Im Rahmen des Dramatiker:innenfestivals am Schauspielhaus in Graz lieferte die Regisseurin Kurdwin Ayub mit „Wunderland“ eine kleine, aber feine Arbeit ab. Dass man an ihr bezahlfrei teilnehmen konnte, sollte besonders hervorgehoben werden. Niederschwellig war der Zugang auch aufgrund der Location. Hinter dem Schauspielhaus, wo sich einst die ehemalige Landesdruckerei befand, wurde in einem Raum ein kleines Zelt installiert, in welchem zwei Leute auf Stühlen Platz nehmen konnten. Ausgestattet war es mit allerlei Plüschtieren, kindlich-heimelig arrangiert. Ayub schuf einen Virtual Reality Film von 15 Minuten mit mehreren Szenen, welchen man mit einer VR-Brille folgen konnte. Der Inhalt: Die Beziehung eines jungen Künstler-Paares mit einem kleinen 2-jähringen Kind. Das Besondere daran war nicht der Konflikt zwischen den beiden Jungeltern, sondern vielmehr, dass dieser Konflikt so in Szene gesetzt worden war, dass sich das Publikum in die Gedankenwelt und das Wahrnehmungsspektrum des Kindes versetzen konnte.
Dafür wurden viele Close-ups aufgenommen, bei welchen sich die Eltern (Maresi Riegner und Valentin Postlmayr) in knappem Abstand an die Kamera begaben und so bei den Zusehenden der Eindruck entstand, als Kind ganz nah bei ihnen zu sein. (Kamera Markus Zizenbacher) Die Spannungen, die sich zwischen den Erwachsenen entwickelte, lösten beim Kind Ängste aus, die sich in einem Traum-Clip manifestierten. Ausgelöst bei den Betrachtenden wurde dadurch eine Empathie dem kleinen Mädchen gegenüber, die vielen in dieser Art im Laufe des Lebens abhandengekommen ist. Etwas zu wissen – wie in diesem konkreten Fall, dass Kinder von Albträumen geplagt werden können – und es selbst wieder zu spüren – sind zweierlei Dinge. Tatsächlich ist es der Regisseurin gelungen, trotz der Kürze des Films, dieses „Wiederspüren“ auszulösen.
Darüber hinaus lieferte sie mit der Beziehungskonstellation jede Menge Stoff, sich über die tradierten Geschlechterrollen zu unterhalten und sich der Dilemmata, die sich dadurch ergeben, bewusst zu werden. Julia Libisellers Szenenbild – eine Altbauwohnung vollgeräumt mit alltäglichen Versatzstücken und Kinderspielzeug, sowie die zeitgemäße Kostümausstattung von Carola Pizzini trugen wesentlich zum Gelingen der Produktion bei.