„Noch ein Fass Rum!“ riefen die Grundschulkinder, „noch ein Fass Rum!“ brüllte auch das OPS, das Philharmonische Orchester Straßburg aus Leibeskräften. Im Salle Erasme in Straßburg waren die Piraten außer Rand und Band. Die kleinen, mit aufgemaltem Piratenbart und Pappsäbeln, die großen auf der Bühne, teilweise mit richtigen Bärten und mit ihren Instrumenten. Und zwischen all der lärmenden Fröhlichkeit, die Alasdair Malloy – bei diesen Vorstellungen „Al der Schreckliche“ genannt – erzählend, tanzend und spielend begleitete, erklang Musik. Von Rossini, Johann Strauß Sohn und Mendelssohn Bartholdy, aber auch von Komponisten, deren Musik zwar Millionen Menschen erkennen, wenn sie gespielt wird, aber deren Namen nicht wirklich bekannt sind. Alan Menken, Klaus Badelt oder Hans Zimmer schufen die Melodien zu Filmen wie „Der Schatz der Karibik“ oder „Die kleine Seejungfrau“ die zu Klassikern des Kinderfilms avancierten. Wer glaubt, Grundschulkindern ist ein Konzert nicht zuzumuten, der irrt gewaltig. Nun schon zum vierten Mal zeigte das OPS, bei dieser Gelegenheit von Geoffrey Styles dirigiert, dass auch den kleinen Kindern eine Stunde im Konzertsaal nicht zu lang wird. Alasdair Malloy ist dieser Umstand zu verdanken, denn der britische Musiker, erster Schlagwerker des BBC Philharmonic Orchestras, gestaltete ein Programm rund um das immer spannende Thema der Piraten. Selbst als Pirat verkleidet, leitete er durch die Vorstellung und benutzte hin und wieder Geoffrey Styles, wie zum Beispiel bei der Erzählung der Entdeckung des Piratenschatzes, um sein Englisch ins Französische zu übersetzen. Zuvor jedoch hatte er den Kindern ein „Geheimsignal“ gezeigt, mit dem sie ihn aufmerksam machen sollten, sollte er ohne Übersetzung Englisch sprechen. Aufgeregt fuchtelten sie auch schon kurz danach mit ihren kleinen Händen, die sie seitlich an ihre Ohren hielten, um ihm klar zu machen, er solle doch französisch mit ihnen sprechen. Im nächsten Moment ließ Malloy sie alle in die Rolle des Dirigenten schlupfen und das Orchester dirigieren, das sich von Styles ab- und ihnen zugewandt hatte. So segelten sie bei gutem Wind einer musikalischen Entdeckung nach der anderen entgegen und hatten eine Riesenfreude, als sie selbst im Chor das wilde Piratenleben besingen durften. Ein Konzerterlebnis, dass allen Beteiligten noch lange im Gedächtnis und in den Ohren bleiben wird. Und – wer weiß, vielleicht in Zukunft den einen oder anderen Dreikäsehoch auch aufs Dirigentenpult hievt – oder zumindest in einen Abosessel vom OPS!
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