Weibliche Hybridwesen
Michaela Preiner
Andrea Nagl in "Sequitur" (Foto: Wintersberger)
SEQUITUR_CALEIDOSCOPIA_ EXT.
Mit Sequitur Caleidoscopia EXT. kam ein Werk mit der musikalischen Grundlage von Karlheinz Essls Sequitur IIb und IVb zur Aufführung, das in der miterlebten Vorstellung eine überraschende Wende erfuhr. Die mit computergesteuerten Visuals ausgestatte Produktion ließ – sowohl was die musikalische als auch die tänzerische Aussage betrifft – jede Menge Interpretationsspielraum.
Andrea Nagl zeigte in ihrer eigenen Choreografie Bewegungsmuster, die sich in unterschiedlichen Abfolgen wiederholten. Dabei wurde man immer wieder auch an frühe Werke des Ausdruckstanzes des 20. Jahrhunderts erinnert. Dennoch wurde der Bogen zum choreografischen Repertoire unserer Zeit ebenso aufrechterhalten. Konzentrierte, langsame Gesten, Rollen am Boden, immer wieder ein ausgestreckter Arm und eine ausgestreckte Hand unterstrichen die artifizielle Werkanlage.
Andrea Nagl in "Sequitur" (Foto: Wintersberger)
Die zunehmende Hektik und Getriebenheit der Choreografie, die ihre Entsprechung im Klangbild fand, endete letztlich ruhig, aber dennoch mit einer finalen Schrecksekunde, in der ein letzter Atemstoß der Tänzerin zu vernehmen war.
In Between
Monika Huemer und Natascha Wöss schlossen mit ihrer Arbeit „IN BETWEEN“ an die Grundaussage eines menschlich hybriden Wesens, das schon zuvor ein Thema war, inhaltlich an. Otto Pölzl lieferte dazu das Sounddesign, Franz Flieger Stöger das Lichtdesign. Die beiden Tänzerinnen verkörpern in der Produktion zwei unterschiedliche Charaktere, die sich in verschiedenen Transformationsstadien zu befinden schienen.
Monika Huemer übernahm dabei den Part eines Cyber-Wesens, das völlig von außen gesteuert schien. Mit eckigen, abgehackten moves und einer enormen Körperbeherrschung in einer gefühlt minutenlangen Sitzstellung, bei der die abgewinkelten Beine in der Luft vor dem Körper regungslos verharrten, verwies sie auf ein Leben ohne Emotion. Ganz anders hingegen trat Natascha Wöss auf. So, als ob sie fürchten würde, in denselben Zustand wie ihre Kollegin zu fallen, wehrte sie sich offenkundig mit Händen und Füßen gegen diese Transformation, von Angst vom Scheitel bis zu Sohle durchgeschüttelt, über die ganze Länge der Performance.
Mit den beiden Produktionen erlebte das Publikum einen intimen, wenngleich auch höchst intensiven Tanzabend.