„Ich nehme diesen Miró und haben Sie auch eine Bilderlampe dazu?“
07. Dezember 2007
Heute müssen ein paar Sätze einmal ganz abseits von Museums- und Galeriebesuchen fallen. Nämlich jene über die grassierende Seuche von Bilderlampen. Das sind jene Beleuchtungskörper, die nun bereits landauf, landab in den Wohnungen und Häusern von Menschen anzutreffen sind, die Kunst besitzen. Was dann ungefähr so aussieht: Bild, gerahmt oder ungerahmt an der Wand, knapp […]
Michaela Preiner
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Heute müssen ein paar Sätze einmal ganz abseits von Museums- und Galeriebesuchen fallen. Nämlich jene über die grassierende Seuche von Bilderlampen. Das sind jene Beleuchtungskörper, die nun bereits landauf, landab in den Wohnungen und Häusern von Menschen anzutreffen sind, die Kunst besitzen. Was dann ungefähr so aussieht: Bild, gerahmt oder ungerahmt an der Wand, knapp darüber eine Stableuchte montiert, die in kurzem Abstand vom Bild auf dasselbe leuchtet.
Es dürfte wahrscheinlich keinem Bilderlampenkäufer und auch keinem Bilderlampenverkäufer (weibliche Formen mit eingeschlossen) bekannt sein, dass das Anbringen einer solchen Lampe eine sichere Maßnahme ist, das angeleuchtete Kunstwerk in relativ kurzer Zeit zu schädigen und zu zerstören. Ist doch Licht einer jener Faktoren, der Kunstwerke sicher und nachhaltig Schaden zufügt. Warum wohl wird in Museen auf Teufel komm heraus abgedunkelt, warum werden Besucher durch Beleuchtungsschleusen geführt, welche die Helligkeit Schritt für Schritt zurücknehmen, um das Auge an die geringen Lichtverhältnisse in den Ausstellungsräumen zu gewöhnen? Warum wohl verkauft der Bilderrahmenfachhandel – wenn er tatsächlich ein solcher ist – UV-Schutzglas? Warum gibt es strikte Vorgaben in Museen, welche die Ausstellungsdauer von empfindlichen Kunstwerken zeitlich begrenzt?
All dies sind natürlich Schutzmaßnahmen, empfindliche Kunstwerke vor dem vorzeitigen Zerfall durch Lichteinwirkung zu schützen. Im privaten Bereich – ehrlicherweise nicht nur dort – sondern auch in vielen kleineren Museen, die auf privater, auf Vereins- oder kommunaler Basis betrieben werden, finden sich aber meist noch abenteuerliche Beleuchtungslösungen, bis hin zu den eingangs erwähnten Bilderleuchten. Zu dieser Spezies habe ich ja meine ganz eigene, private Meinung, die da lautet: Wer unbedingt möchte, dass der Neuankauf oder das Erbstück eines Bildes auch ganz sicher von jedem Besuch wahrgenommen wird, der lege sich eine derartige Lampe zu. Denn, sind Sie einmal ehrlich: Wissen Sie immer sofort auf den ersten Blick, welche Bilder in dem Haushalt, den Sie gerade besuchen, wirklich wertvoll und teuer sind? Wahrscheinlich nicht. Und um hier ad hoc Abhilfe zu schaffen gibt es eben – Sie wissen es schon – die Bilderleuchten. Sie sind sozusagen der diskrete Hinweis, oder auch der verlängerte Zeigefinger der Hausherrin oder des Hausherren, der da bedeutet: Sieh hin, hier handelt es sich um ein wertvolles Bild! So wertvoll, dass wir es jedem durch die Anbringung dieser wunderschönen Bilderlampe verdeutlichen. Denn wer möchte schon, dass sein gebundenes Kapital völlig unerkannt an der Wand herumtrödelt? Und ein Messingtäfelchen am unteren Rahmenschenkel angebracht, ist ja auch nicht jedermanns und jederfraus Sache. Dafür also sind diese Dinger gut. Und nur dafür. Denn nicht nur dass sie, wie schon beschrieben, auf die Kunstwerke schädigend wirken, sie verstellen noch zusätzlich den Blick darauf.
Wenn Sie sich drastisch vor Augen führen möchten, welch zerstörerische Wirkung UV-Licht haben kann, dann empfehle ich Ihnen die Webseite von Christian Waller.


Leopardenfrosch
Der Leopardenfrosch links wurde im Dunkeln aufbewahrt, der mittlere von einem UV-Filter geschützt. Der rechte Frosch ist stark ausgeblichen, abgesehen vom Bauchbereich, der durch eine Alu-Manschette geschützt war.
Aus: https://nature.ca

Klicken Sie auf der Seite von Christian Waller auf die Rubrik „Lichtschäden und zulässige Beleuchtungsstärke“ und Ihnen wird durch das Foto der drei Kröten im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgehen. Wohlgemerkt – Herrn Waller kenne ich nicht, ich bin weder verwandt noch verschwägert mit ihm, aber seine Informationen sind Goldes wert – und hoffentlich ein Heilmittel im Kampf gegen die grassierende Seuche der Bilderlampen. Und vergessen Sie nicht, bei kommenden Besuchen Ihren Gastgebern herzlich zu gratulieren, wenn deren Bilder ohne Bilderlampen betrachtet werden können!

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