Divine Feminin
Unter diesem Motto stand ein zu nächtlicher Stunde angesetztes Konzert im Rahmen des Festivals Musica in Strasbourg, welches vom Ensemble „Traffic quintet“ aufgeführt wurde. Die Grundidee von Dominique Lemonnier, das ewig Weibliche, ja wie im Titel postuliert, das göttlich Weibliche, anhand von Filmausschnitten – und –stills musikalisch zu unterlegen, war grundsätzlich ein guter, kreativer Ansatz.
Auch die Musik selbst – Eigenkompositionen sowie Arrangements von fremden Filmmusikkompositionen – von Alexandre Desplat geschrieben, war durchaus hörenswert. Musik von Pascal Dusapin, Bernard Herrmann, Jerry Goldsmith, Alex North, Philip Glass, sowie Air wurde vom französischen Komponisten für diese Aufführung für 2 Geigen, 1 Bratsche, ein Cello und einen Contrabass neu gesetzt – und dies – mit Bravour. Innerhalb von 4 sogenannten „Tableaux“ – zu Deutsch übersetzt – Bildern, die jeweils wieder durch verschiedene, kurze Stücke unterteilt waren, ging das Ensemble vor allem den tragischen Seiten des weiblichen Seins nach. Nur ab und zu gelang es einem lebensfroher Walzer, sich in die Reihe von getragenen, ja tragisch anmutenden Melodien einzuschieben, der Großteil der Stücke hing einem ziemlich süßen Pathos nach, der von den dazu projizierten laufenden Bildern – eine sehr seltsame Unterstützung erhielt. Seltsam deswegen, weil sich zeigte, dass eine Adaption von Filmmusik, wie sie von Desplat für diesen Zweck gemacht wurde, eigentlich besser ohne Film auskommt. Die Aufführung hatte beinahe den Charakter eines Stummfilms, mit dem eigenartigen Gebaren, dass sich die Musikerinnen und Musiker nach jedem Bild verbeugend beklatschen ließen. Ihr Zusammenspiel konzentrierte sich auf die Synchronisation mit den gezeigten Filmen, was aber zwangsweise zu einem Qualitätsverlust der Interpretation führte. Erst im vierten Bild, in welchem einige Filmheldinnen ihren Tod im Wasser erlitten, kam eine gewisse Kongruenz in diese Art der Präsentation. Filmmusik hat die Aufgabe, die laufenden Bilder zu unterstützen, die Handlung musikalisch zu begleiten und Affekte oder Situationen im jeweiligen Charakter der gezeigten Bilder wiederzugeben. In diesem Konzert entfernte sich das dennoch als bemerkenswert zu titulierende Rearrangement der Musik jedoch weit von den Bildern, die schließlich die Musik mehr störten als unterstützten. Das filmische Puzzle von Ange Leccia, dem 1952 in Paris geborenen Foto- und Videokünstler, kann für sich selbst als persönliches Statement zu diesem Thema gesehen werden und könnte als filmische Aufführung, mit Musikbegleitung von einer Tonspur in einem Museum reüssieren. Die live- Aufführung hingegen zeigte überdeutlich, dass es für die ausführenden Künstler noch Lernerfahrung auf diesem Gebiet gibt.
Das Festival Musica läuft noch bis zum 3. Oktober 09.
Infos unter: https://www.festival-musica.org
Bild: (C) Traffic Quintet