Schockwellen in der Laiterie

Schockwellen in der Laiterie

Die Turntables liefen an diesem Abend heiß (Photo: A. Schuster)

Die Turntables liefen an diesem Abend heiß (Photo: A. Schuster)

Ondes de choc – vorweihnachtliches Hard-core-Event in der Laiterie in Straßburg

Mit einem Großaufgebot an bekannten französischen DJ´s richtete die Laiterie in Straßburg ihr vorweihnachtliches Programm aus. Radium, Lenny D, Maissouille, Miss Tiffy und die Programers waren an den Turntables aktiv. Die vorweihnachtliche Party-Zone erstreckte sich über zwei Floors – einer Hard-Core- und einer Techno- Area. Schon in den Öffis waren die Besucherinnen und Besucher der Laiterie an ihren Outfits zu erkennen. Mit Pearcings, bunten Haaren, ausrasierten Schläfen, Dread-locks, und verschiedensten labels und DJ-Namen auf den T-Shirts hoben se sich von den extrem uniformistisch gekleideten Franzosen in der futuristischen Tram von Straßburg ab. Spätestens als diese Mitfahrer ebenfalls bei der Haltestelle  „laiterie“ die Straßenbahn verließen, bestätigte sich die Vermutung , dass es sich wirklich um die Besucher des Hardcore-Festivals handelte.  In eisiger Kälte bei minus 16 Grad warteten die ersten 50 eine knappe halbe Stunde auf den Einlass, um dann die location im wahrsten Sinne des Wortes zu stürmen. Kein Wunder – bei den Temperaturen. Drinnen ging´s dann aber umso heißer zu.

Frenchcore in der Laiterie ließt das Publikum abtanzen (Photo: A. Schuster)

Frenchcore in der Laiterie ließt das Publikum abtanzen (Photo: A. Schuster)

Der Hauptact – Radium – war erst für 2 Uhr angesetzt, was aber die Leute nicht daran hinderte, schon vorher abzutanzen. Radium – mit 36 der Hard-core-Veteran unter den Franzosen, der in den 90ern mit Shock-waves gemeinsam begann, hard-core zu performen, hat einen vollen Terminkalender für kommendes Jahr. Deutschland, Schweiz, Holland und Italien stehen neben Frankreich auf dem Tourneeplan. In seinem neuen Album „master-piss“ zeigt er – entgegen den vorigen Alben – seine roots auf. Sein Stil wird als French-core bezeichnet. Die männliche Phalanx der Dj´s wurde an diesem Abend nur von Miss Tiffy (Urban poison) durchbrochen. Sie ist eine der ganz wenigen weiblichen artists in diesem Metier und es ist kaum zu glauben, mit welchem drive die zarte Djane dem überwiegend männlichen Publikum einheizt. 1999 tanzte sie in Paris das erste Mal auf einer hard-core-Party. Mit hard-core aufgewachsen, der im Osten von Frankreich extrem populär ist, begann sie schließlich selbst aufzulegen. Das Ungewöhnliche an ihrer performance waren die häufigen breaks , an welchen  man deutlich den Einfluss  der Industrial-Szene  der 90-er Jahre erkannte. Für September 2010 ist die Gründung eines eigenen labels geplant.   „Hardcore will never die“ – diesen Satz wollte Miss Tiffy unbedingt im Interview unterbringen – here it is! Julien und Pierre-Yves, die Programers, erklärten uns den Begriff French-core: In diesem style kann Verschiedenes wie Hip-Hop, Metal, Video-games und sound-samples gemischt werden. Vor allem die Prorgamers lieben den sound von Video-games. Hard-core bedeutet für die beiden Unabhängigkeit und Freiheit. Ihr faible für Filmmusik und samples von Video-games ist für sie bezeichnend. Dass Julien noch dazu aussieht wie die junge, blonde Ausgabe von Quentin Tarantino, bringt ihnen einen zusätzlichen Wiedererkennungswert. Vielleicht kann man sie nächstes Jahr auch in Wien hören. Die beiden fanden es gut, ein Interview machen zu können, da es für hard-core wenige Medien gibt, die darüber berichten. Deswegen machen news aus dieser Szene nur langsam die Runde. Free-parties gibt es in Frankreich aufgrund der polizeilichen Restriktionen so gut wie gar nicht mehr, was eigentlich der Idee von Hard-core völlig widerspricht. Eintritte mit 16 Euro können sich nur wenige leisten – unter der Regierung von Sarkozy sind die Veranstalter jedoch gezwungen, öffentlich zu agieren. Der Begriff Festival hat sich deswegen ironischerweise in der Szene in „Sarko-val“ geändert – was eigentlich schon alles aussagt. Trotz der hohen Getränkepreise und dem Rauchverbot war die Stimmung ungebrochen. Als wir die Party um 3 Uhr morgens als eine der ersten verließen, war noch kein Ende absehbar. „The movement should be going!“ (Zit: Maissouille)

Der Video vermittelt zumindest einen kleinen Eindruck des Abends.

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