Unterm Feinripp brodelt es gewaltig
Von Michaela Preiner
Da gibt es das Mama-Söhnchen (Peter Pertusini), das darunter leidet, dass seine Mutter seine väterliche Familienlinie schlecht redet. Dann den aggressiven Frauenverbraucher (Fabian Schiffkorn), der nicht versteht, warum er Stress mit Sitzengelassenen bekommt.
Dass ein Mann auch Angst haben darf, offenbart Andreas Jähnert gleich in der ersten Szene. Die Eingangstür zu seiner Wohnung, die er gerne mit so einem „eckigen Ding“ absichern möchte, bräuchte man nur antippen, schon könne man ihn ungehindert im Bett meucheln. Sein Bruder Sascha wiederum versucht alle, vor allem aber die Frauen zu verstehen. Er findet sie deshalb spannend, weil er mit ihnen ständig seinen eigenen Horizont erweitern kann.
Thomas Kolle beherrscht auf weiten Strecken das Bühnengeschehen als Prügelknabe. Wer meint, Prügelknaben könnten nichts beherrschen, wird an diesem Abend eines Besseren belehrt. Denn während sich seine Kollegen mit Schlägen an ihm abreagieren, liegt er am Boden und schaut lächelnd ins Publikum. Macht haben nur die, denen man Macht gibt und die bleibt in dieser Szene eindeutig bei Thomas.
Benjamin Vanyek wiederum steht außen vor. Bei allem und jedem. Er ist der personifizierte Verweigerer und bringt alleine deswegen den einen oder anderen der Truppe auf die Palme. „Du musst doch für etwas sein“, bekommt er dabei zu hören, ist sich selbst jedoch als Minuszahl im Gerangel um das ewige Schneller, Höher, Weiter völlig genug.
„Die wunderbare Zerstörung des Mannes“ (Foto: Stefan Hauer)
Die Farbschattierung der Männer-Befindlichkeiten, zumindest jene, die nach außen projiziert wird, liegt irgendwo dazwischen. Den starken Mann, den, der jederzeit mit Hammer und Bohrmaschine aushilft, den emphatischen, aber auch den, der immer weiß, wo es lang geht, sucht man in dieser Inszenierung vergebens. Aggressiv sind sie alle aber samt und sonders, ihr Konkurrenzkampf beginnt schon beim Joggen an der Ampel, wenn sie andere Männer sehen. Zu den Unbillen, die ein Männerleben zu ertragen hat, kommen noch weitere in der Form von Albträumen.
Einzelne, fein geschliffene Textpassagen freuen hingegen die, die philosophie- oder auch sprachaffin sind. Wie zum Beispiel jene, in welcher sich Benjamin gegen den Zirkelschluss behaupten muss, Kickl wäre ausgerechnet wegen ihm Innenminister geworden.
Die Demontage des gängigen Manns-Bildes geht so weit, dass im finalen Auftritt alle weiße Cheerleader-Pompons im Gleichklang schwingen – bis auch da das zackig Männliche sich letztlich step by step Bahn bricht.
Nadine Abado unterfüttert das Geschehen mit einigen Ohrwürmern. Ob rockig oder im Stil einer Ballade – die aus Wien stammende Künstlerin, die im Herbst ihr erstes Album herausbringt, darf zeigen, was sie kann. Und das ist beeindruckend. Claudia Virginia steuert, wie schon in vorigen Produktionen, projizierte Schmetterlinge auf schwarzen Fahnen und einen brüllenden Panther bei. Oder ist es nur eine Prothese tragende Dogge?
„Die wunderbare Zerstörung des Mannes“ (Fotos: Stefan Hauer)
„Die wunderbare Zerstörung des Mannes“ (Fotos: Stefan Hauer)
Die Aufführungsserie in Wien findet dieses Mal im Kosmos-Theater statt und beginnt am 13. Juni. Infos auf der Homepage.