Das unausprechliche Duo

DuaDueDuiDuo – Jean-Louis Marchand, Meister der Klarinetten und Christophe Rieger, ebensolcher der Saxophone, bilden das Duo mit dem unaussprechlichen Namen. Im Rahmen des Festivals Jazzdor traten sie im TJP (Theatre jeune public – Theater der Jugend) auf.

DuaDueDuiDuo (Foto:Sophie Dungler)

DuaDueDuiDuo (Foto:Sophie Dungler)

Ihre Musik ist mit dem Sammelbegriff Jazz nicht wirklich gut beschrieben, denn sie spielen extrem anspruchsvolle Stücke, die sich eher unter dem label „zeitgenössische Musik“ einreihen. Damit ist auch gemeint, dass Improvisationen in dem von ihnen präsentierten Konzert überhaupt nicht vorkamen, ja sie sich vielmehr striktest an die vorgegebenen Notationen hielten. Viele der Stücke sind in den Bereich der Minimalmusic einzureihen und basieren auf logischen Abfolgen von Tönen, die untereinander in einem stärkeren mathematisch-logischen Zusammenhang stehen, denn an einem an einer Hörästhetik ausgerichteten Schema. Mit ihrem ersten Auftritt wurde bereits klar, welche Ausrichtung die Musiker in diesem Konzert verfolgten. Quer über die Bühne war in Augenhöhe eine Schnur gespannt, auf der Seite an Seite Notenblätter hingen, die von den beiden horizontal – also von links nach rechts gehend – in Töne umgesetzt wurden. Am linken Bühnenrand angekommen, ging es wieder Schritt für Schritt und Ton für Ton zurück zur Ausgangsbasis, so als ob man einen Film von rückwärts wieder nach vorspulen würde. Dass Stücke, die von rückwärts gespielt werden ein anderes Hörerlebnis bieten als solche, welche der Notation in herkömmlicher Reihe folgen, war zwar keine neue Erkenntnis, aber es wurde klar, dass die beiden Musiker auch mit Spaß an die Sache gingen – trotz aller musikalischer Herausforderungen die sehr, sehr hoch waren. Steve Reich benennen die Musiker als eines ihrer Vorbilder.  Lange Reihen von sich nur minimal verändernden Tonfolgen, in welchen jedoch jeder einzelne Ton differenziert behandelt wurde, ein Unisonostück, das sich nur in den letzten Tönen als intervallfähig zeigte, ein Werk, dessen Einleitung nur als aspirierend zu hören war und erst allmählich in hörbare Töne verwandelt wurde – all das zeigt auf, dass das Repertoire von DuaDueDuiDuo mehr als Kopfarbeit denn als fröhliches Musizieren aufgefasst werden kann. Dass das Konzert dennoch ein Hörerlebnis war, ist der Virtuosität und des intimen Aufeinanderhörens von Marchand und Rieger zu verdanken. Auch ihre optische Annäherung – beide treten schwarz gekleidet mit schwarzen Brillen und einer kurzrasierten Frisur auf – deutet auf die immense Harmonie, die sie auch über den Bühnenrand hinaus ausstrahlen. Gerade diese gegenseitige Akzeptanz, die sich in den gewählten Werken dadurch wiederspiegelt, dass es nur selten eine Haupt- und Nebenstimme gibt, berührte das Publikum, das an diesem Abend ein Konzert erlebte, welches auch den Übertitel „Gleichberechtigung“ hätte tragen können.

Dieser Artikel ist auch verfügbar auf: Französisch

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