George Sand trifft Frédéric Chopin, lautet die derzeitige Produktion des „Portraittheaters“, einem Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat „Personen, die durch ihr politisches, philosophisches, wissenschaftliches oder künstlerisches Wirken oder andere besondere Leistungen eine herausragende Rolle in der Gesellschaft erreicht haben, einem breiteren Publikum durch künstlerische Darstellung vorzustellen. Einen Schwerpunkt bildet die Porträtierung von herausragenden Frauen, um deren Wirkung oder Bedeutung in der Öffentlichkeit besser sichtbar zu machen.“ Soweit die Information laut Website. Dass dieses Ziel auch tatsächlich erreicht werden kann, zeigt noch bis 31. Mai das Theater Drachengasse.
Es genügen ein Stuhl und ein Tisch, eingehüllt in dunkelroten Brokat, ein Klavier samt Pianist und Anita Zieher, die in die Rolle von George Sand schlüpft und aus deren Texten liest. Und schon entsteht ein lebendiges Bild nicht nur jener Frau, die sich im 19. Jahrhundert in Frankreich Freiheiten nahm, die zu jener Zeit schier undenkbar waren. Vielmehr klingt ganz nebenbei auch eine gehörige Portion Zeitgeist mit, gewürzt mit einer Prise Musik von Chopin, die von Werner Lemberg am Pianino beigesteuert wird.
Brigitte Pointner, für die Regie verantwortlich, lässt George Sand, bekleidet mit Zylinder, schwarzem Gehrock, weißer Weste und Nadelstreifhose – ganz Dandy der Romantik – mit wenigen Hinweisen die Umrisse ihres Lebens skizzieren. Das Hauptaugenmerk jedoch legt sie auf ihr Gefühlsleben, das ständig von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt schwankte. Ihre 9jährige Affäre mit Chopin war von ebensolchen Emotionen geprägt, von „einer Reise zu den Sternen“, wie Sand es selbst ausdrückte, bis hin zu jener Beziehungshölle, in der ihr die Luft zum Atmen fehlte. Interessant dabei, dass Chopin fast unbeachtet bleibt und einzig durch seine Musik sprechen darf.
All dies sind wäre nun keiner großen Erwähnung wert, hätte Sand nicht ein umfangreiches literarisches Oeuvre hinterlassen, war sie doch zeitlebens besessen von ihrer Arbeit. Gerade das ist es, was Frauen heute in eine ähnliche Situation bringt – die Hin- und Hergerissenheit zwischen Beruf, Liebe und Kindern. Die Idee, die Persönlichkeit von George Sand nur ganz punktuell zu beleuchten, geht auf. Anita Zieher gelingt es, Sands seelische Verletzungen, ihre Höhenflüge aber auch ihr analytisches Denken wiederaufleben zu lassen und in den knapp eineinhalb Stunden das Publikum so zu infizieren, dass man mehr von und über Sand lesen möchte.