Denn sie wissen nicht, was sie tun

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Michaela Preiner
12. Dezember 2014

Lesezeit: 2 Minuten

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Michaela Preiner
12. Dezember 2014

Lesezeit: 2 Minuten

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Was tun im Nestroyhof Hamakom
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Ein ruhiger, textintensiver Abend, der seinen Charme auch aus der intensiven schauspielerischen Leistung jeder und jedes Einzelnen erhielt. Lasst uns grandios spielen - auch wenn wir eigentlich nicht wissen, was wir tun!

Ingrid Lang geht im Theater Nestroyhof Hamakom der Frage nach „Was tun?“

Wer bin ich, woher komme ich, wozu bin ich? Letztere Frage wird rund 20 Jahre nach der Zündung der Neoliberalismusrakete häufiger gestellt als die ersten beiden. Wozu bin ich und was kann ich als Einzelne oder Einzelner eigentlich tun? „Was tun?“ Dies ist auch das Motto der aktuellen Spielsaison im Nestroyhof Hamakom, das unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet wird. Den Auftakt hierzu machte der Salon5, der sich dem Thema politisch näherte und in diskussionswürdigen Veranstaltungen aber auch in einem Stück von Anna Poloni dieser Frage nachging.

„Was tun?“ so lautet nun kurz und bündig auch ein szenisch-musikalischer Abend in Sam´s Bar. Einem gemütlichen Ort, der im Dezember mit Drinks, Musik und Theater das Publikum anlockt. Ingrid Lang, die sowohl die Konzeption als auch die Regie für diesen Abend führte, legte den Schwerpunkt ihrer Untersuchung auf die persönliche Befindlichkeit der Menschen. Insgesamt fünf sind es, drei Frauen und zwei Männer, die anhand von Texten literarischer Größen wie H.C. Artmann, Franz Kafka, Botho Strauß und zahlreichen anderen sich auf Antwortsuche machen. Eine Suche, die – wie könnte es anders sein – schließlich vergeblich ist. Ihnen an die Seite gestellt – oder besser formuliert auf die Bühne gesetzt – wurde Alex Miksch. Seine Antwort ist authentisch, wenngleich auch nicht besonders positiv, denn Miksch zeigt in seinen bluesgeschwängerten Liedern deutlich auf, dass Melancholie und Resignation jene Gefühle sind, die er für sich als Handlungsmuster ausgesucht hat.

Und fast möchte man meinen – alle, die diesen Abend gestalten, sind am selben Punkt angekommen. Lilly Prohaska agiert dabei grandios als intellektuelle, unverstandene Trinkerin, Claudia Kottal als lebenslustige Partylöwin und Nancy Mensah-Offei möchte unbedingt an diesem Abend noch einen Aufriss machen. Julian Loidl als Barkeeper und Burak Uzuncimen als Kellner fechten inmitten des Publikums einen körperlichen Kampf um ein bedeutungsloses Wortgerangel aus. Alle miteinander haben aber eins gemein: Keinen blassen Schimmer, was denn eigentlich zu tun sei. Zu viel ist schon gesagt – wenn nicht sogar schon alles. Man bemüht sich nach Kräften, etwas zu tun, immer im Wissen, dass es zu wenig ist, um die Welt zu retten. Absurdes und Philosophisches reihen sich als Textbausteine aneinander. Erzähltes und Vorgelesenes ergänzen theatralisch servierte Szenenschnipsel.

Höchst interessant ist die Beobachtung, dass keine der Personen die Frage nach dem „warum“ stellt. „Warum ist die Welt wie sie ist – wenn schon die Feststellung gemacht wird, dass die Welt nicht mehr dieselbe ist. Und höchst interessant auch, dass das eigene Scheitern, die eigene Not, der Druck, der auf einem lastet und die Gefahren, die einen umgeben, scheinbar unausweichlich scheinen.

Ein ruhiger, textintensiver Abend, der seinen Charme auch aus der intensiven schauspielerischen Leistung jeder und jedes Einzelnen erhielt. Lasst uns grandios spielen – auch wenn wir eigentlich nicht wissen, was wir tun!