Von Michaela Preiner
Das aktionstheater ensemble präsentierte in Wien seine neue Produktion „Ich glaube“.
Der Text vom Leiter und Regisseur Martin Gruber, gemeinsam mit seinem Ensemble erarbeitet, bietet einen Parforceritt entlang verschiedener Glaubensfragen unterschiedlichster Religionen. Zugleich macht er auch mehrere Fenster in ein Generalthema des Theaters und der Literatur auf: Die Liebe.
Fröhliches Fettnäpfchen-Springen
Da wäre der Blick auf die bigotte, polnische Großmutter von Claudia Kottal. Zwar folgt ihr die Familie zu Feiertagen brav in die Kirche, nimmt aber schon kurz nach Beginn der Messe Reißaus. Susanne Brandt – in Topform – steht im Dauerclinch mit ihrem jungen Kollegen Martin Hemmer (Das hab` ich doch gerade gesagt, Martin!) und versucht verzweifelt, die Emanzipation der Frauen von der Reformation her abzuleiten. Alev Irmak tritt gleich zu Beginn als aggressive Bühnenstürmerin auf. Ihre auf Türkisch vorgebrachte, scheinbare Publikumsbeschimpfung konnten die Zusehenden inhaltlich nur durch ihre Schreitiraden und ihre wilde Gestikulation erahnen. Groß war dann die Erleichterung, als sie aufklärte, dass sie dabei nur demonstriert hatte, wie sie einen GIS-Beamten von ihrer Wohnungstür vertrieb.
Eine große Prise Poesie
„Ich glaube“ (Fotos: Stefan Hauer)
„Ich glaube“ (Foto: Gerhard Breitwieser)
„Ich glaube“ (Foto: Stefan Hauer)
„Ich glaube“ gibt – wie alle Inszenierungen des aktionstheater ensembles keine schlüssigen Antworten, ja nicht einmal präzis gestellte Fragen. Das Stück zeigt mit dem Holzhammer und subtil gleichzeitig – so skurril dies auch klingen mag – wie unbeholfen unsere Gesellschaft derzeit mit dem Glaubensphänomen umgeht. Egal, ob dies im Zusammenhang mit Religion oder mit der Liebe verstanden wird. „Das einzig wirklich verbindende Element in allen Diskussionen zu diesem Stück, die Conclusio nahezu jeden Interviews, war der „Glaube“ an die Liebe.“, schreibt Martin Gruber im Text des Programmzettels. Und selbst diese Aussage steht am Ende zur Disposition, wenn Alev in tiefstem Liebesschmerz Allah anruft.
Weitere Informationen auf der Homepage des WerkX oder des aktionstheater ensemble.
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