiner Frau und Salomé jene Inspiration, die ihn zum Verfassen seiner „Planetengesetze“ veranlasst. Ausgestattet mit einem standesgemäßen Mühlsteinkragen, schwarzer Kappe und einfacher, schwarzer Robe, hört er den Gesprächen und dem Gezank von Herodes und den beiden Frauen zu und leitet dadurch die Erkenntnis des heliozentrischen Weltbildes ein.
Dass ihm dies schließlich zum Verhängnis wird, erklärt sich aus der kirchlich-politischen Logik der Zeit vor der Aufklärung. Mit der Erkenntnis, dass die Erde nicht mehr den Mittelpunkt des Weltalls darstellt, hatte auch Kepler zu kämpfen, wenngleich ihm eine Verurteilung erspart blieb.
Herausragend war die Besetzung von Herodes (Sonnenkönig), Herodias (Mutter Erde) und Salomé (Mondfrau). Wilfried Zelinka beeindruckte nicht nur mit seinem kräftigen Bass, sondern auch der Fähigkeit, schwere Koloraturen in halb-liegender Position zu singen. Marija-Katarina Jukić ist, genauso wie Saba Hasanoğlu eine Entdeckung für sich. Die klare und zugleich unglaublich transparente Stimme von Jukić stand in einem reizvollen Kontrast zur ätherisch-zarten Intonation von Saba Hasanoğlu. Die beiden Sängerinnen sollten nach diesem Auftritt – so ist zu hoffen – vom Fleck weg schöne Engagements angeboten bekommen. Auf alle Fälle darf man sich diese Namen getrost merken und die weitere, künstlerische Laufbahn von Jukić und Hasanoğlu verfolgen. Die ausdrucksstarken Kostüme und das Bühnenbild stammen von Devin McDonough. Susanne Scholz stand dem Barockorchester gamma.ut, das von Studierenden des Instituts für Alte Musik und Aufführungspraxis der KUG ergänzt wurde, vor. Die disparate Aufstellung links und rechts entlang der Bühne stellte sicher eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Umso mehr darf das musikalische Ergebnis geschätzt werden, das nichts zu wünschen übrig ließ. Die Enthauptung, die letztlich metaphorisch stattfindet, wird durch eine Schüssel voll Blut eingeleitet, das Johannes, der seiner Robe brutal entledigt wird, auf sein weißes Hemd geschüttet wird. Und auch die Pein, die er erleben musste, wird, nicht wie erwartet, aber dennoch, coram publico visualisiert.