Frédéric Chopin, Clara Schumann, Ignacy Jan Paderewski, Sergei Rachmaninow oder Glenn Gould – sie alle sind bekannt dafür, dass sie aufgrund ihrer Virtuosität am Klavier unter starken Schmerzen litten. Die revolutionäre Spieltechnik von Dorothy Taubman ermöglicht es heute zum Glück, schmerzfrei zu spielen. Ein außergewöhnlicher Workshop in Wien gab einen vertiefenden Einblick in diese stille Revolution am Klavier.
Von Michaela Preiner

Zu schön, um wahr zu sein

Wie Dorothy Taubmann das Klavierspiel revolutionierte
Ein Wochenende mit Edna Golandsky und der Taubman-Methode in Wien

Zu schön, um wahr zu sein

Wie Dorothy Taubmann das Klavierspiel revolutionierte
Ein Wochenende mit Edna Golandsky und der Taubman-Methode in Wien
Frédéric Chopin, Clara Schumann, Ignacy Jan Paderewski, Sergei Rachmaninow oder Glenn Gould – sie alle sind bekannt dafür, dass sie aufgrund ihrer Virtuosität am Klavier unter starken Schmerzen litten. Die revolutionäre Spieltechnik von Dorothy Taubman ermöglicht es heute zum Glück, schmerzfrei zu spielen. Ein außergewöhnlicher Workshop in Wien gab einen vertiefenden Einblick in diese stille Revolution am Klavier.
Von Michaela Preiner
Wien, Mitte Oktober 2024. Ein warmes, herbstliches Licht taucht die Stadt in goldene Töne, als sich 27 Pianistinnen und Pianisten aus 18 Ländern in einem Konzertsaal im Musikquartier in der Kärntner Straße im Herzen Wiens versammeln. Hier können Aufführungsräume gebucht werden und viele, die in der Stadt Klavier lernen, kennen die Location. Denn da treffen sich Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Studierenden, um Eltern, Großeltern, Freunden und Bekannten vorzuführen, welche Fortschritte beim Lernen am Klavier gemacht wurden. Kleine und große Konzerte und damit verbunden eine große Menge an Aufregung hat dieser Ort schon erlebt – erstmalig aber etwas in Österreich vollkommen Neues: Einen zweitägigen Workshop der Taubman-Methode mit Edna Golandsky. Einer Umfrage an einem Brüsseler Konservatorium zufolge leiden 67 % der Klavierstudierenden unter Schmerzen in Händen und Armen. Hochgerechnet auf die Zahl weltweit Spielender erkennt man, welche Dramen sich oft hinter der vermeintlich schönsten musikalischen Beschäftigung verbergen.
Alle, die sich zum Workshop angemeldet hatten, verbindet die Leidenschaft für das Klavierspiel – eine Berufung, die gleichermaßen Begeisterung für nicht wenige, aber auch körperliche Beschwerden mit sich bringt. Das Klavier kann ein Instrument der Freude sein, doch nicht selten sind es Schmerzen in Händen, Armen oder Schultern, die diese Freude trüben. Zu oft nehmen Musizierende diese Beschwerden hin, ganz nach der Devise: no pain, no gain. Aber dieser martialische Denkansatz endet oft in einer Sackgasse. Viele sehen sich letztlich gezwungen, das Instrument und damit zugleich auch einen großen Lebenstraum aufzugeben. Aber an diesem Wochenende soll Hoffnung geweckt werden: durch die Taubman-Methode, die diese körperlichen Belastungen reduzieren oder gar verhindern kann.

Die Taubman-Methode: Ein Rettungsanker für Pianistinnen und Pianisten

Die Taubman-Methode, entwickelt von Dorothy Taubman (1917 – 2013), ist für viele Pianistinnen und Pianisten weltweit ein wahrer Rettungsanker. Taubman begann in den 30er-Jahren in New York zu unterrichten und widmete ihr Leben rasch der Suche nach einer Lösung, wie man das Klavier technisch anspruchsvoll und zugleich körperlich gesund spielen kann. In enger Zusammenarbeit mit Medizinern untersuchte sie die physischen Belastungen, die das Klavierspiel auf Hände und Arme ausübt, und entwickelte eine Methode, die Verletzungen verhindert und bereits bestehende Beschwerden lindert oder ganz verschwinden lässt. Dieser Ansatz ermöglichte es unzähligen Musikerinnen und Musikern, ihr Instrument weiter spielen zu können und letztlich damit jenen Traum zu leben, auf den sie jahrelang hingearbeitet hatten. Die einen konnten weiter ihre Bühnenkarrieren verfolgen, andere begannen zu unterrichten und wieder andere konnten ihr Hobby beibehalten und sich darin musikalisch ausleben.

Dorothy Taubman starb im Alter von 95 Jahren, hatte aber schon zu Lebzeiten für ihre Nachfolge gesorgt. Edna Golandsky, ihre engste Schülerin, setzte Taubmans Vermächtnis nach deren Tod fort. Sie gründete gemeinsam mit drei anderen Verfechtern der Methode das Golandsky-Institut in New York, das sich der Verbreitung und Weiterentwicklung der Taubman-Methode verschrieben hat. Dere Eryılmaz, eine Schülerin Golandskys, die in London nach der Taubman-Methode unterrichtet und ein Institut betreibt, organisierte Mitte Oktober einen zweitägigen Workshop in Wien, zu welchem sie Edna Golandsky einlud. 27 Pianistinnen und Pianisten – von Anfängern bis zu Lehrenden an Hochschulen – kamen zusammen, um in die Taubman-Methode zu schnuppern oder ihre eigene Spieltechnik darin zu verbessern. Manche der Teilnehmenden kamen mit großen Erwartungen, andere mit einer gewissen Skepsis, ob die Methode wirklich ihre langjährigen Beschwerden lindern könnte. Doch die gemeinsame Hoffnung auf eine schmerzfreie Zukunft am Klavier, entweder für sich selbst oder für ihre Schülerinnen und Schüler brachte sie alle zusammen.

Der Kern der Taubman-Methode

Die Taubman-Methode basiert auf der Erkenntnis, dass viele der traditionellen Techniken, die am Klavier gelehrt werden, die Ursache für physische Belastungen und Schmerzen sind. Das Spielen aus den Fingergelenken, große Dehnungen, ungünstige Fingersätze und die falsche Nutzung der Handmuskulatur – all dies führt zu Überlastungen, die Schmerzen hervorrufen können. Taubman erkannte, dass durch eine gezielte Nutzung der Kraft der Unterarme, kombiniert mit Rotationsbewegungen, die Finger entlastet und ein muskuläres Gleichgewicht hergestellt werden kann. Diese Technik macht das Spiel nicht nur gesünder, sondern auch sicherer, schneller und klanglich ausdrucksstärker. Idealerweise sollte diese Methode von der ersten Klavierstunde an vermittelt werden, doch selbst fortgeschrittene Spielerinnen und Spieler können davon profitieren, ihre Technik im Nachhinein umzustellen. Für viele Schülerinnen und Schüler war diese Erkenntnis eine Offenbarung: Die Vorstellung, dass sie durch eine Veränderung ihrer Bewegungsabläufe nicht nur schmerzfrei spielen, sondern auch musikalisch weiter wachsen könnten, war und ist zutiefst inspirierend.

Die Methode basiert auf biomechanischen Prinzipien, die Taubman durch jahrelange Erfahrung und Forschung entwickelt hat. Sie erkannte, dass der Schlüssel zur Vermeidung von Verletzungen und zur Verbesserung der Spieltechnik in einer optimalen Nutzung der Körpermechanik liegt. Die Taubman-Methode betont, dass das Spielen nicht isoliert aus den Fingern heraus erfolgen sollte, sondern dass der gesamte Unterarm und die Hand als Einheit fungieren müssen. Indem die Kraft des Unterarms, der Hand und der Finger gemeinsam genutzt wird, kann eine Balance geschaffen werden, die das Risiko von Verletzungen minimiert und gleichzeitig die Musikalität fördert. Dieser ganzheitliche Ansatz erfordert jedoch eine gründliche Schulung und ein ständiges Bewusstsein für die eigenen Bewegungen. Nach einer gewissen Zeit des Trainings automatisieren sich diese neuen Bewegungsmuster und bilden die Basis für ein freies, schmerzfreies Spiel.

Dieser Artikel diente als Basis für diesen Podcast. Er wurde automatisiert erstellt von NotebookLM und ist auch auf Englisch verfügbar

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Praxis im Workshop: Technische Korrekturen und musikalischer Ausdruck

Der Workshop in Wien bot jedoch weit mehr als nur reine Theorie. Nach einer fundierten Einführung durch Golandsky folgte die intensive Arbeit am Instrument. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten Fragen stellen, ihre persönlichen Schwierigkeiten schildern und erhielten direktes Feedback und Korrekturen. Golandsky zeigte sich als präzise und einfühlsame Lehrerin, die in kürzester Zeit falsche Handhaltungen korrigierte, unpassende Fingersätze optimierte und den Teilnehmenden half, ihre musikalischen Intentionen klarer auszudrücken. Dabei ging es nicht nur um die technische Ausführung, sondern immer auch um den musikalischen Ausdruck. Golandsky betonte wiederholt, dass physische Leichtigkeit der Schlüssel zu einem tieferen künstlerischen Ausdruck sei. „Technik und Ausdruck sind untrennbar miteinander verbunden“, erklärte sie, während sie einem Teilnehmer zeigte, wie er mit weniger Spannung in den Fingern eine melodische Linie natürlicher und fließender gestalten konnte.

Sie wies auch auf die Bedeutung der emotionalen Verbindung zur Musik hin. Ein technisches Verständnis der Bewegungsabläufe ist wichtig, doch ebenso entscheidend ist es, die Musik zu fühlen und eine tiefe emotionale Bindung zu den Stücken aufzubauen. Die physische Freiheit, die durch die Taubman-Methode erreicht wird, macht es möglich, sich intensiver auf den emotionalen Ausdruck zu konzentrieren. Diese Verbindung zwischen Körper und Geist ist es, die den musikalischen Vortrag auf ein neues Niveau hebt und die Zuhörerinnen und Zuhörer berührt.

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v.l.n.r Edna Golandsky, Deren Eryılmaz, Jin Jeon

Von Skepsis zur Euphorie: Die Energie des Seminars

Die Atmosphäre des Seminars wandelte sich schon am ersten Vormittag von gespannter Erwartung zu echter Euphorie. Golandskys präzise Anweisungen, ihre tiefgehende Kenntnis der Materie und ihre empathische Art schufen eine energetische Dynamik, die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitriss. Besonders berührend waren die Erfahrungsberichte jener, die jahrelang mit Schmerzen gekämpft und durch die Taubman-Methode wieder Freude am Klavierspielen erlangt hatten. Ein Pianist aus Zypern hatte sich die Methode während der Corona-Pandemie mithilfe von Videos des Golandsky-Instituts selbst beigebracht. Seine Erzählung über die Erfahrung als Hochschullehrer und sein Spiel am Klavier zählten zu den Höhepunkten des Workshops. Die emotionale Erleichterung, über die er berichtete, wurde mit großem Applaus gewürdigt und machte deutlich, wie tiefgreifend die Methode das Leben von Musikerinnen und Musikern verändern kann. Einige Geschichten, die an diesem Wochenende erzählt wurden, handelten von einer inneren Reise – von Frustration und Schmerz hin zu neuer Freiheit am Klavier. Viele hatten eine lange Odyssee durch Arztpraxen und Physiotherapie hinter sich, die wenig bis gar keine Erleichterung brachten, bis sie schließlich auf die Taubman-Methode gestoßen waren. Ein besonders bewegender Moment war, als Jin Jeon von seinen schmerzhaften Erfahrungen berichtete, die ihn beinahe dazu führten, das Klavierspielen aufzugeben. Als Kind hatte er in Korea ersten Klavierunterricht erhalten, ging dann aber auf Anraten seiner Lehrer nach Deutschland, um hier das Instrument zu studieren. Sein Diplom erhielt er mit Auszeichnung, jedoch plagten ihn zu dieser Zeit schon lange starke Schmerzen in den Händen und Armen. Auf seiner Suche nach der Lösung seines Problems wurde er von einem renommierten Lehrer zum anderen geschickt, aber ohne Erfolg. Seine Schmerzen wurden so stark, dass er daran dachte, seine Karriere als Pianist zu beenden, bis er durch einen Zufall von der Taubman-Methode erfuhr. Er buchte vor rund 10 Jahren einen Workshop mit Golandsky in Istanbul, die ihn dazu ermutigte, sich in New York ausbilden zu lassen. „Ich erinnere mich genau an jenes Telefon mit meiner Mutter, bei welchem sie mich nach meinem Befinden fragte, denn ich hätte schon seit Längerem nicht mehr über Schmerzen geklagt. In diesem Moment ist mir erst klar geworden, dass dieses Kapitel der Vergangenheit angehörte.“ Seine Freude und Erleichterung darüber, dass er dank der Taubman-Methode nun schon jahrelang schmerzfrei ist, führte zu einer spürbaren Empathie aller im Raum. Seine Erfahrungen mit der Taubman-Methode und seine Ausbildung bei Golandsky befähigen ihn heute, nach dieser Methode in Deutschland selbst zu unterrichten. 

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Gemeinschaft und Austausch: Ein wertvolles Ergebnis des Wochenendes

Ein weiterer bedeutender Aspekt des Workshops war der Austausch zwischen den Teilnehmenden. Die Internationalität der Gruppe brachte eine Vielzahl an Perspektiven und Erfahrungen zusammen. In den Pausen hörte man Gespräche in verschiedenen Sprachen – Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Bulgarisch, Türkisch, Griechisch, Niederländisch und Italienisch –, die über die gemeinsame Leidenschaft für das Klavier verbunden waren. Viele nutzten die Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und sich über ihre persönlichen Herausforderungen und Erfolge auszutauschen. Einige beschlossen sogar, sich nach dem Workshop gegenseitig zu unterstützen und regelmäßig über ihre Fortschritte zu berichten. Diese entstehende Gemeinschaft war ein weiteres wertvolles Ergebnis dieses intensiven Wochenendes.

Für viele war es auch ermutigend zu sehen, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen am Klavier sind, sondern dass auch andere ähnliche Herausforderungen erleben und nach dem Workshop gemeinsam diesen Weg der Veränderung beschreiten möchten.

Biomechanische Grundlagen und praktische Anwendung

Neben den persönlichen Fortschritten und Erkenntnissen, die die Teilnehmenden während des Workshops sammelten, gab es auch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Prinzipien der Taubman-Methode. Golandsky führte ausführlich in die biomechanischen Grundlagen der Methode ein und erklärte, warum bestimmte Bewegungen zu Überlastungen führen und wie durch alternative Bewegungsmuster diese Belastungen minimiert werden können. Die Bedeutung dieser biomechanischen Ansätze wurde durch anschauliche Beispiele verdeutlicht. Golandsky zeigte anhand von komplexen Klavierpassagen, wie die Anwendung der richtigen Technik nicht nur zu einer Reduktion der körperlichen Anstrengung führt, sondern auch zu einer erheblichen Verbesserung des musikalischen Ausdrucks. Es wurde deutlich, dass die Taubman-Methode nicht nur eine Technik zur Vermeidung von Schmerzen ist, sondern auch ein Werkzeug, das den künstlerischen Ausdruck fördert und erweitert. Golandsky wies immer wieder darauf hin, dass ein entspanntes und schmerzfreies Spiel die Voraussetzung dafür ist, dass die musikalische Botschaft ohne Einschränkungen transportiert werden kann.

Herausforderungen und Durchhaltevermögen

Die Taubman-Methode erfordert jedoch Geduld und Hingabe. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops erfuhren am eigenen Leib, dass die Umstellung der gewohnten Bewegungsmuster nicht von heute auf morgen geschieht. Es benötigt Zeit, um die alten, tief verankerten Spielgewohnheiten, die sich im Muskelgedächtnis festgesetzt haben, zu ändern und die neuen Bewegungsabläufe zu verinnerlichen. Golandsky betonte, dass es dabei vollkommen normal ist, Rückschläge zu erleben und der Prozess der Veränderung nicht von heute auf morgen vonstattengeht. Sie ermutigte alle, geduldig mit sich selbst zu sein und auch kleine Fortschritte zu feiern. Der Weg zu einem gesünderen Spielstil sei kein geradliniger, sondern ein Prozess des ständigen Lernens und Anpassens, mit Höhen und Tiefen. Dieser Gedanke half vielen, ihre Erwartungen zu relativieren und sich auf die kontinuierliche Verbesserung zu konzentrieren, anstatt auf sofortige Perfektion zu hoffen.

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Live-Demonstrationen und Erfolgserlebnisse

Eine besonders eindrucksvolle Demonstration der Methode war, als Golandsky live mit einigen Pianistinnen und Pianisten an Stücken arbeitete, die als besonders schwierig gelten. Dabei zeigte sich immer wieder, dass selbst die kompliziertesten Passagen durch eine Anpassung der Technik deutlich leichter spielbar wurden. Problembehaftete, oftmals auch angstbesetzte Passagen, konnten durch die Unterstützung von Golandsky in wenigen Augenblicken eliminiert werden. Diese Erfolgserlebnisse waren nicht nur eine Bestätigung für die Wirksamkeit der Methode, sondern auch ein Ansporn für alle, die anwesend waren, diese Erkenntnisse in ihre eigene Praxis zu integrieren. So wurden unter anderem schnelle Läufe und Sprünge, die für viele eine besondere Herausforderung darstellen, durch den Einsatz der Rotationsbewegung des Unterarms deutlich flüssiger und sicherer. Es war beeindruckend zu sehen, wie schnell die Ergebnisse durch die Korrekturen von Golandsky sichtbar wurden.

Ein Schlusswort voller Inspiration

Wie schon erwähnt, wies Golandsky immer wieder darauf hin, dass es beim Klavierspielen nicht nur um die Technik geht. In ihrem Schlusswort erinnerte sie an ein Credo von Taubman, die den Unterricht völlig revolutionieren wollte: „Unser Unterricht muss sich grundlegend ändern, weg von Schuldzuweisungen, dass Studierende etwas nicht können oder unbegabt seien. Wir Lehrende müssen erkennen, dass es unsere Aufgabe ist, jene Worte zu finden, mit welchen wir uns verständlich machen können.“  Golandsky erzählte von ihrer eigenen Zeit als Schülerin und den vielen Momenten des Zweifels, die sie durchlebt hatte, bis sie Dorothy Taubman begegnete. In jeder einzelnen Unterrichtsstunde, die sie mit der Pinoierin dieser Klavierpädagogik erleben durfte, ging wieder eine Tür zu einer neuen Erkenntnis auf. Ihr persönlicher Erfahrungsbericht, auch über ihre Erfolge mit Schülerinnen und Schülern, inspirierte viele der Anwesenden tief und unterstrich, dass die Taubman-Methode nicht nur eine technische, sondern auch eine pädagogische Revolution ist: Es geht um Empathie, um das Erkennen der individuellen Bedürfnisse und um die Förderung jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin.

Die Verantwortung, die nächste Generation von Pianistinnen und Pianisten nicht nur technisch, sondern auch emotional und gesundheitlich zu unterstützen, wurde als zentrale Botschaft des Workshops verinnerlicht. Viele nahmen sich vor, die Prinzipien der Taubman-Methode nicht nur in ihr eigenes Spiel, sondern auch in ihren Unterricht zu integrieren, um ihren Schützlingen eine gesunde und erfüllende musikalische Zukunft zu ermöglichen. Die Ausbildung dazu erhält man in New York, im Golandsky-Institut oder in London, in der ‚Deren Piano Academy‘, oder bei zertifizierten Taubman-Lehrerinnen und -Lehrern. Diese unterrichten seit Covid nicht nur mehr in Präsenz, sondern auch online und somit quer über den Erdball.

Fazit: Die Taubman-Methode als Wegweiser für eine gesunde Zukunft

Die Taubman-Methode zeigt, dass das Klavierspiel nicht nur eine musische, sondern auch eine körperliche Kunst ist, die der Gesundheit dienen kann, wenn sie richtig vermittelt wird. Was auf den ersten Blick selbstverständlich erscheint, ist in einer Welt, in der Schmerzen oft als notwendiger Preis des Virtuosentums betrachtet werden, eine revolutionäre Erkenntnis. Workshops wie dieser in Wien und die Möglichkeit, mit einer Lehrerin wie Edna Golandsky zu arbeiten, sind von unschätzbarem Wert – für eine gesunde, nachhaltige musikalische Zukunft. Doch der Weg, der vor uns liegt, ist lang. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wiener Workshops waren sich einig, dass noch viel zu tun ist, um die Taubman-Methode in der breiten Klavierpädagogik zu verankern. Es braucht weitere Lehrende, die bereit sind, sich intensiv mit der Methode auseinanderzusetzen und dieses Wissen weiterzugeben.

Die Taubman-Methode ist nicht nur eine Technik, sondern eine Philosophie des Klavierspiels, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Sie zeigt, dass die Grenzen des Möglichen nicht durch physische Schmerzen oder Einschränkungen definiert sind, sondern durch den Mut, neue Wege zu gehen und alte Gewohnheiten zu hinterfragen. Workshops wie diese sind ein wichtiger Schritt auf diesem Weg – ein Schritt hin zu einem gesünderen, nachhaltigeren und künstlerisch erfüllenderen Klavierspiel. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass die Taubman-Methode weiter an Bekanntheit gewinnt und ihren festen Platz in der musikalischen Ausbildung findet. Alle, die Feuer fangen, werden zu Botschaftern und Botschafterinnen dieser Methode und tragen wie selbstverständlich das Erlernte in ihre eigenen Unterrichtspraxen und musikalischen Gemeinschaften. Auf diese Weise kann die Vision von Dorothy Taubman und Edna Golandsky weiterleben und dazu beitragen, das Klavierspiel für zukünftige Generationen gesünder und erfüllender zu gestalten.

„Das Versprechen, ohne Schmerzen zu spielen, ist nicht zu schön, um wahr zu sein. Sondern es hält tatsächlich, was es ankündigt. Nicht nur für kurze Zeit, sondern für ein ganzes Leben am und mit dem schönsten Instrument, das es gibt: dem Klavier“, so Edna Golandsky in ihrem berührenden Schlusswort. 

Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Französisch Englisch

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