Wenn Trauer die Seele berührtQuand le deuil touche l´âme

Andreas Haefliger 111

Andreas Haefliger (c) OPS

Langsam zieht er vorbei, der lange Trauerzug Gustavs III. Voran die Trommel, die den getragenen Schritt vorgibt, den die Trauergäste einhalten. Es bedarf nicht mehr, als einige dieser verhaltenen Schläge, um sich das Defilee genau vorstellen zu können. Die adeligen Damen in ihren langen, schwarzen Gewändern und Schleiern sowie die Offiziere, die ihre aus Pietät abgenommenen Hüte vor sich hertragen. Sie versammeln sich zur Verabschiedung des schwedischen Königs, der am 29. März 1792 gestorben war. Er fiel einem Attentat zum Opfer, das während eines Maskenballes in der Nacht vom 16. zum 17. März in der Oper von Stockholm auf ihn verübt worden war. Fast 70 Jahre später hat Giuseppe Verdi dieses Ereignis als Anlass für seine Oper „Ein Maskenball“ genommen, obwohl der Ort verlegt und einige Personen, nach heftigen Tumulten gegen das geplante Stück, umbenannt werden mussten. Zu groß war die Angst, das politisch motivierte Attentat, das von adeliger Seite aus geplant und durchgeführt worden war, würde auch in Italien Schule machen. Gustav III bezahlte es mit seinem Leben, dass er eine neue Verfassung nach englischem Vorbild einführen wollte, was auf Privilegien vieler Adeliger Auswirkungen gehabt hätte. Joseph-Martin Kraus (1756-1792), seinem Haus- und Hofkomponisten, blieb die traurige Aufgabe, für die Verabschiedung die Musik zu komponieren. Seinen nahen Tod im Dezember desselben Jahres dürfte er schon gespürt haben, und so kann das Werk auch durchaus als sein ganz persönlicher Lebensabgesang interpretiert werden.

Dass diese Begräbnissymphonie nun in Straßburg vom OPS unter der Leitung des Gastdirigenten Claus Peter Flor aufgeführt wurde, hängt auch damit zusammen, dass sie sehr selten zu hören ist. Ein Umstand, der Marc Albrecht wohl gereizt haben muss, der für das Programm dieser Saison verantwortlich zeichnet. Flor lässt an diesem Abend, der neben Kraus auch Mozart und Mahler gewidmet ist, das Orchester spiegelverkehrt zur gängigen, zeitgenössischen Aufführungspraxis Platz nehmen. Durch die Aufstellung der Bässe auf der linken, und der Geigen auf der rechten Seite, hinter denen die Trommel sich versteckt duckte, zeigt der Dirigent anschaulich, dass sich die Aufführungspraxis des Barock auch in ihrer Orchesteraufstellung gänzlich von heute unterschied. Kraus Werk ist eine Trauermusik voll bizarrer Einsprengsel, egal ob scharfer Trompetentöne oder Trommelklänge. Der Choral im dritten Satz, der ein schwedisches Kirchenlied zum Vorbild hatte, lässt erkennen, wie sehr Bach in Europa zum Vorbild für dieses Genre geworden war. Der Kanon, der sich in allen Stimmen bald darauf findet, und der einem wunderschönen Hornsolo folgt, das wegen seiner verhaltenen Spielweise und seiner großer Sprünge als Herausforderung für jeden Hornisten gelten kann, beginnt kurzfristig die Trauerstimmung aufzuhellen. Kraus war ein Komponist seiner Zeit, dem christlichen Gedanken verpflichtet, weswegen er hier aber auch die Heilsbotschaft der Auferstehung und des ewigen Lebens durchklingen lässt. Er macht damit erduldbar, was dem Menschen nicht erduldbar erscheint und stellt ein musikalisches, zartes Licht in die Mitte der schwarz gefärbten Trauer. Es ist wohl Claus Peter Flor zu verdanken, dass sich diese Komposition für ein Staatsoberhaupt durch seine Interpretation in ein menschliches Maß verwandelte, das allen Menschenbürgern zur Ehre gereichen würde.

Mit dem Konzert für Klavier und Orchester Nr 12 von Wolfgang Amadeus Mozart verschränkte sich durch den zweiten Satz, dem Andante, der Hinweis auf das schon angesprochene menschliche Maß zur Kraus´schen Musik in besonderer Art und Weise. Der Solist, Andreas Haefliger, verstand es, der pianistischen Versuchung zu widerstehen, sich in den Köpfen des Publikums als rasender Technikbeherrscher einzunisten. Vielmehr gelang ihm ein viel größeres Kunststück. Das „Parlieren“ seiner rechten Hand im Gegensatz zur fast schon orchestral eingesetzten Linken, die er zu Beginn des ersten Satzes wie ein zartes Begleitinstrument verwendete, machten schnell deutlich, dass es ihm darum geht, den musikalischen Aufbau aufzudecken und diesen nicht durch bewusst zur Schau gestellte Virtuosität tot zu spielen. Wie er im zweiten Satz das Tempo so stark zurücknahm, sodass genügend Raum blieb, um den getragenen Emotionen tatsächlich Platz zu lassen, beeindruckte stark. Die kleinen Läufe und Triller spielte er wie beiläufig, wie eingestreut, und missbrauchte sie niemals in einer Art circensischem Selbstzweck. Mit einem feinen, subtilen Gefühl für die Klangfarbe brillierte er, ohne dabei übertreiben zu müssen. Auch sein Zwiegespräch mit dem Orchester im dritten Satz, in dem dunkle, ja fast ahnungsvolle Einschübe hörbar wurden, zeugt von einer Musikalität, die sich aus einer tief empfundenen Emotion speist. Erlebbare, fast greifbare Menschlichkeit war zu hören. Etwas, das auf der Bühne beinahe verloren gegangen ist, aber mit Haefliger wie von einer anderen Dimension her wieder zu leuchten begann. Dies zeigte sich auch in seiner Zugabe mit dem langen h-moll Adagio KV 540, das er zu Beginn ganz nahe an einem Largo interpretierte. In einem dunklen Erzählstil, nur durch kurze Aufhellungen vereinzelt durchbrochen, wurde durch diese Musik und vor allem Haefligers Interpretation klar, dass manches im Leben unbeantwortet stehen bleiben muss, unbeantwortet und unbesprochen bleiben muss, weil darüber, wie im Wittgenstein´schen Sinne, nicht gesprochen werden kann. Wer sich so von seinem Publikum verabschiedet, ist sich der Wirkung der Musik bewusst und hat es nicht notwendig, als Zirkuspferdchen auf dem Klavier zu agieren. Das Straßburger Publikum kann sich nur wünschen, einmal einen Soloabend mit Haefliger hören zu dürfen.

Mit dem Abschluss, Mahlers Adagio aus der 10. Symphonie, zeigte Claus Peter Flor, wie differenziert er diese schwierige Partitur ausmusizieren lässt, wie sehr er sich auch selbst emotional auf diese Musik einlässt. Dass das Werk eine Klammer zu Kraus und Mozart darstellt, die aufzeigt, wie rasant sich die Musik in knapp über hundert Jahren weiter entwickelt hat, kann noch als ein zusätzlicher Lernaspekt angesehen werden, für den man dankbar sein darf. Ein dunkler Abend voller menschlicher Wärme, die man vor dem Fernsehschirm so wohl niemals spüren kann.

Andreas Haefliger 111

Andreas Haefliger (c) OPS


Il passe lentement, le long cortège funèbre de Gustave III. Devant, le tambour qui donne le rythme du pas lent auquel se conforme le cortège. Il ne faut pas plus que ces quelques coups retenus pour imaginer ce défilé à la perfection. Les dames de la noblesse voilées, vêtues de robes longues, noires, les officiers qui portent par respect pour le défunt leurs couvre-chefs dans leurs mains. Ils se sont réunis pour les obsèques du roi suédois, mort le 29 mars 1792. Il a été victime d’un attentat, perpétré dans la nuit du 16 au 17 mars pendant un bal masqué à l’opéra de Stockholm. Presque 70 ans plus tard, Giuseppe Verdi s’est basé sur ce fait divers pour créer son opéra « Un bal masqué ». En revanche, il était obligé de situer l’action ailleurs et de changer les noms des différents protagonistes, tant les protestations contre le projet de cette œuvre étaient violentes. On avait beaucoup trop peur que cet attentat politique, planifié et exécuté par la noblesse suédoise puisse faire école en l’Italie.
Gustave III a payé l’idée, d’instaurer une nouvelle constitution selon l’exemple anglais, avec sa vie : Trop de privilèges de la noblesse auraient été mis en cause.
Au compositeur à la cour, Joseph-Martin Kraus (1756-1792), incombait le triste devoir de composer la musique pour rendre un dernier hommage au roi. Il a probablement déjà pressenti sa propre mort à la fin de cette même année, tant et si bien qu’on peut très bien interpréter cette œuvre comme un chant d’adieu à sa propre vie.
Que cette symphonie d’enterrement a été jouée à Strasbourg sous la direction de Claus Peter Flor est dû au fait qu’elle n’est que très rarement représentée. C’est sans doute cette circonstance qui a inspiré Marc Albrecht qui signe la programmation de la saison en cours.
Cette soirée n’est pas seulement dédiée à Kraus, mais aussi à Mozart et Mahler. Flor positionne l’orchestre à l’envers comparé à ce qui est d’usage de nos jours : En plaçant les basses du coté gauche et les violons à droite, le chef d’orchestre montre qu’au baroque, les pratiques des représentations orchestrales étaient totalement différentes. L’œuvre de Kraus est une musique de deuil dans laquelle des sons bizarres font des incursions étranges, qu’il s’agisse de sons de trompètes incisifs ou de coups de tambours. La chorale du troisième mouvement qui s’inspire d’un chant sacré suédois, montre à quel point Bach était devenu l’exemple à suivre pour ce genre de musique. Au solo magnifique du cor, qui est un défi pour tout corniste, car le jeu doit être tout en retenue et les sauts sont très importants, suit le canon, qui se propage à toutes les voix et qui commence à vouloir alléger la lourde ambiance de deuil. Kraus, un compositeur bien de son époque, était évidemment de confession chrétienne. C’est pour cette raison que son œuvre laisse transparaitre le message de rédemption, de la résurrection et de la vie éternelle. Il rend supportable ce qui semble insupportable à l’homme et met une lumière tendre au milieu de la noirceur du deuil. Grâce à l’interprétation de Claus Peter Flor cette œuvre destinée à un chef d’état a été ramenée à une dimension humaine et du coup fait honneur à tout être humain.

Avec l’andante du deuxième mouvement du concerto pour piano et orchestre N° 12 de Wolfgang Amadeus Mozart s’opère une communion particulière avec cette dimension humaine de la musique de Kraus évoquée précédemment. Le soliste Andreas Haefliger sait résister à la tentation du pianiste de se positionner auprès du public en tant que technicien possédant une dextérité vertigineuse. Il réussit quelque chose de bien plus passionnant : Il cherche à faire découvrir la structure musicale du morceau et non pas à le « tuer » par la virtuosité pour la virtuosité. Il fait « parler » sa main droite en opposition à sa gauche orchestrale qui agit comme un instrument d’accompagnement. Pendant le deuxième mouvement c’est impressionnant de voir à quel point il réduit le tempo afin de faire effectivement suffisamment de place pour laisser vivre les émotions. Il joue les petits passages rapides et les trilles comme par hasard, comme pour saupoudrer le tout, et n’en abuse pas en en faisant un but en soi. Il brille par sa sensibilité extrême pour la couleur du son sans être obligé d’exagérer. Dans son « dialogue » avec l’orchestre dans le troisième mouvement où l’on perçoit des passages intermédiaires sombres, lourds de pressentiments, il fait preuve d’une musicalité qui se nourrit d’une émotion très profondément ressentie. L’humanité qu’on pouvait entendre était presque palpable. Une chose pratiquement perdue sur scène mais qui a recommencé à luire grâce à Haefliger comme provenant d’une autre dimension. C’était parfaitement audible aussi dans son « bis », un long adagio en si-mineur, KV 540, dont l’interprétation du début frôlait le largo. Dans un style sombre de récit, parfois interrompu par quelques éléments plus clairs l’interprétation de Haefliger illustre que certaines questions restent parfois sans réponse dans la vie, sans qu’on en parle, parce que – selon Wittgenstein – il est impossible d’en parler. L’homme qui prend congé de son public ce cette façon a parfaitement conscience de l’effet que produit sa musique et n’a pas besoin d’agir comme un cheval de cirque devant son piano.

A la fin du concert, avec l’adagio de la 10e symphonie de Mahler, Claus Peter Flor démontre sa façon très différenciée de jouer cette musique et il montre aussi à quel point il plonge lui-même dans l’univers émotionnel musical. Un aspect complémentaire, pédagogique, pour lequel on peut être reconnaissant du reste, constitue le fait que cette œuvre fait l’effet d’une parenthèse par rapport à l’œuvre de Kraus et montre que la musique a connu une évolution fulgurante pendant les cent dernières années. Une soirée sombre, pleine de chaleur humaine : chose que l’on ne peut ressentir en aucun cas devant un écran de télévision.

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

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