Darf ich bitten?

Das Team um Matthias Lošek hat sich für die diesjährige Saison von Wien Modern etwas Besonderes ausgedacht. Unter dem Motto „Tanzmusik für Fortgeschrittene“ lud es in den großen Saal des Konzerthauses, der zum Teil mit kleinen Tischen bestückt und zum Teil mit einer Tanzfläche versehen war. Das garantierte einerseits ein fröhliches Kommen und Gehen, andererseits aber auch eine gehörige Portion erhöhten Lärmpegel. Musikalisch ausgestattet wurde der Abend vom RSO unter seinem Chefdirigenten Cornelius Meister, dem sein Dirigat an diesem Abend sichtbar großen Spaß bereitete.


Die Bandbreite der Musik reichte von der Strauß-Dynastie über Korngold sowie herrliche Schwertsik-Rhythmen mit historischen Anklängen bis hin zu Werken von Friedrich Cerha, zu denen auch das Tanzbein geschwungen werden durfte. Als Höhepunkt galten aber jene Uraufführungen, die gleich an 10 verschiedene Komponistinnen und Komponisten vergeben worden waren. Einige von ihnen ergriffen auch gleich die seltene Gelegenheit, um ihre eigenen Kompositionen auf ihre Tanztauglichkeit hin zu überprüfen. Hautzinger/Suppan, Winkler, Pulsinger, Gedizlioğlu, Fuchs, Resch, Fuentes, Doderer, Löschel und Lang – sie alle schufen aktuelle „Tanzbeiträge“ die man gerne auch abseits eines virilen Mini-Ballgeschehens hören würde. Gelegenheit dazu gibt es tatsächlich. Das aufgezeichnete Konzert wird am 1.1.2014 in der Sendung „Ö1 extra“ gesendet. Von schwierigen, rhythmischen Vorgaben bis hin zu Mambo-Takten war so gut wie alles vorhanden, was man sich unter einer „zeitgenössischen Tanzmusikproduktion“ vorstellen kann.

Die Spannung, einerseits Neues hören zu wollen und andererseits dem Publikum genügend Raum für ein Geschehen rund um die Tanzfläche zu geben, wurde an diesem Abend nur ansatzweise gelöst. Dies bietet aber immerhin die Möglichkeit, dieses Experiment in welcher Art und Weise auch immer, unter vielleicht anderen Prämissen im nächsten Jahr fortzusetzen. Wünschenswert wäre es sehr, denn und das war an diesem Abend auffallend, der Altersschnitt des Publikums war nicht nur durch die anwesenden Komponistinnen und Komponisten und deren Anhang deutlich niedriger als sonst. Auch die jugendlichen Tanzwütigen – direkt einer Tanzschule entsprungen und auf das große Parkett des Konzerthauses losgelassen – hatten ihren Riesenspaß an diesem außergewöhnlichen musikalischen Sonder-Tanzereignis.

Womit bewiesen wäre, dass zeitgenössische Musik, wenn sie klug gemacht ist, sogar Generationen vereinen kann.

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