Die „Mona Lisa“ des Palais Rohan

Hans Haug, Museumsmann – eine Leidenschaft am Werk!

Was wäre Straßburg ohne Museen? Diese Frage stellt man sich erst, wenn man die neue Ausstellung in Straßburg mit dem Titel „Hans Haug, Museumsmann – eine Leidenschaft am Werk“ besucht hat. Genau genommen ist es nicht eine einzige Ausstellung, sondern man muss schon 6 Museen in Straßburg besuchen, um sich einen umfassenden Überblick über die Arbeit jenes Mannes zu verschaffen, der maßgeblich an der heutigen Museumslandschaft in der Europastadt mitgewirkt hat.

Zwischen 1919 und 1965 war er an führender Stelle daran beteiligt, dass Straßburg seine heutige Museenvielfalt unter anderen mit dem historischen Museum, dem Kunstgewerbemuseum und dem Musée de l`Oeuvre de Notre -Dame, erhielt. Er war es, der letzteres, heute weit über seine Grenzen hinaus bekannte Museum gegenüber dem Straßburger Münster, überhaupt erst begründete. Dass der gesamte, große Komplex, wie er heute zu besichtigen ist, jedoch nicht historisch gewachsen, sondern nach Haugs Vorstellungen aus historischem, architektonischem Material Straßburgs „zusammengeflickt“ wurde, möchte man kaum glauben.

Die schöne Straßburgerin", Nicolas de Largillière, 1703, Musée des Beaux-Arts Strasbourg, photo N. Fussler

Die schöne Straßburgerin", Nicolas de Largillière, 1703, Musée des Beaux-Arts Strasbourg, photo N. Fussler

Diese Erkenntnis, sowie die Information, dass Haug auch für den Ankauf jenes Bildes verantwortlich war, das Straßburg wie kein anderes repräsentiert: La belle Strasbourgeoise – die schöne Straßburgerin von Nicolas de Largillière aus dem Jahre 1703, lassen erkennen, dass Hans Haug seinen kulturellen Stempel bis heute nachhaltig der Stadt aufgedrückt hat. Im Jahre 1963, als das Bild angekauft wurde, war die Ausgabe nicht unumstritten, denn die Summe war der höchste Betrag, den Frankreich nach 1914 für ein einzelnes Kunstwerk ausgegeben hatte. Von Umwegrentabilität war damals noch keine Rede – aus heutiger Sicht jedoch war die Investition mehr als lohnend, kann man das Bild, was seine Zugkraft beim Publikum anlangt, ohne Übertreibung als die „Mona Lisa“ des Palais Rohan bezeichnen.

Die Ausstellung selbst ist ein Wagnis, denn sie ist speziell für ein interessiertes Fachpublikum gemacht, dem es nicht zu anstrengend ist, sich mit der Museumsgeschichte Straßburgs auseinander zu setzen. Neben den Informationen zu Haugs umfangreicher Tätigkeit, ist auch eine Auswahl an Zeichnungen zu sehen, die der Museumsmann zeit seines Lebens unter dem Pseudonym „Balthasar“ mit Freude „nebenbei“ anfertigte. Kleine, mit sicherem Strich „notierte“ Blätter, die wegen ihrer Straßburgansichten, aber auch humorvollen Interpretationen bei den Straßburgern selbst sehr beliebt waren.

Einen geballten Überblick über das Schaffen dieses kunstverständigen Elsässers gibt der Katalog „Hans Haug, homme de musées – une passion à l`oeuvre“, der leider nur in französischer Sprache verfasst ist. Besucher der Ausstellungen, die gerne deutsche Informationen lesen möchten, erhalten diese an den jeweiligen Museumskassen.

Die Hauptausstellung wird in der Galerie Heitz im Palais Rohan gezeigt. In sechs Straßburger Museen wird man anhand von Informationstafeln vor Ort über das Wirken Haugs in den jeweiligen Häusern informiert.

Ausstellungsdauer: 9. Oktober – 28. Februar 2010

Ort: Galerie Heitz im Palais Rohan

2, place du Château, Straßburg, sowie Rundgang durch sechs Straßburger Museen

Weitere Infos unter: https://www.musees.strasbourg.org

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