Musik von ganz weit her

Shanbehzadeh Ensemble in Wien

Shanbehzadeh Ensemble gastierte in Wien

Mit dem Shanbehzadeh Ensemble gastierte im Rahmen des „Salam.Orient“ eine 3köpfige Musikergruppe, die ihre traditionellen Stücke aus dem Süden des Irans mitgebracht hatten. (Foto: Salam.Orient9

Salam.Orient – das Festival für Musik, Tanz und Poesie aus orientalischen Kulturen hatte in den vergangenen Wochen Wien fest im Griff. Mit dem Shanbehzadeh Ensemble gastierte im Rahmen des Festivals eine 3köpfige Musikergruppe, die ihre traditionellen Stücke aus dem Süden des Irans mitgebracht hatten.

Genauer gesagt stammt Saeid Shanbehzadeh, der Gründer der Gruppe, aus Buschehr, das am persischen Golf gelegen ist. „We come from the south of Iran and we are not „in mode“ – so beschrieb das Bandoberhaupt die Rolle seiner Landsleute im Iran. „We are what we are – we are natural“ – und damit charakterisierte er sich und seine Landsleute, die nicht zwar aus dem persischen Raum stammen, ihre Wurzeln aber auch nach Afrika oder Indien zurückverfolgen können.

In Wien trat das Trio im Odeon auf und begeisterte ein Publikum, das mindestens zur Hälfte die persische Sprache – Farsi – verstehen oder auch sprechen konnte. Das ergab ein kurzer Gegencheck anlässlich einer kleinen Conferance von Saeid. Dieser energiegeladene Musiker gewann die Zuhörerinnen und Zuhörer durch seine impulsive Art den Neyanban zu spielen und damit auch gleichzeitig zu tanzen. Dieser aus Ziegenhaut hergestellte Dudelsack zeugt von einer uralten Musiktradition, die nach wie vor noch in dem Landstrich gepflegt wird. Dort aber nicht in Konzertsälen wie in Europa, sondern anlässlich von Hochzeiten oder Beerdigungen oder anderen Feierlichkeiten, zu denen sich viele Menschen versammeln. Oft erlernen die Musiker ihre Instrumente und das einschlägige regionale Repertoire von ihren Vätern, so wie diese es auch von ihren Vätern erlernten. Interessant aber ist, dass einige der Stücke, die das Shanbehzadeh Ensemble aufführte, erst einige Dezennien alt sind. So erklärte Saeid den Hintergrund eines Liedes, welches Anfang des 20. Jahrhunderts als Rebellionslied von Arbeitern im Hafen aufkam. „Es ist ein bekanntes Lied im Iran, aber viele Menschen wissen nicht, was es damit auf sich hatte“, erklärt der Vollblutmusiker, der durch seine unglaubliche Bühnenpräsenz auch dann das Publikum faszinierte wenn er auch nur kleine Geschichten rund um die Musikstücke zum Besten gab.

Bekleidet mit einem dünnen Rock und einem ebensolchen ärmellosen Oberteil schlüpfte er auch gerne so manches Mal mit nur wenigen Schritten in die Rolle von einer tanzenden Frau. Eine gängige Praxis dort, wo es Frauen verboten ist, mit Männern aufzutreten und zu tanzen. Mit seinem archaisch wirkenden Instrument verbindet ihn mehr als nur die Möglichkeit, Musik zu machen. Und so fungierte dies je nach Stimmung auch als sein Kind, das er in den Schlaf zu wiegen schien, seine Geliebte, die er zärtlich umfasste oder sein Verführungsinstrument, dessen Wirkung er sich bewusst ist. „I can not speak German, all I know is „ich liebe dich“ ließ er die Damen im Publikum wissen und bezauberte auch mit einem Liebeslied, in dem es heißt „es geht nicht ohne dich – mit dir aber auch nicht“ – was eine Dame im Publikum zum Anlass nahm festzustellen, dass dieses Problem wohl ein Internationales sei.

Die Musik an diesem Abend lässt Bilder von einem heißen Land aufkommen, von einem staubigen, sandigen Boden und Menschen, die gemeinsam im Freien feiern. Sie klingt, als käme sie aus ganz ferner Zeit und ist doch ganz gegenwärtig. Abseits jegliches world-music-maistreams, den es mittlerweile auch schon gibt, spielen die drei Musiker, die in Paris leben, als hätten sie ihre Heimat nie verlassen. Habib Mefthah Boushehri und Naghib Shanbehzadeh sind Meister auf ihren Daboukas – den kleinen Trommeln, die in unterschiedlichen Stimmungen im Sitzen am Boden gespielt werden. Immer wieder faszinierten sie mit ihrer Fingerfertigkeit und legten Saeid einen rhythmischen Boden, der ihn während seines eigenen Spiels zum Tanzen verleitete.

Bis 31. Oktober gibt es noch Gelegenheit, mit der orientalischen Kultur bei einigen Veranstaltungen in Berührung zu kommen.

Infos unter: salam-orient.at

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