Dabei wird unter anderem kein Geringeres als das Thema des Nichts behandelt – an dem sich philosophische Köpfe wie Sartre oder Heidegger im 20. Jahrhundert ausgiebig abgearbeitet haben. Auf der Bühne der Black box des off-Theaters erfolgt die Nichts-Transformation in vielerlei Gestalt, wie zum Beispiel in Form des Versuches eines eigenen Nachrufs. Einer quasi aktiven biographischen Rückschau vom Nichts aus, der sich Isabella Jeschke stellen muss. Da das Thema seit längerer Zeit so etwas wie ein unabdingbarer, integraler Bestandteil von Persönlichkeitsseminaren aller Art zu sein scheint, können sich viele im Publikum mit der Situation von „Isi“ identifizieren und ihre Irritation und Schwierigkeit damit verstehen. Es sind Momente wie diese, das Erkennen einer Situation, in der man sich selbst auch schon befunden hat und mehr oder weniger glanzvoll scheiterte, welche die Würze des Abends ausmachen. Dass es nicht nur bei diesem einen Wiedererkennungs-Moment bleibt, ist Programm.
Nachgegangen wird auch der Frage nach den naturwissenschaftlichen Ungereimtheiten zwischen der Relativitätstheorie und der Quantenphysik, wenngleich zum Glück nicht mit mathematischen Formeln, sondern anschaulich verpackt mit Gugelhupf-Back-Vergleichen und einer permanenten Zeitvermessung, die Gerald Walsberger mit seiner Stoppuhr bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit durchführt.
Nachdem sich aber gleich zu Beginn erst einmal alle auf die Suche nach ihren eigenen „Augenwürmern“ machen, um danach den gestalttheoretischen Umsetzungen von Rina Juniku zuzusehen, die in ihrer preisverdächtigen Enten-Imitation auch die „sexy“ May Garzon und „Isi“ als stille und reißende Wasser miteinbezieht, stellt sich berechtigt die Frage, wer denn nun eigentlich das Konzept verstanden habe.
Für zusätzliche Verwirrung sorgt schließlich Gerald, der wissen will: „Für was würdest du niemals demonstrieren“, oder auch Mayes Gedanken, ob Selbstmord im juristischen Sinn Mord, Totschlag oder unterlassene Hilfeleistung sich selbst gegenüber ist. Diese Ausflüge in den Komplex der philosophischen Logik kitzeln die Humor-Areale in den Publikumshirnen und verlangen nach mehr.
In Susanne Brandts künstlerischer Beratung wird der Einfluss ihres intensiven Wirkens mit dem aktionstheater ensemble deutlich spürbar. Ihr gelingt dabei eine Fortschreibung des bewährten Erfolgskonzeptes von Martin Gruber, nicht zuletzt auch, da Isabella Jeschke dort ein bewährtes Ensemblemitglied ist.
Mit der Sängerin und Bassistin Antonia Dering und der Saxofonistin Anna Tsombanis hat sich das E3-Ensemble eine formidable Verstärkung geholt. Dering stellt ihre beeindruckende Stimmgewalt, gepaart mit einer intensiven Bühnenpräsenz nicht nur bei einer „Imagine“-Interpretation unter Beweis. Tsombanis hingegen ergänzt den Bass ihrer Kollegin mit geglückten Melodieführungen und markiert sowohl den Beginn als auch das Ende des Stückes mit sanften Windgeräuschen.
Dass Jeschke dem geglückten Tollhaustreiben in schneeweißen Outfits (Kostüme Pia Stross) mit ihrem letzten, kurzen Satz eine berührende und zugleich poetische Wendung gibt, ist wahrlich breath-taking. Nachdem Gerald Walsberger über Schwarze Löcher doziert hatte, die seiner Meinung nach überhaupt „das Ärgste“ sind, wird er von Isabella gefragt: „Hilft dir das daran zu glauben, hilft dir das?“