Ob im TV oder im Theater – Edutainment setzt sich als Format immer stärker durch. Die Wortverbindung von Entertainment und Education macht deutlich, dass das Publikum einerseits unterhalten werden soll, andererseits aber auch Informationen serviert bekommt, die für eine Weiterbildung sorgen.
Die Schauspielerinnen und Schauspieler arbeiten divers und inklusiv und präsentieren „geopolitische Geschichten, berührende Texte und jede Menge Halligalli für Auge und Herz“, wie es der Website zu entnehmen ist. Auf der Bühne agierten Claudia Carus, Benjamin Kornfeld und Christiani Wetter. Bernhard Hammer steuerte die Live-Musik bei, wobei er sicher zwischen diversen aktuellen Musikstilen kurvte.
Das Thema der Inszenierung war Sucht in ihren vielen Facetten. Dabei ließen die Agierenden zum Teil tief in ihre eigenen Suchterfahrungen blicken – obwohl – Theater ist Theater und was dabei nun tatsächlich selbst erfahren wurde oder ‚nur‘ gespielt, ließ sich nicht wirklich klären. Die Stückentwicklung leuchtete in viele dunkle, aber auch abseitig gelegene Ecken, wie jene des zoologischen Bereichs. Hier waren es kleine Erzählungen, die das Thema beleuchteten. Die eine oder andere Info kann man ohne Weiteres beim nächsten Smalltalk brauchen, wie jene von den Delfinen, die bei der Auslebung ihres Sexualtriebes nicht gerade wählerisch sind und Kugelfische als Ping-Pong-Bälle benutzen. Das Leben im Wasser wurde gleich zu Beginn veranschaulicht, um einen Zustand zu beschreiben, der sich schwerelos anfühlt und in dem man sich geborgen fühlt. So leicht und geborgen wie in jenem Zustand, den man Rausch nennt.
Alkoholmissbrauch ist nur eine Art, sich kurzfristig aus dem Leben zu beamen. Vom Kaufrausch kann man ebenso einen Kater davontragen wie nach exzessiven Partnertauschorgien. Vieles, was angesprochen wurde, hörte und fühlte sich nach Selbsterfahrungen des Ensembles an und berührte gerade dadurch. Sollte dies nicht so gewesen sein, dann war es zumindest ausgezeichnet gemacht.
Dass es unglaublich schwer ist, nach einer gewissen Entwöhnung nicht wieder in alte Missbrauchsmuster zu fallen und warum man überhaupt dazu kommt, süchtig zu werden – diese Szenen gingen tatsächlich unter die Haut. Ein Umstand, der gerade bei diesem Thema wichtig ist, werden doch Menschen mit Suchtverhalten gerne rasch abgestempelt, ohne dass man genau hinsieht, was sie so bedrückt. Der Leistungsdruck, dem viele junge Menschen ausgesetzt sind, das Gefühl alleine zu sein, die Angst zu versagen oder der Verlust von lieben Menschen – all das sind Gründe, sich aus der Realität zu beamen und letztlich im Suchtverhalten hängen zu bleiben, durfte man erfahren.
Nichts davon jedoch wurde mit einem erhobenen Zeigefinger kommuniziert. Die flotte Regie, durch die das Ensemble ständig in Bewegung gehalten wurde, aber auch das gekonnte „Sich-selbst-nicht-ernst-nehmen“ trugen dazu bei, dass die bitteren Pillen, die verabreicht wurden, keinen weiteren Nachgeschmack entwickelten. Hautenge Bodysuits, bedruckt mit bunten Mustern, wie man sie aus psychedelischen Trip-Erzählungen und Plattencovern der 60-er-Jahre kennt, visualisierten so manchen LSD-Trip, oder zumindest, wie man sich einen solchen vorstellt.
Die Mischung zwischen Witz und Ernst, lockerem Plauderton und tiefgehender Selbsterkenntnis war es, welche „Weil es knallt“ des Theaterkollektivs ‚Fiese Matenten‘ besonders kurzweilig erscheinen ließ.