Das Kind aus Holz

Der kleine Junge, der immer wieder aufs Neue ermahnt werden muss, was richtig und falsch ist, steht jetzt als Vorweihnachtsproduktion im Dschungel Wien gemeinsam mit dem Spiegelkabinett auf der Bühne.

Wenn das Lügen nicht im Mittelpunkt steht

Wer Pinocchio hört, denkt wahrscheinlich unmittelbar an seine Nase, die immer länger wird, wenn er lügt. So ist es auch bei Carlo Collodi, dem Autor des Kinderbuches, der erst posthum zu Ruhm gelangte, nachzulesen. Der Regisseur Richard Schmetterer und sein Spiegelkabinett legen den Schwerpunkt aber nicht auf die Moralpredigt, dass man nicht lügen sollte, sondern erarbeiten in 70 Minuten den Wandel einer unsympathischen Puppe zu einem netten menschlichen Jungen. Pinocchio regt sich zwar sowohl am Anfang, als auch am Ende des Stückes darüber auf, dass er keine Birnen essen mag, allerdings hat er Willen gezeigt, seinen Vater zu retten.

Ein Stück mit wenig Kulisse

Gerade eine Geschichte wie „Pinocchio“ lebt stark von den verschiedenen Orten, an denen alles stattfindet. Da der Dschungel eher für performative Inszenierungen steht, ist es also wenig verwunderlich, dass es kein klassisches Bühnenbild gibt. Von der Decke hängen weiße Tücher in Form von Röhren, die im Raum versetzt angeordnet sind. So können sich die Darstellerinnen und der einzige Mann auf der Bühne sowohl hinter den Tüchern verstecken, als auch in diese hineingehen, um Schattenspiele zu erzeugen. Ob Kinder ab 7 Jahren bei diesem Bühnenbild, trotz unterschiedlicher Beleuchtung, auch tatsächlich erkennen, wann Pinocchio im Wald, im Gasthaus oder im Maul des Wales ist, bleibt offen.

Sehr viel Akrobatik und eine Harfe

Was beim Bühnenbild fehlt, gleicht die Choreographie aus: Soffi Schweighofer als Pinocchio schafft durch ihre Art der Bewegung sofort den Eindruck, dass sie aus Holz besteht. Aber auch Clara Diemling und Till Frühwald stechen vor allem in ihrer Rolle als Kater und Fuchs heraus. Frühwald sagte in einem Interview, dass gerade der Kater für ihn die interessanteste Rolle ist, da er hier die Körperlichkeit der Figur am stärksten ausleben kann. Da darf er sich auf dem Boden rollen, seine Gefährtin mit vielen Hebefiguren an sich binden, laufen, was das Zeug hält und den kleinen Pinocchio so lange umschmeicheln, bis ihm dieser auf den Leim geht.

Musikalisch wird das Stück von Isabell Stoßfellner an der Harfe begleitet, die auch in die Rolle der Fee schlüpft. Dabei kommt das märchenhafte Element des Stückes klar heraus und die Musik verleiht ihm zusätzlich eine fantastische Komponente.

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Wer auf gut choreografierte Täuschungsszenen Wert legt, ist bei „Pinocchio“ richtig. Ob man die kleine Holzpuppe per se mag oder nicht, oder ob sie einem in dieser Inszenierung ans Herz wächst, bleibt jedem und jeder selbst überlassen.

Weitere Termine auf der Website des Dschungel.

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