Florian Stemberger entdeckte Galuppi durch die Einspielung seiner C-Dur Sonate von Arturo Benedetto Michelangeli. Es ist das einzige Klavierstück, das von Galuppi außerhalb Italiens bis heute bekannt geworden ist. Die Schönheit dieses Werkes hatte es dem österreichischen Pianisten angetan und er machte sich auf eine akribische Suche nach weiterem Material. Dabei wurde er in Archiven in Brüssel, München aber auch Venedig fündig.
Der Superstar Galuppi – immerhin war er auch „maestro di coro“ von San Marco, das war das höchste Amt, das in seiner Profession damals in Venedig vergeben werden konnte – stand musikalisch zwischen dem ausgehenden Barock und der frühen Klassik und verband in seinen Kompositionen alte mit neuen Stilmitteln. Bei der Wiedergabe der ausgewählten Werke verzichtete Stemberger auf einige notierte Wiederholungen, um dem Publikum in Wien so viel Musik wie möglich von dem Komponisten zu Gehör zu bringen. Und tatsächlich beeindruckte die Bandbreite von Galuppis Kompositionsfähigkeiten. Barocke Tonskaskaden mit den üblichen Triller- und Vorschlagsverzierungen waren ebenso zu hören wie Toccaten, die ganz in der Bachnachfolge einen höchst komplizierten Tonsatz aufweisen. Dass Stemberger bei der Toccata in F-Dur, i 15 (Thematischer Index der Sonaten und Konzerte von Hedda Illy) ein Arpeggio realisierte, ließ im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen. Unterfütterte er doch die rechte Stimme mit einem auffallend akkordisch gesetzten, dichten Bass in der Linken, bei dem sich die gewagten Harmonien von der barocken Praxis absetzten und ein spannendes, musikalisches Gefüge ergaben.
Auffallend waren von Beginn weg der kräftige Anschlag des Pianisten, der den Steinway-Flügel in keiner Weise schonte. Seine Technik, für die er in Galuppis Sonaten einen eigenen Anschlagsmodus entwickelte, könnte man am besten mit der Einhaltung barocker Präzision aus dem Verständnis der Instrumente dieser Zeit beschreiben, jedoch praktisch auf einem zeitgenössischen Flügel umgesetzt. Vieles, was Galuppi für Cembalo schrieb – DEM Tasteninstrument seiner Zeit – ist laut Stemberger darauf nicht gut wiederzugeben. Das betrifft die Melodieführung ebenso wie die Bassbegleitung. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Entwicklung des Pianofortes, dem Vorgänger unserer heutigen Klaviere, von Bartolomäo Christofori 1726 in Florenz abgeschlossen war und Galuppi davon wahrscheinlich nicht nur informiert war, sondern auch auf solchen Instrumenten spielen konnte.
Schließlich war er auch ein weitgereister Mann und konzertierte an den Höfen in London, Dresden oder St. Petersburg, die allein schon aus Imagegründen großen Wert auf den Erwerb der neuesten Instrumente legten. Stembergers Spiel beeindruckte vor allem in seinen wild auf die Tasten gesetzten Arpeggios und seinem Staccato-Spiel, bei denen es den Anschein hatte, als würde er dem Instrument mächtige Schläge versetzen. Zugleich geht von seiner Virtuosität, die er vor allem im zweiten Teil des Programmes demonstrierte, eine Faszination aus. Seinen Fingern und Armbewegungen ist eine der Komposition innewohnende Choreografie abzulesen, die Stemberger durch sein entwaffnend lebhaftes und rasantes Spiel sichtbar werden lässt. Dass er dabei mit geschlossenen Augen spielt, fasziniert zusätzlich.
Die „Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit“, die Stemberger in den Galuppi-Sonaten erkennt, möchte der Pianist, vielleicht auch mithilfe von Sponsoren, in naher Zukunft auf zwei CDs festhalten. Das Publikum bedankte sich mit langen Ovationen, für die Stemberger sich mit zwei Zugaben revanchierte.