Ein Hauch von Woodstock in Graz

Ein Hauch von Woodstock in Graz

Michaela Preiner

Foto: ( )

17.

Juli 2019

Die Verschränkung von Kunst und gesellschaftlichem Impact kommt in dieser Arbeit nicht mit dem Holzhammer daher. Vielmehr gelingt CieLaroque mit „It`s all about“ das Kunststück, dem Publikum ein Stück positives Weltbild mit auf den Weg zu geben.

Der Beat rockt und lässt die Füße der Teilnehmenden mitwippen. Eine und einer nach dem anderen aus dem Publikum wird auf die Tanzfläche geholt oder tut dies von sich aus, ganz ohne Aufforderung. Innerhalb weniger Augenblicke hat sich die Bühne, auf der bisher drei Tänzer agierten, in einen Space verwandelt, auf dem zu happy music ausgelassen getanzt wird. Die fröhliche Stimmung ist unglaublich ansteckend und unweigerlich stellt sich die Frage: Wann durfte man das letzte Mal so unbeschwert sein? Wann hat man sich gemeinsam als „beautiful people“ erlebt? Frei nach dem Song „Beautiful people“ von Melanie, der im Anschluss an das gemeinsame Tanzerlebnis, erklingt. Das erste Mal sang ihn die Singer-Songwriterin 1969 beim Festival in Woodstock.

Die Choreografin Helene Weinzierl zeigt in ihrem neuen Stück „It´s all about“, dass man auch in Zeiten von täglicher Horror-Reizüberflutung das Leben feiern darf. Und wagt damit einen gesellschaftlichen Perspektivenwechsel, der unglaublich wohltut. Luan de Lima, Uwe Brauns und Alberto Cissello, das Ensemble von Weinzierls CieLaroque, switchen nicht nur das Publikum der Internationalen Bühnenwerkstatt in Graz von der passiven Zuschauerattitüde ins aktive Mitmachen. Vielmehr verbreiten sie in diesem Moment eine so wunderbare Laune, von der man möchte, dass sie lange anhält.

Doch bis es soweit ist, pendelt die Performance zwischen unterschiedlichen Polen. Zu Beginn sind die drei Tänzer eine lange Zeit mit sich selbst beschäftigt, durchmessen den Raum raschen Schrittes und zeigen erste, individuelle Bewegungsmuster. Bis sich beinahe ephemere Paarkombinationen ergeben, die – kaum stattgefunden – auch schon wieder Vergangenheit sind.

Unterfüttert von einer fein abgemischten Musikcollage zeigt Weinzierl ein Kaleidoskop an unterschiedlichen, humanen Befindlichkeiten. Von Rivalitäten oder pfauenhaften Selbstdarstellungen bis hin zu ersten Balzversuchen ist hier alles vertreten. Vieles bleibt angedeutet, mit wenigen Bewegungen nur skizziert – vieles bleibt für eine persönliche Interpretation offen. Und doch sind es die drei Männer, von denen sich jeder in einem Solo vorstellt, die der Performance einen starken Rahmen geben. Nicht zuletzt, weil sie auch sprachlich agieren.

Uwe Brauns präsentiert sich dabei als ein Mann, der am liebsten die Welt retten möchte und als Kind Bodyguard werden wollte. „It`s all about trust“ ist seine Devise, wohl wissend, dass man nicht jedem vertrauen darf. Alberto Cissello hingegen verkörpert den Strahlemann, den Sunnyboy, der alle unterhält und Brauns in einem Flamenco-Fechttanz nach vorherigem Gerangel tänzerisch herausfordert. Luan de Lima stellt er jedoch als seinen Freund vor, der meint, dass alles nur richtiges „timing“ ist. Dessen Solo widmet er einem Mädchen aus dem Publikum, das er mit einem Handy und einem Kopfhörer ausstattet; So, als würde nur sie die Musik hören können und er ausschließlich für sie alleine tanzen.

Neben der riesigen Portion an tänzerischem Können, das durch das hohe Tempo und ein exaktes Timing überzeugt, sind es die verschiedenen Stilmittel, welche die Performance extrem kurzweilig erscheinen lassen. Die Verschränkung von Kunst und gesellschaftlichem Impact kommt in dieser Arbeit nicht mit dem Holzhammer daher. Vielmehr gelingt CieLaroque mit „It`s all about“ das Kunststück, dem Publikum ein Stück positives Weltbild mit auf den Weg zu geben.

Weitere Tanzveranstaltungen des Festivals finden Sie auf der Website https://www.buehnenwerkstatt.at/performances-and-acts/

Pin It on Pinterest