Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik
Der Zauber von Feenwesen, Naturgewalten und farbenprächtiger Musik
Michaela Preiner
„Oberon“, das letzte Werk des Komponisten, das er, schon von Krankheit gezeichnet, für die Uraufführung in London schrieb, ist extrem symphonisch angelegt. So wundert es nicht, dass die Ouvertüre auch öfter in den Konzertsälen dieser Welt zu hören ist. Dramaturgisch sind die einzelnen Nummern wie ein Reigen an bunten, hoch emotionalen Bildern angelegt. Es zeigte sich, dass sich durch die Einarbeitung von Christoph Martin Wielands Epos „Oberon. Ein Gedicht in zwölf Gesängen“, das Werk konzertant äußerst gut eignet. Vor allem auch durch den herausragend packenden und zugleich kunstvollst artikulierten Vortrag der Erzählerin Birgit Minichmayr. Ihre Leistung ist umso höher zu bewerten, als Wielands Sprache ein unregelmäßiges Metrum und ein ständig wechselndes Reimschema aufweist. Zwar hört sich dies sehr reizvoll und abwechslungsreich an, ist aber alles andere als leicht zu sprechen.

Bis Hüon letztlich mit seiner angebeteten Rezia glücklich werden kann, benötigt es drei Akte, eine große Anzahl an Arien, aber auch romantischen Duetten, Terzetten, Quartetten und den Einsatz eines großen Chores.
Jason Kim präsentiert Hüon als Helden wider Willen, der gar nicht richtig weiß, wie ihm geschieht, vorbildlich. Für seine wunderbare, zu Herzen gehende Intonation des Gebetes „Vater hör mich fleh´n zu dir“, in welchem er Gott bittet, seine Geliebte zu schützen, erhielt er zurecht lang anhaltenden Zwischenapplaus und Bravo-Rufe. Er überzeugte vor allem durch seine Natürlichkeit, die die Figur des Hüon sehr sympathisch erscheinen ließ.
Auch Gisela Stille, in der schwierigen Rolle der angebeteten Rezia, meisterte ihre Partie, die nicht nur aufgrund des großen Tonumfanges herausfordernd ist, ausgezeichnet. Die Koloraturen haben es in sich und können noch als musikalisch-historischer Verweis auf jene Zeit aufgefasst werden, in welcher die phantastische Erzählung angesiedelt ist.
Thomas Essl als Scherasmin, der Knappe von Hüon und Anna Brull als dessen angebetete Fatime, gaben ein zweites Liebespaar, das auch altersmäßig sehr gut besetzt war. Ilker Arcayürek hatte als Oberon eine relativ kleine Rolle zu singen. Er war aber mit seinem grimmig aufgesetzten Blick in der Mitte der Bühne so platziert, dass er auf diese Weise einen ständig präsenten Feenkönig verkörperte, der das Geschehen permanent überblickte.
In weiteren Rollen überzeugten Mareike Jankowski als Puck und Tetiana Miyus als Meermädchen. Weitere Termine hier auf der Website der Oper Graz.