Farben für die Menschlichkeit
02. Dezember 2024
Der Art Collectors Club des Wiener Roten Kreuzes setzt auf die Zusammenarbeit mit Heimo Zobernig, um Kunst und Menschlichkeit zu vereinen
Michaela Preiner
Lesezeit: 4 Minuten
Foto: (WRK / Markus Hechenberger)

Die Initiative des Art Collectors Club des Wiener Roten Kreuzes zeigt, dass Kunst und humanitäres Engagement auf einzigartige Weise verbunden werden können. Seit 1995 bringt der Club renommierte Künstlerinnen und Künstler mit der Mission des Roten Kreuzes zusammen: durch Kunst Menschen in Not zu helfen. Jährlich entsteht eine limitierte Druckgrafik-Edition, die nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern auch ein wichtiges Instrument der Katastrophenhilfe ist.

Heimo Zobernig und die Kunst des Helfens

Der international bekannte Künstler Heimo Zobernig, dessen Werke in den bedeutendsten Museen der Welt vertreten sind, hat eine Serie von Unikatdruckgrafiken gestaltet, die Anfang Dezember in der Galerie Meyer*Kainer präsentiert wird. „Ich bin gerne dabei, denn das, was das Rote Kreuz macht, ist eine der wichtigsten Sachen. Verbindet man es mit dem, was der Inhalt dieses Druckes ist, wird deutlich, wie oft es Einsätze in der Natur, also am Berg, in der Wüste oder am Wasser gibt“, erklärt der Künstler.

Die Drucke, entstanden in Zusammenarbeit mit der Druckwerkstatt Zein Editions, zeigen ein quadratisches Motiv voller lebendiger Farben und subtiler Botschaften. Auffallend ist das eingebettete Wortspiel „PAIN“, das wie ein stiller Klang durch die Bilder schwingt. Gleichzeitig sind die Spuren des Entstehungsprozesses – Druckpasser und Handabdrücke – sichtbar geblieben, eine bewusste Entscheidung des Künstlers. Für Zobernig ist es wesentlich, dass die Betrachtenden die Kunst nicht nur sehen, sondern auch den Prozess der Schöpfung nachfühlen können.

european cultural news.com farben fuer die menschlichkeit 4MH 7003 b

Foto: (WRK / Markus Hechenberger)

Diese direkte Verbindung zwischen Schöpfungsprozess und Betrachtenden ist typisch für Zobernigs Arbeit. Wie sehr seine Kunst mit der Natur verbunden ist, erklärt er folgendermaßen: „Wesentlich für mich ist, dass die Malerei, die dem Druck zugrunde liegt, etwas probiert, das uns die Natur zeigt. Es ist nicht nach der Natur gemalt, sondern etwas, das Schönheit erzeugt wie Natur. Ursprünglich kommt die Farbe aus der Natur. Es waren Mineralien, Oxide und Pflanzen, die als Farbe für die Malerei gewonnen wurden.“

Zobernig, der in der Kunstszene als einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Kunst in Österreich gilt, beweist auch in der neuen Serie sein meisterhaftes Verständnis für die Macht der Reduktion und die subtile Eleganz der Formensprache.

Der Künstler, bekannt für seine Auseinandersetzung mit Minimalismus und Konzeptkunst, setzt in der Edition auf eine Rückbesinnung zu klaren, geometrischen Formen: Rechtecke, Quadrate und einem Zusammenspiel von unterschiedlich färbigen Flächen. Diese geometrischen Elemente sind nicht einfach nur abstrakte Grundfiguren. Obwohl sie auf den ersten Blick an computergenerierte Schaltflächen erinnern, gelingt es Zobernig, ihnen eine sinnliche Dimension zu verleihen. Die Farbgebung ist leuchtend, das Zusammenspiel von Flächen und Negativräumen sorgfältig komponiert und von einer Leichtigkeit, die fast tänzerisch wirkt „Es gibt ganz wenige Farbnamen, die wie „Rot“, „Gelb“, „Grün“ oder „Blau“ abstrakt zu lesen sind. Aber es gibt tausende Farbnamen, die sich daran orientieren, was wir gerne essen, was wir übel finden, was wächst oder was wir einfach als Materie vorfinden. Ich habe mich lange damit beschäftigt und versucht, meine eigene Palette zu finden und zu verstehen“. Die implementierte Aussage ‚Pain‘ verbindet auf intelligente Weise den Grundgedanken des Roten Kreuzes – Menschen im Schmerz zu helfen.

Zobernigs Grafiken sind voller rhythmischer Elemente – als würde man einer Melodie mit den Augen folgen. Die Farbflächen korrespondieren mit der Linearität der geometrischen Formen. Das Verhältnis von Vorder- und Hintergrund wirkt dabei dynamisch, fast als ob die Flächen atmen würden. Zobernigs Kunst spielt mit der Wahrnehmung und schafft eine Balance zwischen Präzision und Verspieltheit. Diese Offenheit macht die Arbeiten zugänglich für Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und ermöglicht es jedem, eine persönliche Verbindung zu den Werken herzustellen.

Der Art Collectors Club und seine Mission

Die Initiative erlaubt Kunstbegeisterten, mit dem Erwerb einer Grafik einen direkten Beitrag zur humanitären Hilfe zu leisten. Die Werke werden gegen eine freiwillige Mindestspende vergeben, deren Erlöse direkt in die Katastrophenhilfe des Wiener Roten Kreuzes fließen. Diese Hilfe ist vielfältig: Sie reicht von Soforthilfemaßnahmen bei Naturkatastrophen bis hin zur Unterstützung von Menschen, die durch Krieg oder humanitäre Krisen in Not geraten. Auch in Österreich selbst kommen die Mittel zum Einsatz, etwa bei Rettungsdiensten, Notunterkünften oder der Versorgung von Menschen, die von akuten Krisen betroffen sind.

„Der Art Collectors Club zeigt, wie Kunst eine Brücke zwischen Ästhetik und Menschlichkeit schlagen kann“, erklärt eine Sprecherin des Roten Kreuzes. „Jeder Kauf eines Kunstwerks ist ein Beitrag dazu, Leben zu retten und Hoffnung zu schenken.“

Bisher haben sich Künstler und Künstlerinnen wie Christian Ludwig Attersee, Herbert Brandl, Brigitte Kowanz, Peter Sengl, Billi Thanner, Franz Zadrazil, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Hubert Scheibl, Eva Schlegel und Erwin Wurm bereit erklärt, einen künstlerischen Beitrag zu leisten.

Die Präsentation der Edition findet am 4. Dezember 2024 um 18:00 Uhr in der Galerie Meyer*Kainer (Eschenbachgasse 9, 1010 Wien) statt. Interessierte sind herzlich eingeladen, die Werke im Original zu bewundern und Teil dieser außergewöhnlichen Initiative zu werden. Denn der Art Collectors Club des Wiener Roten Kreuzes zeigt: Kunst kann nicht nur die Welt verschönern, sondern sie auch verbessern.

Weitere Informationen:
www.wrk.at/artcollectorsclub