Früher hieß es, wenn man an Zirkus dachte – „hoch oben, auf dem Seil“. Heute könnte man diese Aussage etwas nachbessern und postulieren: „hoch oben in der seidenen Stoffbahn“.
Die Luftakrobatik ist um ein wunderbares Genre reicher geworden. Aerial Silks – oder Tuchakrobatik steht hoch im Kurs und wird in Graz auch unterrichtet. „Akrosphäre“ nennt sich ein Verein, der sich der Vermittlung von Zirkustechniken verschrieben hat. Dazu gehören nicht nur Aerial Silks, sondern auch Kunststücke auf dem Trapez oder dem Loop sowie Partnerakrobatik.
Das Team von Akrosphäre bietet nicht nur Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Vielmehr ist es auch bestrebt, das Erlernte der Öffentlichkeit zu zeigen. Im Februar nun gab es ein Jubiläum zu feiern. Zum 5. Mal veranstalteten Uwe, Yasmine, Julia und Sophie den „Evening of Wonders“ und begingen ihn im ausverkauften großen Saal des Orpheums.
Von allerjüngsten Nachwuchstalenten mit 6 Jahren bis hin zu Profis auf dem Gebiet des zeitgenössischen Zirkus löste eine Nummer die nächste ab. Fein moderiert von Tim und Lex, die mit viel Humor durch den Abend führten und auch zeigen durften, dass sie selbst in dem Metier zu Hause sind und ordentlich performen können.
Eröffnet wurde der Abend mit den Luftakrobatik Kids und ihrer Nummer Winterwelt unter großem Beifall des Publikums. Dass hier auch ordentlich mitgezittert wurde, versteht sich von selbst.
Kata und Arno öffneten daraufhin mit „Lights in Motion“ einen Blick in die wunderbare Welt der beleuchteten Hula-Hoop-Reifen. Faszinierende Trugbilder vermischten sich mit akrobatischem Können und verzauberten das staunende Publikum.
Dass Socken ein Eigenleben führen können, durfte man anschließend bei der zauberhaften Loop-Performance von Mirjam Heypke erfahren.
Eine Family-Show vorwiegend mit Hebefiguren des Herrn Papa lieferte die „Karelly Family“ ab. „Die Akrobatin, der Clown und die Base“ hieß ihre Darbietung und weckte Erinnerungen an müde Eltern und nicht schlafen wollende Kinder.
Sarah Miriam und Ben des Lemour Physical Theatre aus Wiener Neustadt zeigten als Gäste in Graz ihren Act „Perfect Picture“. Mit ihrer pantomimischen Tanz-Show spannen sie einen Bogen von über 100 Jahren, um schließlich in unserer Gegenwart anzukommen und auf Biegen und Brechen ein Selfie von sich selbst machen zu können.
Der Act „Im Wald“ des Luftakrobatkkurses Erwachsene, sowie der „Kampf der Fabelwesen“ der Luftakrobatik Kids gaben einen schönen Einblick in die große Bandbreite künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten mit diesem Genre.
Yasmine Heyer und Uwe Sattelkow haben einen Ausschnitt ihres faszinierenden Programmes XPect wieder, das sie im vergangenen Jahr schon in Graz präsentierten. Sooft man diesen Act auch sieht – immer wieder ist man fasziniert vom Können der beiden Akrobaten-Profis und fragt sich, wie lange man wohl selbst für eine Nummer brauchen würde, die sich rund um ein Stage-Piano dreht.
In „Doll House“ – einer Aerial-Silk-Nummer des Luftakrobatikkurses Erwachsene spielten lebendige Puppen die Hauptrolle und überzeugten auch mit ihren wunderbaren Kostümen das Publikum
Alberto Martinez wiederum machte deutlich, dass es nicht viel mehr als einen Ball braucht, um die Menschen im Saal zum Staunen zu bringen. „Make me a man“ heißt seine Nummer, in der deutlich wird, dass es viele Jahre an Übung benötigt, um als Profi schließlich auf der Bühne reüssieren zu können.
Die Bedtime Stories von Julia Pauer und Sophie Staud waren nicht nur akrobatisch vom Feinsten. Zu zweit hoch in der Luft an den Aerial Silks zu den Klängen von Mr. Sandman, war bald Realität und Fiktion nicht mehr zu unterscheiden. Eine tolle Idee, Traumszenen hoch oben in der Luft zu kreieren, die zugleich atemlos machen.
Das Duo „Josh and Cloe“ bildete den Schlusspunkt des Abends, der über zweieinhalb Stunden dauerte und hoch akklamiert wurde. Ihre Nummer – angesiedelt zwischen Akrobatik und zeitgenössischem Contact-Dance beeindruckte auch durch ihre Kostüme, die sich durch eine raffinierte Lichtregie farbig im Nu veränderten.
Der „Evenening of Wonders“ öffnete mehrere Blickwinkel auf den zeitgenössischen Zirkus. Nicht nur, dass er für alle Altersstufen Möglichkeiten bietet, tätig zu werden. Es ist auch der Umstand, dass hier Menschen mit Menschen für Menschen performen und die Menschlichkeit mit ihrer Fehlbarkeit, aber vor allem auch ihrem Willen, etwas Schönes auf die Bühne zu bringen, im Vordergrund steht. Ein Umstand, der heute mehr zählt als je zuvor.
Hier geht’s zur Website der Akrosphäre: https://akrosphaere.at/programm-sommersemester-2024/