Die kurze Ankündigung sprach von einer tänzerischen Auseinandersetzung eines Amerikano-Palästinensers der in Brüssel lebt und sich solistisch auf der Bühne mit dem Konflikt in seinem Herkunftsland beschäftigt. Eine spannende Ausgangslage. Tatsächlich legte der Tänzer Tarek Halaby mit seinem Solostück „Finally I am no-one“ eine Arbeit vor, die zwischen Spannung und Verstörung aber auch Langeweile angesiedelt ist. Sollten alle drei Komponenten beabsichtigt sein, so spielt Halaby mit hohem Einsatz, denn etwa zur Halbzeit sahen sich einige Zuseherinnen und Zuseher veranlasst, den Saal zu verlassen und – man kann ihnen nicht ganz Unrecht geben, wesentlich neue Erkenntnisse brachte der Rest der Vorstellung tatsächlich nicht.
Das Stück verweist in einer grundsätzlich raffinierten Anordnung von zwei unterschiedlichen Leinwänden, zwischen denen sich der Tänzer bewegt, auf die Geschichte einer Inhaftierung mit Folter, die Bewachung des Inhaftierten und den Zusammenbau einer Bombe. In kurzen, sich oft wiederholenden Filmsequenzen wird deutlich, dass der tänzerische Raum, in dem sich Halaby bewegt, zur Metapher des Eingeschlossenseins und des Gefängnisses wird. Seine Bewegungsmuster sind teils als Selbsttherapie gegen die Isolation zu lesen, teils als Reaktion auf Schläge und teils als Erinnerungsfetzen an amerikanische Hits, die Halaby teilweise auch mit Playback veranschaulicht. Gerade diese zuletzt genannten Passagen nehmen dem Stück viel von seiner bedrückenden Brisanz und schaden mehr als sie nützen. Dadurch entsteht eine Gemengenlage, die nicht immer schlüssig nachvollziehbar ist. Auf der einen Seite die harten und bedrückenden Bilder eines nackten, gefesselten Mannes mit einer Maske über dem Gesicht und dahinter Halaby, der den Raum durchläuft, in Sprüngen überwindet oder sich um seine eigene Achse scheinbar hunderte Male dreht. Auf der anderen Seite der singende Halaby in Starpose. Wie schon eingangs erwähnt, kann dies durchaus ein absichtliches, stilistisch gewolltes Mittel sein; dann jedoch wäre es ratsam, die so entstandene Verstörung noch extremer anzulegen.
In seinen tänzerischen Strecken verausgabt sich Tarek Halaby mit endlos kreisenden Bewegungen entlang der „vier Wände“ seines Verlieses bis hin zur völligen Erschöpfung. Die Erarbeitung dieser schwierigen Choreographie, die dem Tänzer eine Stunde lang den Atem raubt, ist als bemerkenswert anzusehen, wenngleich einige Längen viel von der zuvor aufgebauten Spannunge nehmen. Halaby tanzt streckenweise gegen sich selbst – synchron zu Tanzsequenzen vom Band, die auf die Leinwand projiziert werden und hinter der er live dieselben Bewegungsmuster in Szene setzt. Seine Bewegungen, limitiert durch den relativ kleinen Raum in dem er arbeitet, drücken aus, dass er nicht nur wie ein gefangenes Tier gehalten wird, sondern sich auch ohnmächtig verschiedenen Situationen gegenübersieht. Um die Vorstellung als ein Ereignis zu gestalten, welches das Publikum auch richtig packt, würde es jedoch einiger weniger Korrekturen, bzw. Kürzungen bedürfen.
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