Sturm und Urlaubsgefühle

Die Plaisiranstalt bezaubert mit einer Interpretation von Shakespeares „Sturm“ Kinder ab 2 Jahren im Dschungel Wien.

Sven, Raoul und Karola fahren vergnüglich auf einem Boot. Wind kommt auf. Und Tropfen fangen an herniederzuprasseln. Plim, plim und tock, tock so ist es zu hören, während Raoul und Karola die kleinen Saiten der beiden Kindergitarren zupfen und Sven mit seinen Fingern auf eine Holzbank trommelt. Fffffffffhhhhhhhh, schhhhhhhhh, so imitieren die Drei schon bald den aufkommenden Sturm. Stärker und stärker wird er, bis der Schiffsmast bricht und sie über Bord gehen. Nun schwimmen sie unter Wasser, blubb, blubb, blubb vorbei an bunten Fischen, bis sie endlich wieder an die Oberfläche kommen. Doch Raoul, wo ist der geblieben? Fröhlich rudert er nach kurzer Suche zu Karola und Sven, so als ob nichts gewesen wäre, aber der Tollpatsch hat Mühe, das rettende Floß zu besteigen. Unter hellem Gelächter der Kinder. Raoul Bilten und Sven Kaschte geben den Kleinen ab 2 Jahren in dieser Inszenierung noch reichlich Gelegenheit für weitere Erheiterung und sorgen damit wahrscheinlich für die ersten Slapstick-Erfahrungen in ihrem Leben.

Zum Glück landen die Gestrandeten auf einer wunderbaren Insel mit Palmen und exotischen Vögeln. „Schau, wie schön!“ Dort fischen sie eine Flaschenpost aus dem Meer und jausnen herzhaft. Ein Apfel, der von einem zum anderen wandert, ruft nach wenigen Augenblicken Entzückensschreie beim jungen Publikum hervor und so manch einer der Dreikäsehochs krümmt sich vor Lachen im Theaterraum des Dschungel. Die Plaisiranstalt, die Shakespeares „Sturm“ für die Allerjüngsten einer freien Interpretation unterzog, macht nicht nur Lust auf Theater sondern vor allem auch auf Musik. Zum Hinknien, wie sie „Riders on the storm“ von den Doors gleich zu Beginn des Spieles interpretieren. Heruntergebrochen auf eine zarte Melodie mit Xylophonbegleitung bleibt der Song aus dem Jahr 1971 dennoch erkennbar, aber man kann sich daran gar nicht satthören. Später verwandeln sich Sven und Karola (Karola Niederhuber in der besuchten Vorstellung, alternierend dazu schlüpft Franziska Hetzel in die weibliche Hauptrolle), ganz im Sinne der Zaubereien von Shakespeares Prospero husch husch – in Ferdinand und Miranda. Die nähern sich einander in wahrem Liebesrausch in Windeseile zu dem von ihnen gesungenen Beatles-Hit  „I wanna hold your hand“, während Raoul sie dabei auf seiner Gitarre begleitet. Dieser lässt es sich auch, wie schon in der letzten Inszenierung der Plaisiranstalt „Alltag“, nicht nehmen, bezaubernde französische Chansons zum Besten zu geben. Auch wenn die Kleinsten sie nicht verstehen, haben sie doch Freude an der ungewohnten Sprache, die sich so gut singen lässt. Küsse, die auf falschen Wangen landen, geben noch einmal Anlass zu Lachanfällen. Am Schluss finden sich alle wieder friedlich vereint, ja sogar schlafend, auf ihrem Boot – und die Kinder sitzen mucksmäuschenstill auf ihren Plätzen. Schließlich darf man Schlafende ja nicht aufwecken!

Ein zauberhafter Einstieg in die Welt des Theaters in der alles möglich ist und nichts verboten!

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