Gelacht wird, auch wenn die Welt untergeht
27. Oktober 2023
Die Aktualität von Jura Soyfers „Weltuntergang“ aus dem Jahre 1936 liegt leider auf der Hand. Jakub Kavin und sein Team ist es dennoch gelungen, trotz des ernsten Themas in der Theater Arche eine vergnügliche Revue zu gestalten.
Michaela Preiner
Bild von der Theateraufführung "Weltuntergang" im Theater Arche in Wien
Foto: (Jakub Kavin)

Im Dunkel der Bühne drehen sie ihre Kreise beständig um ihre eigenen Achsen – unser Planetensystem in dessen Mitte die Sonne strahlt. Gesprochen wird in Lautgedichten – Christian Morgensternsgroßes Lalula“ ist genauso gut erkennbar wie der „Schtzngrbn“ von Ernst Jandl und obwohl man noch nicht weiß, was hier eigentlich geschieht, hat einen die Theaterzuschaulust während der ersten Szene schon fest im Griff.

Mit dem Auftritt von Manami Okazaki kommt Bewegung ins Geschehen. Mimt sie doch den Kometen Konrad, der von den „Sternschaften“ losgeschickt wird, um auf der Erde einzuschlagen und das Menschengeschlecht auszulöschen. An der linken Bühnenseite ist der Musiker und Komponist Ruei-Ran „Algy“ Wu am Klavier und am Bandeon tätig und begleitet das Geschehen, unterbrochen durch Revue-Schlager mit altem Text und neuem Sound. Wie nun der Komet sich Schwung holt und letztlich unverrichteter Dinge wieder zu den Planeten zurückkehrt, lädt zum Schmunzeln ein.

Zwischen dem ersten und dem letzten Auftritt reist das Ensemble in vielerlei unterschiedlichen Rollen quer über die Erde. Prof. Guck alias Margot Binder versucht sein Bestes, um Geld für eine Erfindung zu bekommen, um den todbringenden Planeten umleiten zu können. Ob in Amerika, Deutschland oder Japan – nirgends findet er offene Ohren. Wunderbar die Szene, wie er sich an einem österreichischen Beamten die Zähne ausbeißt. Das Publikum ist davon hellauf begeistert, als es hört, dass es auch für einen Kometen außerhalb der Dienstzeiten keine Ausnahmen gibt. Dass in dem Stück Kometenkleber vorkommen, ein Iron Trust und ein Ronald Trap, und der Plot dennoch nicht verfälscht wird, zeigt, dass Soyferts Charaktere allzeit Gültigkeit haben. Leider möchte man hinzufügen.

Der hohe Unterhaltungswert der Inszenierung ergibt sich aus der gelungenen musikalischen Bearbeitung, aber zum größten Teil aus der Regie selbst, die ganz im Gegensatz zum derzeitigen Trend, multimediale Hilfsmittel einzusetzen, mit puristischen Theaterkniffen auskommt. Gelungene Auf- und Abtritte gehören genauso dazu wie eine gut gesetzte Gag-Dichte mit hohem Aktualitätsbezug. Dennoch hat das Stück seinen ursprünglichen Revue-Charakter behalten. Dazu kommt, dass der Text von Soyfert zutiefst österreichisch geprägt ist und einen Sprachwitz beinhaltet, den man heute selten auf Bühnen zu hören bekommt.

Neben den schon Erwähnten agierten Michaela Khomsky, Georg Beham-Kreuzbauer, Futurelove Sibanda und Markus Pol auf der Bühne sowohl als Planeten als auch in weiteren 21 Rollen. Ein Theaterabend, an dem Spaß und Tiefgang ausgewogen vorhanden sind und den Zusehenden ausreichend Futter für anregende Danach-Gespräche bietet. Im November wird das 32. Jura-Soyfer-Symposium im Theater Arche unter dem Titel „Der Weltuntergang – Zur Gegenwärtigkeit eines Theaterstückes von 1936“ stattfinden. Aus diesem Grund wird das Stück am 23.11. noch einmal zu sehen sein.

Trailer: