Stella – der Star bin ich!Stella – la star, c´est moi!

Stella – der Star bin ich!Stella – la star, c´est moi!

Michaela Preiner

Foto: ( )

9.

Februar 2011

Im Taps-Scala in Straßburg trat Anfang Februar Cie Blicke mit  der Wiederaufnahme von zwei Tanzstücken aus dem Jahre 2006 auf. Virginia Heinen und Enrico Tedde erarbeiteten beide auf gänzlich unterschiedlichen Wegen das ihnen gestellte Generalthema „Der Traum vom Star“. „Stella“ – der Stern – so ist Virginia Heinens  Arbeit übertitelt, die aufzeigt, welchem Druck sich […]

Stella2 Jean Gros Abadie1

Stella von und mit Virginia Heinen (c) Jean-Gros-Abadie

Im Taps-Scala in Straßburg trat Anfang Februar Cie Blicke mit  der Wiederaufnahme von zwei Tanzstücken aus dem Jahre 2006 auf. Virginia Heinen und Enrico Tedde erarbeiteten beide auf gänzlich unterschiedlichen Wegen das ihnen gestellte Generalthema „Der Traum vom Star“.

„Stella“ – der Stern – so ist Virginia Heinens  Arbeit übertitelt, die aufzeigt, welchem Druck sich junge Frauen von heute ausgesetzt sehen, um einem genormten Schönheitsideal zu entsprechen und wie es in der Entwicklung einer Frau überhaupt zu den Träumen vom großen Star kommt. Dafür verwendet sie nicht nur den Tanz als alleiniges Ausdrucksmittel, sondern setzt auch ihre Sprache ein. „Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Ihnen heute erklären, wie man im Leben etwas wird!“, so lautet ihre kurze und bündige Einleitungsansprache an das Publikum, um dann anschaulich klar zu machen: Brust raus, Bauch rein, Haare blond, Hüfte raus, blöd grinsen und immer schön up to date bleiben, dann ist man / frau auf der sicheren Seite. In einer anschließenden, Schweiß treibenden Madonna-Persiflage, ausgestattet mit Glitzer-Mini-Röckchen, Riesensonnenbrille, blonder Perücke und einem Shirt, bei dem man bis zu ihrem Bauchnabel hinunter blicken kann, unterhält sie die Zuschauerinnen und Zuschauer auf trashige Weise wunderbar. Auch die darauf folgende Erzählung ihres imaginären Lebensweges bleibt ganz im locker, leichten Unterhaltungssegment, frei von jeder ernst zu nehmenden Sinnfrage.  „Merci, merci, merci, danke, danke, danke“ ruft sie nach jeder neuen Etappe bei eingespieltem Applaus ins Publikum. Solange, bis das Klatschen vom Band verstummt. Sichtlich desillusioniert streckt sie nun ihre schmerzenden Beine, malträtiert durch silberne High Heels, unter ihrem Schreibtisch aus, während sie darüber sinniert, dass manches im Leben nur im Traum existiert.

Die darauf folgende Sequenz kann man getrost als „Sternminuten“ des Tanzes bezeichnen. Stellas Gedanken schweifen ab in ihre Kindheit und Jugend. Virginia Heinen übersetzt dabei auf fünf Meter schmalem, rotem Teppich ihre Erinnerungen  vom Kleinkind bis hin zur jungen Frau in eine wunderbar poetische Choreografie. Mit einem kleinen Glitzerdiadem auf dem Kopf wird sie wieder zu jener Prinzessin, die zumindest die meisten Frauen doch alle einmal in ihren Kinderträumen waren. Mit aufgeblasenen Backen und weit aufgerissenen Augen imitiert sie Schwimmbewegungen, tief zu ihren Füßen hinabgebückt knüpft sie mit ausladender Geste ihr erstes Schuhband und unsicher auf einem Bein wackelnd, verliert sie ihr Gleichgewicht, fällt  abrupt hin, um sich danach an ihren Mund zu greifen, in welchem sie beim Sturz einen Zahn verloren hat. Dafür bewegt sie sich in Zeitlupe. Unterstützt durch eine Arie aus Verdis Troubadour, überirdisch schön von Maria Callas gesungen, gelingt es Heinen dabei, das Publikum selbst tief in die eigenen Kindheitsemotionen eintauchen zu lassen. Haben wir nicht alle einmal schwimmen gelernt, waren wir nicht alle stolz auf unsere ersten, alleine gebundenen Schuhbänder und mussten wir nicht alle einmal unsanft vom Fahrrad absteigen? Was hier gezeigt wird, ist Tanz von seiner schönsten Seite. Gerade Momente wie diese, in welchen es um die Darstellung von persönlich Erlebtem und den darin empfundenen Gefühlen geht, zeigen die Stärke der Tänzerin.

Endlich erwachsen geworden und in die Stöckelschuhe ihrer Mutter geschlüpft, sollte das beginnen, was ein Starleben ausmacht. Doch das Gegenteil tritt ein. Eine Musik mit extrahartem Beat schüttelt Stella immer wieder und immer wieder durch, peitscht sie, die sich in diesem schmerzvollen Tanz nun um den roten Teppich bewegen muss, der wenige Augenblicke zuvor gerade noch ihre Prinzessinenheimat dargestellt hat um schließlich, geschlagen vom Leben, beraubt ihrer Träume, am Boden liegen zu bleiben. In Momenten wie diesen gibt es nur eine Möglichkeit, um zu überleben. Es ist das Einfachste und doch für die meisten Menschen das Schwerste im Leben überhaupt. Die Selbstfindung, die sich loslöst von allen Konventionen, von allen Vorschriften und von allen Schönheitsidealen. Die Introspektion, das Erhellen der eigenen Person, ganz aus sich selbst und nicht durch Reize von außen. Was zu Beginn des Abends so schrill begann, endet so intim und berührend, dass man diese beiden äußersten Enden des Stückes, jedes für sich singulär gesehen, nicht miteinander in Verbindung bringen würde. Und gerade deswegen ist Stella so sehenswert. Stella, am Ende nur mit einem hautfärbigen Slip bekleidet, dreht sich zu einer von Cecilia Bartoli gesungenen Barockarie gedankenverloren und völlig in sich versunken so lange um die eigene Achse, bis das Licht völlig verlischt. Aus dem Sternchen ist tatsächlich ein Star geworden. „Merci, merci, merci – danke, danke, danke“ – Virginia Heinen, für diese beeindruckende Vorstellung.

Im Juni ist an der Opéra national du Rhin „Chout“, eine neue Choreografie von Virginia Heinen, in Straßburg zu sehen, welche sie mit dem Ballett der ONR erarbeitet. Näheres unter: ONR.

Stella2 Jean Gros Abadie1

Début février, la «Cie Blicke» a donné une représentation de danse au «Taps-Scala» à Strasbourg.

Au programme: la reprise de deux chorégraphies de l’année 2006. Il s’agit des œuvres de Virginia Heinen et Enrico Tedde qui, chacun à sa façon, ont travaillé sur le sujet «rêve de star».

«Stella» (étoile) est le titre de l’œuvre de Virginia Heinen. Cette œuvre illustre que les femmes d’aujourd’hui subissent une énorme pression pour correspondre à l’idéal de beauté féminin. Elle explique également de quelle façon ces «rêves de star» naissent. Mais Heinen ne se contente pas de la danse pour s’exprimer, elle se sert aussi du langage: «Mesdames, Messieurs, aujourd’hui j’aimerais vous expliquer comment on devient quelqu’un dans la vie.» Après cette brève introduction adressée au public, elle montre comment il faut s’y prendre: sortir la poitrine, rentrer le ventre, avoir le cheveu blond, la hanche ronde, afficher un sourire idiot et être toujours dans le vent ! Voilà ce qu’il convient de faire pour être une femme comme il faut, une femme qui est du «bon» coté si l’on peut dire !

Ensuite, Heinen se livre à un persiflage trash et physiquement éprouvant de Madonna : affublée d’une mini jupe à paillettes, d’une paire de lunettes de soleil surdimensionnée, d’une perruque blonde et d’un top au décolleté vertigineux, elle distrait le public de façon merveilleuse. Plus tard, elle raconte son chemin de vie imaginaire. Là encore, cela reste divertissement, le ton est léger. Heinen ne (se) pose pas la question du sens. « Merci, merci, merci, danke, danke, danke » crie-t-elle en direction du public après chaque «salve» d’applaudissements préenregistrés sur une bande. Jusqu’à ce que la bande se taise. Visiblement désillusionnée, elle détend ses jambes douloureuses, maltraités par les talons aiguilles couleur argent, sous son bureau et semble penser que certaines choses dans la vie n’existent que dans les rêves……

La séquence suivante est un grand moment de la danse, ce sont des «minutes» de gloire. Perdue dans ses pensées, Stella retourne dans son enfance, sa jeunesse. Sur un tapis étroit long de 5 mètres, Virginia Heinen exprime les souvenirs de son enfance et de son évolution, jusqu’à sa vie de jeune femme dans une chorégraphie merveilleusement poétique. Avec un petit diadème scintillant sur la tête, elle redevient la princesse que la plupart des femmes ont été dans leurs rêves d’enfance. Les joues gonflées, les yeux grands ouverts elle imite des mouvements de natation ; profondément penchée sur ses pieds elle fait ses lacets pour la première fois avec de grands gestes. Château branlant sur une jambe, elle finit par perdre l’équilibre, tombe brutalement par terre et met la main à la bouche pour constater qu’elle vient de perdre sa première dent. Elle fait tous ces mouvements comme au ralenti. Soutenue par un aria du «Troubadour» de Verdi, magnifiquement chanté par la Callas, Heine réussit à plonger le public dans le monde des émotions de l’enfance. On a tous appris à nager un jour. Tous, un jour, nous avons été fiers d’avoir réussi à faire la boucle avec nos lacets et on a tous fait des chutes en vélo.

Heinen nous montre le meilleur de la danse. Dans les moments où il est question de montrer son propre vécu, où il s’agit d’exprimer des émotions on a l’occasion de se rendre compte de l’immense talent de la danseuse. Enfin devenue adulte, les chaussures à talons aiguilles de sa mère aux pieds, elle doit commencer ce qui est censé être une vie de star. Mais le contraire se produit. La musique, du beat très dur, secoue la danseuse, la fouette encore et encore. Cette danse douloureuse la fait tourner autour du tapis rouge sur lequel elle a encore vécu sa vie de princesse quelques instants auparavant. Finalement elle reste à terre, vaincue par la vie, privée de ses rêves.

Dans des moments comme celui-là, il n’y a qu’une seule option pour survivre : c’est la chose la plus simple qui soit. Mais pour la plupart des gens, c’est la chose la plus difficile à faire: se trouver soi-même, se détacher de toutes les conventions. L’introspection, la mise en lumière de sa propre personne, émanant de son propre intérieur, sans stimuli venant de l’extérieur. Ce qui a commencé de façon si criarde, finit de manière si touchante, si intime que l’on a du mal à faire la jonction entre les deux extrêmes. C’est précisément la raison pour laquelle il faut voir «Stella».

A la fin du spectacle, la danseuse ne porte plus qu’un slip couleur chair. Un aria baroque chanté par Cecilia Bartoli l’accompagne pendant qu’elle tourne, toute à ses pensées, autour de son propre axe, jusqu’à ce que la lumière s’éteigne totalement. La starlette est finalement devenue une star.

« Merci, merci, merci – danke, danke, danke » Virginia Heinen pour ce spectacle impressionnant !

Au mois de juin, à l’ «Opéra National du Rhin» on pourra voir une nouvelle chorégraphie de Virginia Heinen à Strasbourg. Une œuvre qu’elle a créée en collaboration avec le ballet de l’ONR.

Vous trouverez de plus amples renseignements en vous rendant sur le site de l’ONR.

Texte traduit de l’allemand par Andrea Isker

Pin It on Pinterest